Gerüchte um Österreich und Schweiz Die Gurlitt-Sammlung soll angeblich ins Ausland gehen

München · Rätselraten um die Zukunft des Kunstsschatzes: Der am Dienstag verstorbene Kunsterbe Cornelius Gurlitt hat seine gesamte Bildersammlung Medienberichten zufolge einer Kunstinstitution im Ausland vermacht.

Der Fall Cornelius Gurlitt - eine Chronologie
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Foto: dpa, sja lre sja

Dies regle ein Testament, das der 81-Jährige vor wenigen Monaten in einem Krankenhaus gemacht habe, berichteten die "Süddeutsche Zeitung" und der Norddeutsche Rundfunk. In dem Testament sei verfügt worden, dass die Sammlung zusammenbleiben müsse.

"Ich kann bestätigen, dass Herr Gurlitt vor seiner schweren Herzoperation einen Notar-Termin wahrgenommen hat", teilte Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in München mit. Es sei nun Aufgabe des Nachlassgerichts herauszufinden, ob es ein gültiges Testament oder einen Erbvertrag oder beides gebe. "Ich kann zwar verstehen, dass die Spekulationen jetzt wild blühen, werde darüber hinaus jedoch derzeit keine Stellung nehmen", erklärte Holzinger. "Ich möchte hingegen am Tag seines Todes betonen: Cornelius Gurlitt hat einen wesentlichen Beitrag zur Versöhnung geleistet, mehr als der deutsche Staat bis dato je in dieser schwierigen Angelegenheit unternommen hat", fügte Gurlitts Sprecher vor dem Hintergrund der Debatte um NS-Raubkunst hinzu.

Welcher Institution im Ausland Gurlitt die Sammlung vermacht haben soll, ist den Angaben zufolge derzeit nicht bekannt. In informierten Kreisen werde spekuliert, es könne sich um einen Verein in Österreich oder in der Schweiz handeln. Zu Einrichtungen in beiden Ländern unterhielt Gurlitt demnach Kontakte. Weil er über die deutschen Strafverfolger verärgert gewesen sei, habe er keine deutsche Institution bedenken wollen.

Den Berichten zufolge hat Gurlitt keine eigenen Nachkommen. Seine einzige Schwester sei im Jahr 2012 verstorben. Ihr Mann unterhielt demnach Kontakte zu Gurlitt. Außerdem gebe es einen mehr als neunzig Jahre alten Cousin, der auch Nachkommen habe. Gurlitt, der auch über Barvermögen verfügt habe, legte den Angaben zufolge fest, dass keiner seiner entfernten Verwandten Anspruch auf Teile der Sammlung bekommen solle.

Gurlitt war in seiner Schwabinger Wohnung an den Folgen einer Herzoperation gestorben. Er war im Herbst 2011 zufällig ins Visier der Justiz geraten. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung entdeckten die Ermittler dann im Februar 2012 rund 1400 Meisterwerke, von denen viele seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Bis heute ist der Wert dieser Sammlung nicht ermittelt.

Unter dem Verdacht der Unterschlagung beschlagnahmten die Behörden damals die Bilder, von denen hunderte in die Kategorie NS-Raubkunst fallen könnten. Im April hob die Staatsanwaltschaft die Beschlagnahmung nach einer Einigung mit Gurlitt wieder auf. Laut "SZ" und NDR hätte das Ermittlungsverfahren in den kommenden Wochen eingestellt werden sollen.

Der Tod Gurlitts ändert laut dem bayerischen Justizministerium nichts an der vor einem Monat getroffenen Vereinbarung des Kunsthändlersohns mit der Bundesregierung und der bayerischen Landesregierung. Danach sollen die Besitzverhältnisse seiner Bilder geklärt und im Fall unrechtmäßigen Besitzes faire Lösungen mit den rechtmäßigen Besitzern gefunden werden.

(AFP/dpa)
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