Künstlerin fotografiert Freier "Warum gehen Sie ins Bordell?"

Düsseldorf · Frauen sind nur ganz selten in Bordellen als Gäste zu finden. Künstlerin Bettina Flitner tauchte in die Rotlicht-Welt ein - und ging noch einen Schritt weiter. Sie fotografierte die Freier und stellte die offensichtlichste Frage: "Warum?"

"Freier": Bilder der Ausstellung von Bettina Flitner
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Das sind die Porträtbilder zu der Ausstellung "Freier"

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Eigentlich war es letztlich gar nicht so schwierig. Flitner ging zum Betreiber des Stuttgarter Bordells "Paradise" und fragte einfach nach, ob sie Fotos von den Freiern machen könne. Der sagte tatsächlich "ja". Eine win-win-Situation, er bekam PR und Flitner die Fotos.

Aber natürlich nur, wenn die Besucher bereit waren mitzumachen, die vermutlich größte Herausforderung des Projekts. Die 52-Jährige meisterte aber letztlich auch diese Hürde, ein paar Freiwillige erklärten sich dazu bereit mitzuwirken.

Das liegt vielleicht auch daran, dass Flitner solche berufliche Herausforderungen schon häufig gemeistert hat. Das bekannteste Beispiel sind ihre Porträts junger Berliner, die offen zugeben: "Wir sind stolz, rechts zu sein."

Trotz ihrer Erfahrung — was sie im "Paradise" sah, beeindruckte sie nachhaltig. Vor allen Dingen die Antworten auf ihre wichtigste Frage - "warum geht man ins Bordell?"

"Das ist hier einfach ohne Stress", war eine beliebte Erklärung. Mehrere Tage recherchierte und fotografierte Flitner im "Paradise", nach vier Tagen, so erzählt sie dem "Stern", hatte sie sich an das Umfeld gewöhnt. "An eines konnte ich mich bis zum letzten Tag nicht gewöhnen: an die Frauen und Männer, wenn sie in die Zimmer gehen. Wie die Frauen vor den Männern den Gang entlanggehen. Wie nackte Untote wanken sie da auf ihren hochhackigen Schuhen, mit maskenhaften, unbeweglichen Gesichtern."

In Flitners Ausstellung in der laif-Fotogalerie in Köln kann man bis zum 9. Oktober das Projekt begutachten.

(cfk)
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