Zwei Betroffene visualisieren eine Krankheit Depressionen, in Bildern sichtbar gemacht

Düsseldorf · Depressionen sind für Außenstehende nur schwer nachzufühlen. Wer es selbst nicht erlebt hat, kann nicht verstehen, wie ein Erkrankter denkt und fühlt. Zwei unmittelbar von der Krankheit Betroffene haben versucht, ihr inneres Gefängnis in Bilder umzusetzen. Das seelische Leiden wird sichtbar.

Depressionen sind kaum zu beschreiben. Sprachliche Bilder gibt es zahlreiche. Schwarzes Loch, inneres Gefängnis, mentales Vakuum. Doch keine Metapher kann wirklich erfassen, welche verheerenden Folgen eine Depression im Innern eines Menschen anrichtet.

Der Schweizer Fotograf Felix Nussbaumer ist selbst an Depressionen erkrankt. Gemeinsam mit seiner Frau Elge Kenneweg hat er versucht, seine Krankheit in Bildern zu visualisieren. "Für uns als Fotografen und gleichzeitig persönlich Betroffene war es naheliegend, uns dem Unerklärlichen fotografisch zu nähern", erläutern sie ihr Projekt.

In ihrem Umfeld erlebten sie an eigener Haut, wie schwierig es ist, das Innenleben eines depressiven Menschen verständlich zu machen. Der Verlust einer gemeinsamen Verständigungsebene macht den Umgang mit der Krankheit für alle Beteiligten nur noch schwieriger. Die Betroffenen, ihr Partner und Angehörige drohen vollends den Kontakt zueinander zu verlieren.

Allein aus eigener Kraft aber schaffen es an Depressionen erkrankte Menschen kaum, aus dem Loch herauszukommen. Sie sind ernsthaft erkrankt. Sie empfinden eine quälende innere Leere. Es ist ein Leben im Vakuum. Alles erscheint bedeutungslos. Viele verspüren eine lähmende Antriebslosigkeit. Jede Bewegung, jede Äußerung braucht Überwindung.

Mit ihrem Foto-Projekt versuchen Nussbaumer und Kenneweg, die Empfindungen eines depressiven Menschen erfahrbar zu machen. Die Bilderserie zeigt unterschiedlichste, zum Teil theaterhaft inszenierte Motive. Ein Wesen mit weißer Maske im Schnee als Zeichen für die Auflösung des Ichs. Ein überquellender Aschenbecher für den Drang, sich zu betäuben. Eine steile Felsenwand für die Überforderung durch das Leben.

Wie bedrohlich die Botschaft dieser Bilder ist, lässt sich an nüchternen Fakten ablesen. Depressionen, das ist eine dieser unterschätzten Wahrheiten, gehören zu den tödlichen Krankheiten. Sie gelten als häufigste Ursache für einen Suizid. 10 bis 15 Prozent der Erkrankten begehen mindestens einen Selbstmordversuch.

Die Bilder zeigen wir mit freundlicher Genehmigung der beiden Fotografen in einer Fotostrecke.

(pst)
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