Ausstellung in Chemnitz Bob Dylan auf "malerischen Abwegen"

Chemnitz (RPO). Diese Seite kannten vieler seine Fans bisher noch nicht: Die Kunstsammlung in Chemnitz präsentiert derzeit Gemälde des Musikers Bob Dylan. Seit Samstag hat die Ausstellung ihre Pforten geöffnet.

Ausstellung: Bob Dylans Gemälde
7 Bilder

Ausstellung: Bob Dylans Gemälde

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Der Künstler selbst erschien nicht zu seiner eigenen Weltpremiere in Chemnitz. Bob Dylan spielte am Samstag ein Konzert in Chicago, während rund 1.000 Fans des Musikers die neue künstlerische Seite Dylans bewunderten.

Zum ersten Mal überhaupt stellt ein Museum die Bilder des 66-Jährigen öffentlich aus und zeigt so eine ganz neue Seite des sonst so verschlossenen Mannes. Die Ausstellung "The Drawn Blank Series" ist bis zum 3. Februar 2008 in den Kunstsammlungen Chemnitz zu sehen.

Allein die Tatsache, Dylan in die sächsische Stadt geholt zu haben, muss als kleines Kunststück betrachtet werden. Dabei ist die Generaldirektorin der Kunstsammlungen, Ingrid Mössinger, zumindest musikalisch kein Dylan-Fan, wie sie sagt. Sie habe selbst nur eine CD Dylans besessen, als sie im vergangenen Jahr in einer Ausstellung in New York ein 1994 erschienenes Buch fand: "Drawn Blank".

Es waren Zeichnungen von Bob Dylan, die er während seiner Tourneen in den Jahren 1989 bis 1992 angefertigt hatte. Einfache, klare Skizzen mit Bleistift und Kohle, entstanden in den USA, Mexiko, Europa und Asien.

Aquarell- und Gouachefarben

Über Umwege habe sie den Kontakt mit Dylan aufgenommen, sagte Mössinger. Und irgendwie hat sie es geschafft den bildenden Künstler Dylan anzusprechen, nicht den verschrobenen und unnahbaren Musiker, der Probleme mit Journalisten hat.

In Chemnitz werden jedoch nicht die Zeichnungen ausgestellt. Speziell für diese Ausstellung ließ Dylan die Zeichnungen per digitalem Druckverfahren auf Büttenpapier übertragen, wie Ingrid Mössinger zur Eröffnung der Ausstellung am Samstagabend sagte. Anschließend colorierte er die Motive in verschiedenen Variationen mit Aquarell- und Gouachefarben.

In acht Monaten entstanden so bis zum August diesen Jahres 322 Werke, von denen 170 Arbeiten in Chemnitz gezeigt werden. "Bob Dylan hat die Werke selbst für die Ausstellung ausgesucht", betonte Mössinger.

Spiegel des Musikers Bob Dylan

Keine wirklich neue Seite

Es ist keine neue Seite, die Dylan an sich entdeckt hat. Bereits das 1970er Album "Self Portrait" zeigt als Cover eine Zeichnung des Musikers. "Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals nicht gezeichnet zu haben, seit ich auf der Grundschule war", wird er im Interview des Kunstmagazins "Art" zitiert. Er arbeite zu jeder denkbaren Zeit und an jedem denkbaren Ort an den Bildern. "Wenn ich zeichne, kann ich sehen, was ich vor mir habe", so Dylan. Bei Liedern müsse man sich dagegen ganz auf sein Gefühl verlassen.

Die Besucher der Ausstellung waren beeindruckt von der neu entdeckten Seite des Allround-Genies: "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass er seine Bilder wirklich nach Chemnitz gegeben hat", sagte der gebürtige Chemnitzer und Dylan-Fan Ullrich Drechsel. Da haben die Amerikaner eine Chance verpasst. Der Stadt wird das jedenfalls gut tun".

Künstlerisch habe das Werk Hand und Fuß, attestiert auch die Besucherin Karla Helene Hecker. Es gebe viele Musiker, die "auch malen würden", wie zum Beispiel Marilyn Manson.

Bei Dylan sei das jedoch ganz etwas anderes. Er spreche selbst aus den Bildern, bewunderten die Besucher die Ausstellung. Sie fragten sich jedoch auch, warum er diese neue Seite nun öffentlich zur Schau stellt. Er, der verschlossene alte Mann mit der Gitarre. Die Antwort darauf kennt wohl nur Bob Dylan selbst. Und vielleicht der Wind.

(ap)
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