Bildband "Come bury me" Das Haus am Abgrund der Welt

Düsseldorf (RPO). Die schneebedeckte, baufällige Hütte stand in einer namenlosen russischen Kleinstadt. In ihr lebten die, für die kein Platz mehr war in der Gesellschaft. Trinker, Kranke, vom Leben Gebrochene. Die Männer und Frauen haben sich dort einen Ort der Geborgenheit geschaffen. Der Fotograf Andrej Krementschouk hat ihnen ein kleines Denkmal errichtet.

Bilder aus dem Band "Come bury me"
10 Bilder

Bilder aus dem Band "Come bury me"

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Seine Bilder geben Einblick in die Abgründe der modernen Welt. In diesem Haus leben Ausgestoßene. Es sind Obdachlose, aufgewachsen in Waisenhäusern. Jeder von ihnen hat seine eigene, traurige Geschichte. Wer in ihre aufgedunsenen Gesichter sieht, kann viel davon erahnen. Er sieht die tiefen Spuren, die Wodka, Sucht und Kummer hinterlassen haben. Aber auch die Sehnsucht nach ein bisschen Glück.

Im Jahr 2006 begegnete der in Gorki geborene Künstler den Bewohnern. Sie luden ihn zum Besuch in ihr Haus ein. Krementschouk fotografierte die Ausgestoßenen in ihrem Alltag. Er lässt Details erzählen. Die Wodkagläser auf dem Tisch, Hochglanz-Werbebilder an der Wand, Rauchschwaden in den Räumen.

Die Männer und Frauen leben in diesem Exil in einem eigenen Kosmos. Betrunken, einsam, aber manchmal auch kindlich ausgelassen und verspielt. Manche Bilder zeigen, wie sich die Bewohner gegenseitig Wärme und Geborgenheit schenken. Soweit es der Alkohol zulässt.

Der Titel "Come bury me" ("Komm, begrabe mich") stammt von der letzten Begegnung Krementschouks. Mit diesen Worten hatte sich eine Frau im Haus von ihm verabschiedet, als er versprach bald wiederzukommen. Bei seiner Rückkehr im Jahr 2008 fand Krementschouk nur noch eine Ruine vor. Die einzige Überlebende erzählte ihm, dass das Haus und seine Bewohner einer Brandstiftung zum Opfer gefallen waren.

Der im Kehrer Verlag erschienene Bildband umfasst 104 Seiten und kostet 36 Euro. Neben 47 Fotografien sind darin auch die Lebensgeschichten einzelner Bewohner zu finden. Krementschouk hat sie in Erinnerung an die Gespräche mit den Hausbewohnern aufgeschrieben.

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