Schon am Nachmittag hatten sich mehrere hundert Teenager vor den Museumstoren versammelt, um einen Blick auf ihre Idole von der Band Tokio Hotel zu erhaschen. Doch der erste Gast, der am frühen Abend eintraf, war der Gastgeber selbst: Verleger Hubert Burda fuhr mit Chauffeur in einem schwarzen Pullmann vor, was die ausharrenden Mädchen zunächst in lautstarken Enthusiasmus versetze - in der Hoffnung, es handle sich um Popstars. Sie kreischten umsonst - aber immerhin winkte Burda ihnen fröhlich zu.

Stars und Sternchen aus dem In- und Ausland folgten im Minutentakt und sorgten im Foyer des Gebäudes für ein mehrstündiges Blitzlichtgewitter. Besondere Aufmerksamkeit wurde Victoria Beckham zuteil, die sich in ihrem bis zum Hals geschlossenen Abendkleid von Roberto Cavalli allerdings äußert zugeknöpft gab. Die Fotografen mussten sich mit wenigen Posen zufrieden geben. Ein Lächeln oder gar eine Silbe hatte das Ex-Spice-Girl nicht für sie übrig.

Entertainer Harald Schmidt, der die Bambi-Gala gemeinsam mit Topmodell Eva Padberg moderierte, gab der Veranstaltung seine eigene Note. Wer um 20.15 Uhr Das Erste einschaltete, vermutete wohl zunächst, dass Schmidt seine eigene Show auf einen früheren Sendeplatz verlegt hat. Der Entertainer schnupperte an Padberg herum, versprach, sie für den Rest des Abends zu beschützen, und scherzte mit Blick auf den Veranstaltungsort: "Heute bin ich dort angekommen, wo ich künstlerisch immer hingehört habe - in einem Autohaus". Als er aus dem Evergreen "New York, New York" auch noch eine Stuttgart-Hymne machte, hatte er die Lacher voll auf seiner Seite.

Für die Promis aus Showbusiness, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Medien bot die Bambi-Verleihung wie immer die Möglichkeit zum Sehen und Gesehen werden. Die neuesten Kreationen internationaler Modedesigner wurden vorgeführt - trägerlos oder rückenfrei, und mit Perlen, Federn, Spitze oder Strass besetzt. Nur die Mitglieder der Band Juli kamen in Sportswear und Jeans. Eine Rockband müsse sich nicht an eine Kleiderordnung halten, lautete ihre Begründung.

Schauspielerin Heike Makatsch entsprach in einer seidig glänzenden Abendrobe dagegen dem Dresscode und plauderte auf dem roten Teppich über ihre Schwangerschaft. "Hätte ich gewusst, dass es einem dabei so gut geht, hätte ich das schon früher gemacht", ließ sie die Öffentlichkeit wissen. Regisseur Sönke Wortmann präsentierte sich nicht weniger gelassen. Er sei nicht so nervös, weil es ja schon sein zweiter Bambi sei.

Majestätischen Glanz und auch Ernsthaftigkeit verlieh Königin Silvia der Gala. Begrüßt von Fähnchen schwenkenden Kindern und gehüllt in ein rotes Kleid mit Spitze betrat sie als letzter Gast den Saal, wo sie vom Publikum mit stehenden Ovationen empfangen wurde. Den Ehren-Bambi für ihr soziales Engagement für Kinder im Rahmen der von ihr gegründeten "World Childhood Foundation" nahm sie mit Würde und einem Appell entgegen, allen Kindern dieser Welt zu ihren Menschenrechten zu verhelfen. Dabei sprach sie auch Themen wie Menschenhandel und sexuellen Missbrauch an - "das schlimmste Verbrechen, was Kindern angetan werden kann".

17 Bambi-Auszeichnungen wurden insgesamt verteilt. Die Riege der Preisträger reicht von Nadja Tiller und Walter Giller über Mario Adorf und Samuel L. Jackson bis zu den Torhütern Oliver Kahn und Jens Lehmann. Zu den Überraschungen des Abends gehörte ein "Extra"-Bambi für den 2003 verstorbenen Hollywoodstar Gregory Peck, der von seiner Witwe entgegengenommen wurde. Er ersetzt einen vor mehr als 50 Jahren an Peck vergebenen Porzellan-Bambi, der bei einem Erdbeben in Kalifornien vom Kaminsims stürzte. Dabei brach nicht nur das Rehkitz entzwei, es schlug auch noch einem Oscar den Arm ab.

Die Liste der Bambi-Preisträger:

Ehrenbambi: Königin Silvia von Schweden

Lebenswerk: Nadja Tiller und Walter Giller

Film International: Samuel L. Jackson

Film des Jahres: Bernd Eichinger, Tom Tykwer und Bernd Whishaw für "Das Parfum"

TV-Ereignis des Jahres: "Margarete Steiff" (ARD)

Schauspiel national: Heike Makatsch und Sebastian Koch

Dokumentation: Sönke Wortmann für "Deutschland. Ein Sommermärchen"

Engagement: "Wangen hilft Togo", Kevin Barth, Stefanie Dörrer

Kultur: Mario Adorf

Klassik: Anna Netrebko Shooting

Stars: Scissor Sisters Musik National: Juli

Kunst: Jörg Immendorff

Sport: Oliver Kahn und Jens Lehmann

Mode: Roberto Cavalli