Fotos Fotopreis Prix Pictet: Die Nominierten
Der Prix Pictet ist der weltweit führende Kunstpreis für Fotografie und Nachhaltigkeit. Das Thema der Ausschreibung in 2010 war "Wachstum". Wir zeigen Ihnen die Werke der Nominierten, zum Sieger des Wettbewerbs kommen Sie hier.Chris Jordan (USA, 1963)
Nominiert für Midway: Message from the Gyre (Midway: Neues vom Ozeanwirbel), 2009 Der ausgebildete Firmenjurist Chris Jordan lebt heute als Fotokünstler in Seattle, USA, und untersucht mit seiner Arbeit den „Müll“ der Massenkultur. In seinem jüngsten Projekt dokumentiert er eine äusserst symbolische Umwelttragödie mit Bildern von an Plastikresten verendeten halbverwesten Alabtrosjungen auf dem Midway-Atoll im Pazifik. Diese vollkommen unmanipulierten Bilder versetzen den Betrachter unvermittelt in den Schrecken des globalen Massenkonsums und erinnern uns daran, dass die Folgen unseres ungezügelten Wachstums bis in den letzten Winkel des Globus zu spüren sind.
Michael Wolf (Deutschland, 1954)
Nominiert für Architecture of Density (Dichte-Architektur), 2005-2009Die Arbeit des deutschen Fotografen Michael Wolf entdeckt und dokumentiert das Thema Anonymkultur. In Architecture of Density befasst er sich mit dem Wolkenkratzermeer von Hongkong, und bringt eine hypnotisierende Abstraktion in den Fassaden zum Vorschein. Bei näherer Betrachtung gewinnt die anonyme öffentliche Fassade der Stadt auf jedem Bild an reichen Details, grosse Farbmuster geben plötzlich kleinere Details des Lebens der Menschen preis. Michael Wolf hat zweimal den ersten Preis der World Press Photo Awards gewonnen (2005 & 2010).
Nyaba Leon Ouedraogo (Burkina Faso, 1978)
Nominiert für The Hell of Copper (Kupferhölle), 2009Nyaba Leon Ouedraogo wandte sich der Fotografie zu, nachdem eine schwere Verletzung seine Karriere als Sportler beendete. Sein Ansatz, der die Grenzen zwischen Fotojournalismus und dokumentarischer Arbeit verwischt, will mit seinen Worten „mit Bildern nicht das zeigen, was sie abbilden, sondern was sie vermitteln“. The Hell of Copper untersucht den illegalen Handel mit elektronischem Müll in Accra, Ghana, wo junge Ghanaer alte Computer auseinanderbauen und verbrennen, um das Kupfer herauszuholen, das sie verkaufen können. Ouedraogo ist einer der Gründer der „Topics Visual Arts Platform“ und lebt in Frankreich.
Yeondoo Jung (Korea)Nominiert für Evergreen Tower (Immergrünes Hochhaus), 2001-2009Der koreanische Fotokünstler Yeondoo Jung hat sich jüngst fotografischen Portraits koreanischen und asiatischen Lebensstils zugewandt. Seine Serie Evergreen Tower rückt ein Hochhaus in den Mittelpunkt, dessen identische 50-Quadratmeterwohnungen vielen in Seoul arbeitenden Menschen ein Zuhause bieten. Yeondoo Jungs Bilder sind Familienfotos aus den verschiedenen Wohnungen, die alle frappierende Ähnlichkeiten aufweisen, zugleich aber auch die sichtbaren Unterschiede des Familienlebens hervorheben. 2008 erhielt Yeondoo Jung vom koreanischen Kultusministerium den Today’s Young Artist Award für Nachwuchskünstler.
Thomas Struth (Deutschland)
Nominiert für Paradise, 1998-2006Thomas Struth hat als Künstler wesentlich zur Anerkennung der Fotografie als Hauptmedium der zeitgenössischen Kunst beigetragen. Er studierte bei Gerhard Richter und Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf (1973-80), wobei er von der Malerei zur Fotografie kam. Nach Anfängen von 1976 mit Schwarzweiss-Studien von verlassenen Strassen und von Städten aus der Vogelschau wie Düsseldorf, Berlin, Paris, London und New York wandte er sich der Farbfotografie zu mit belebten Strassenszenen in Fernost, aber auch Blumen, Wüsten und Urwäldern. Die Serie Paradise besteht aus Fotografien aus dem Dschungel Australiens, Japans und Chinas, und aus den Wäldern Kaliforniens, mit einem Schatz an Verästelungen, die es fast unmöglich machen, einzelne Formen herauszusehen. Laut Thomas Struth stellen sie eine Art leeren Raum dar: geleert, um einen Moment der Stille und des inneren Dialogs hervorzurufen.
