Ausstellung im Hygiene-Museum Dresden Ist das noch Sport?

Düsseldorf (RPO). Der Sport ist fester Bestandteil unseres Lebens und unserer Gesellschaft. Er begeistert Massen, sorgt für große Emotionen, durchdringt nahezu alle Lebensbereiche in allen Ländern der Welt. Was Menschen dazu treibt, sich immer wieder körperlich zu quälen oder zu Tausenden Sportlern zuzujubeln, beschäftigt Soziologen und Künstler schon seit Jahrzehnten. Eine Ausstellung hat sich des faszinierenden Themas angenommen.

Das Deutsche Hygiene-Museum beleuchtet in der Ausstellung "Sport und Gesellschaft" das Thema aus allen erdenklichen Facetten. Kunst, Soziologie, Geschichte kommen zu Wort. Alles befasst sich dabei mit der Frage, was denn in aller Welt den Sport eigentlich ausmacht. Bewegung alleine ist es ebenso wenig wie das Moment des Spielerischen.

In seinem Katalog beschreiben die Kuratoren die große Sport-Schau unter anderem auch als eine "Kulturgeschichte der Bewegung". Zu sehen sind Objekte, Dokumente, Video-Installationen und natürlich interaktive Elemente, die die Besucher auffordern, sich aktiv zu betätigen. Dabei wird schnell deutlich, dass Sport ohne bestimmte Hilfsmittel nicht zu existieren scheint. Ein Ball, Turngeräte oder spezialisierte Kleidung – eines davon ist stets dabei.

Schuhe ohne Ende

Beispielhaft zeigt die Ausstellung dies etwa am Beispiel der Schuhe. Für jede Sportart gibt es sie und jede hat ihren eigenen. Schützen, Kegler, Mittelstreckenläufer, Handballer, Baseballer, Speerwerfer – das Schuhwerk ist stets hochspezialisiert. Darum ist Sport auch nicht zuletzt ein riesiger Wirtschaftszweig geworden, angefangen bei Produkten, deren Inszenierung und Sport-Ereignissen selbst.

Doch das allein erfasst die Institution nicht. Hinzu kommen soziologische Komponenten, die gesellschaftliche Wertigkeiten widerspiegeln. Sport ist geregelter Wettbewerb, Spiel und Kampf, eine dynamische Aktivität, die gleichzeitig Härte gegen sich selbst und andere verlangt, aber auch Fairness voraussetzt und fördert. Internationale Wettkämpfe zeigen, wie Sport zum Zusammenhalt einer Gesellschaft beitragen, aber auch Rivalität und Aggression gegenüber den "Gegnern" hervorrufen kann.

Sport - Übungsfläche für das Leben

Gesellschaftlich hat der Sport zweifelsfrei eine herausragende Stellung eingenommen. In ihm kristallisieren sich Erfolg und Niederlage, Ruhm und Versagen alles Werte, um die sich die Welt der Menschen so oft dreht. Der Sport bietet ihm die Fläche, sich darin auszutoben und zu versuchen, ohne ernsthafte Risiken einzugehen.

Die Ausstellung ist in vier große Abteilungen gegliedert: Der Bereich "Was ist Sport?" versucht sich zunächst in einer Bestandsaufnahme. Er zeigt, wie sich der Kanon der anerkannten Sportarten ändert und erweitert sich stetig: Was gerade noch der Trendsport einer verschworenen Gemeinschaft war, kann bald schon zur olympischen Disziplin werden. Besucher können historische und aktuelle Sportgeräte bestaunen.

Freizeit trifft Hochleistungskultur

Ferner geht es um den Körper und den Kult, der darum getrieben wird. Sportlichkeit prägt heute weitgehend unsere Körperbilder, erläutern die Macher der Erstellung. Denn sie verspricht Wohlbefinden, Attraktivität und Anerkennung. Im Bereich Wettkampf geht es um die politischen Auswirkungen. Er zeigt, wie im Sport Identität gestiftet wird, wie Gemeinsamkeit und Gegnerschaft entsteht und durch Regeln und eine Moral der Fairness eingehegt wird.

Im letzten Ausstellungsbereich geht es um das Kindliche: das Spiel. Insbesondere in Ballsportarten reicht reine Athletik nicht aus. Stattdessen braucht es Kreativität, die trickreiche Finesse, einen magischen Moment der Überraschung. Vielen Menschen liegt es scheinbar in den Genen, einem Ball hinterher zulaufen. Sie fühlen sich magisch von ihm angezogen. Hier überlappen sich vollends Hochleistungssport und Freizeit. Parallel zur fortschreitendenn Professionalisierung verbreiten sich gleichzeitig Bewegungskulturen, die auf Freude, Spiel und Mühelosigkeit statt auf Leistung setzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort