Verstorbener Kunstsammler Cornelius Gurlitt ruht bei seinen Eltern in Düsseldorf

Düsseldorf · Als der Kunstsammler gestern in Düsseldorf beerdigt wurde, warf sein Großcousin elf Drucke von Gurlitts Lieblingsbildern ins Grab.

Verstorbener Kunstsammler: Cornelius Gurlitt ruht bei seinen Eltern in Düsseldorf
Foto: dpa, mg axs

Das Begräbnis fand in aller Stille statt. So hatte es sich der 81-jährig gestorbene Cornelius Gurlitt wohl gewünscht, und so hatte man es auch erwarten können. Denn der Sohn von Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt mied sein Leben lang die Öffentlichkeit. Sein einziges Ziel war es, seine ererbte Kunstsammlung zu bewahren und vor dem Zugriff selbst derer zu schützen, die als Verfolgte des Nazi-Regimes oder deren Erben womöglich Anspruch auf einzelne Werke des Schatzes haben.

Im Feld 56 des Düsseldorfer Nordfriedhofs fand Cornelius Gurlitt gestern Mittag seine letzte Ruhe - in einem Doppelgrab, in dem auch sein 1956 gestorbener Vater und seine 1968 gestorbene Mutter Helene beigesetzt sind. Zugegen waren lediglich elf Personen: einige Verwandte sowie Cornelius Gurlitts Betreuer, seine Anwälte und sein Sprecher.

Beobachter berichten, die Gäste hätten sich mit Blumen verabschiedet - außer Gurlitts Großcousin Ekkehart. Der warf elf Drucke von Gurlitts Lieblingsbildern ins Grab, darunter Max Liebermanns "Der Reiter am Strand" und Bilder von Matisse und Chagall.

Gurlitt lebte zwar zuletzt - offenbar jahrzehntelang - in München und Salzburg, doch mit Düsseldorf verband ihn noch mehr als die heiß geliebte Kunstsammlung im Süden. In Düsseldorf hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern und seiner vor zwei Jahren gestorbenen Schwester Nicoline Benita Renate gelebt. Die Familie bewohnte dort das Haus Cecilienallee 75, eine gute Adresse unmittelbar am Rhein und nicht allzu weit von der Innenstadt entfernt. In der Nähe liegt auch der Nordfriedhof.

Gurlitts Vater hatte einst das König-Albert-Museum in Zwickau geleitet, war 1930 aus dem Amt entlassen worden - vermutlich weil seine Großmutter Jüdin war -, hatte dann die Leitung des Hamburger Kunstvereins übernommen und dort 1933 ebenfalls ausscheiden müssen. Trotz aller politischen Dissonanzen beauftragte Hitlers Propagandaministerium Gurlitt, das Führermuseum in Linz zu bestücken. Er sollte "entartete Kunst" erwerben oder beschlagnahmen und ins Ausland verkaufen.

Nach dem Krieg setzten ihn die Alliierten fest, doch er ging schadlos aus dem Entnazifizierungsverfahren hervor. Ende 1947 wurde er dann nach Düsseldorf berufen. Dort leitete er von 1948 bis zu seinem Tod durch einen Autounfall im Jahr 1956 den nach wie vor bestehenden "Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen".

Dessen heutiger Leiter, Hans-Jürgen Hafner, äußerte über Hildebrand Gurlitt aufgrund von Archiv-Dokumenten: "Er war der Dirigent des Neubeginns." Und: "Der Neubeginn war von einem zaghaften Anknüpfen an die Moderne geprägt, die Produktionsquellen waren versiegt." Vater Gurlitt habe Werke von Henry Moore gezeigt, was als innovativ galt zu einer Zeit, da die Stadt Düsseldorf in Schutt und Asche lag.

Wie man inzwischen weiß, hing sein Sohn Cornelius sehr an ihm. Der Vater setzte sich nach dem Krieg für die während der Nazi-Zeit verbotene Kunst der Moderne ein und prägte so sicherlich auch den Geschmack des Sohnes. An den Vater erinnert in Düsseldorf noch heute die Gurlittstraße.

Der Nordfriedhof, auf dem Eltern und Sohn nun vereint sind, ist der größe und bekannteste Friedhof in Düsseldorf - und zugleich derjenige, auf dem die meisten bedeutenden Persönlichkeiten begraben liegen. Das gilt ganz besonders für Größen der bildenden Kunst (siehe unsere gesonderte Übersicht).

So äußerte sich Gurlitt zu dem Kunstfund
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So äußerte sich Gurlitt zu dem Kunstfund

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Foto: afp, WB/bb/dg

In der Samstagausgabe der "Süddeutschen Zeitung" erschien eine von fünf Mitgliedern der Familie unterzeichnete Todesanzeige, der eine Zeile des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry vorausgeschickt ist: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was Du Dir vertraut gemacht hast!" Cornelius Gurlitt hat diese Zeile, die jetzt auch eine der Kranzschleifen ziert, für seinen Abschied selbst gewählt, denn darunter steht: "Aus meinem Lieblingsbuch ,Der Kleine Prinz' von 1956, Anno Domini Mortis von meinem geliebten Papa Hildebrand".

(RP)
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