Edward Burtynsky (Kanada, 1955)
Nominiert für Oil (Öl), 1997-2009Edward Burtynsky ist einer von Kanadas hervorragendsten Fotografen. Seine Bildsprache erforscht die komplexe Verbindung zwischen Industrie, Natur und Auswirkungen des Daseins der Menschen auf der Erde. In seiner Serie Oil konzentriert sich Burtynsky auf die Ölindustrie als Quelle für Angst und ständige Bedrohung des menschlichen Lebensraumes. In über 12 Jahren hat er jede nur erdenkliche Facette der „Ölkultur“ erforscht und abgelichtet. Seine bemerkenswerte Arbeiten haben Eingang in mehr als 50 der wichtigsten Museen weltweit gefunden, darunter die National Gallery of Canada, Ottawa und das Museum of Modern Art, New York.
Vera Lutter (Deutschland, 1960)
Nominiert für ihr GesamtwerkDie deutsche Fotografin Vera Lutter ist bekannt für ihre Fotografien mit begehbaren Lochkameras. Ganze Räume verwandelt sie in riesige Camerae obscurae und wirft darin Bilder von der Aussenwelt auf wandgrosses Fotopapier. Mit ihrer Arbeit geht sie der Schönheit der in vielen Industrieentwicklungen zu findenden vernichtenden Gewalt auf den Grund, indem sie Werften, Flughäfen, verlassene Fabriken und andere mit Transport und Herstellung verbundene Industrieanlagen fotografiert. Vera Lutters Fotowerke sind in vielen ständigen Sammlungen zu sehen, darunter in New York im Metropolitan Museum of Art und im Whitney Museum of American Art.
Taryn Simon (USA, 1975)
Nominiert für An American Index of the Hidden and Unfamiliar (Ein amerikanischer Index für Verborgenes und Ungewöhnliches), 2007Taryn Simon arbeitet derzeit als Auftragsfotografin für das New York Times Magazine. Ihre gut ankommende Serie An American Index of the Hidden and Unfamiliar bietet ein Inventar dessen, was innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten verborgen und ausser Sichtweite liegt; angefangen bei „Kryokonservierungsanlagen“ in Michigan bis hin zu Atomabfalllagern im US-Staat Washington. Die Arbeit betont die Möglichkeit, mit Fotografien mit Anmerkungen Engagement und Information der Öffentlichkeit zu erreichen. Taryn Simons Arbeiten sind in verschiedenen ständigen Sammlungen zu finden, darunter das Metropolitan Museum of Art in New York, Tate Modern in London und das Centre Pompidou in Paris.
Christian Als (Dänemark, 1974)
Nominiert für Kibera – The Shadow City (Stadt im Schatten), 2007-09Der dänische Fotograf Christian Als befasst sich mit sozialen, politischen und wirtschaftlichen Themen weltweit. Als Fotojournalist hat er an vielen Orten an fotografischen und humanitären Projekten rund um den Globus gearbeitet, darunter Gaza, Haiti, Afghanistan und die Demokratische Republik Kongo. Die vorliegende Serie entstand in Kibera, einem Stadtteil von Nairobi, Kenia, und Afrikas zweitgrösstem Slum, wo er die harten Lebensbedingungen und das Elend der Einwohner dokumentierte. Neben 20 weiteren Auszeichnungen erhielt Christian Als jüngst eine Honourable Mention beim Foto des Jahres 2009 der UNICEF.
Stéphane Couturier (Frankreich, 1957)
Nominiert für Melting Point (Schmelzpunkt), 2005-2009Stéphane Couturier begann seine Laufbahn Anfang der 1990er Jahre als Kunstfotograf in Paris. Seine Arbeit konzentriert sich auf den Transformationsprozess. Die Serie Melting Point dokumentiert die verschiedenen Produktionsstadien in einer Toyota-Montagefabrik in Valenciennes (Frankreich), in grossformatigen Bildern voller Farbe und Leben. Diese Bilder zeigen die ewige Bewegung der Industrie – rationalisiert, körperlos, automatisch und immer stärker der lautlosen Logik des Profits unterworfen. Stéphane Couturier erhielt 2003 den Nicéphore-Niépce-Preis.
Guy Tillim (Südafrika, 1962)
Nominiert für Petros Village,2006Guy Tillim ist bekannt für seine Fotografien, die konfliktgeplagte Weltregionen dokumentieren. Als unabhängiger Fotograf in Südafrika war er unter anderem zwischen 1986 und 1988 für Reuters und zwischen 1993 und 1994 für Agence France Presse tätig. Diese Serie dokumentiert das Leben der Bewohner des Dorfes Petros Village in Malawi – nach einer Missernte steht ihnen eine schwere Zukunft bevor. Guy Tillim erhielt unter anderem 2006 die erste Robert Gardner Fellowship in Photography vom Peabody Museum in Harvard.