Kunstakademie Der Rundgang ist Kult

Düsseldorf · In der Kunstakademie Düsseldorf heißt der Tag der offenen Ateliers traditionell "Rundgang". Studenten offenbaren dann, was sie geschaffen haben.

Rundgang durch die Kunstakademie Düsseldorf: Tag der offenen Ateliers
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Kunstakademie: Der Rundgang ist Kult

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Foto: Krebs, Andreas

Gezählt hat noch niemand. Doch man sagt, dass jeweils im Frühjahr rund 10.000 Schaulustige innerhalb von fünf Tagen durch die Kunstakademie flanieren, um den neuesten Trends auf die Spur zu kommen. Installationen und Objektkunst beherrschen diesmal das Feld, die Malerei behauptet sich, Videokunst und Grafik bilden beachtliche Nischen, und die Fotografie befindet sich selbst in der Klasse von Andreas Gursky überraschend auf dem Rückzug. Stattdessen fangen dort große Objekte die Blicke. Stellvertretend für die Fülle der Schau stellen wir hier fünf Werke von sechs jungen Künstlern vor.

Rebekka Benzenberg aus der Klasse der Installationskünstlerin Franka Hörnschemeyer hat eine Ecke des hohen Ateliers mit zwei Dutzend übereinander angeordneter, extrem gespreizter Strumpfhosen ausstaffiert. Sie will damit, wie sie sagt, ein "verzerrtes Bild von Weiblichkeit" in Frage stellen und gesteht ein, dass ihre Textilien "mit aufgespreiztem Schritt" brachial seien. Schon früher hat sie mit Strumpfhosen gearbeitet, hat Laufmaschen in Kunst verwandelt. Ihr kritischer Umgang mit Strumpfhosen führte allerdings nicht dazu, dass sie sie nicht trägt.

Edmée Laurin aus Paris, die als Gaststudentin in der Klasse des Objektkünstlers Martin Gostner arbeitet, mag den einen oder anderen Betrachter ihres ausgestellten Videos zunächst in die Irre führen. Ihr spielerischer Umgang mit einem anscheinend schwerelosen Stein soll nur entfernt an Sisyphos erinnern. Wenn Edmée Laurin in ihrem Video mit ihrem Styroporstein herumtollt, denkt sie, wie sie sagt, mehr an Buster Keaton als an Sisyphos. Schnelle Schnitte bringen Tempo ins Spiel.

Sophia Magdalena Koegl und Robert Dziabel sind nicht nur künstlerisch, sondern auch privat ein Paar. Als Schüler des Malers Peter Doig haben sie ein Thema der Malerei in Videokunst überführt. Es ist die aktuellste Arbeit dieses Rundgangs, denn sie kreist um Donald Trump. Am linken Rand des Bildschirms erscheint er winzig und von einer dauerhaften Bildstörung überlagert als Vortragender, der sich nur anhand seiner Gesten identifizieren lässt. Man erlebt ihn bei seiner Antrittsrede. Nebenan lagert eine nackte Schöne, die an Velázquez' "Venus vor dem Spiegel" erinnert. Am rechten Rand des Bildschirms hängt ein Bildnis von Emmeline Pankhurst, einer radikalen britischen Frauenrechtlerin, die verhaftet worden war. Aus Protest schlitzte ihre Mitstreiterin Mary Richardson daraufhin in der National Gallery die "Venus vor dem Spiegel" auf. Trump mit seinen frauenfeindlichen Äußerungen, die Venus in der Mitte und der Protest - von links nach rechts gelesen fügt sich das Video in die Anti-Trump-Bewegung unserer Tage.

Filiz Özcelik aus der Türkei ist weit davon entfernt, ins Zeitgeschehen einzugreifen. Die Schülerin der Malerin Tomma Abts verarbeitet schon seit mehreren Semestern ehemalige PVC-Bodenplatten aus der Bibliothek der Kunstakademie zu Drucken. Jetzt hat sie solche Platten beschnitten, gefärbt und in zwei bis vier Schichten jeweils auf eine rechteckige Spanplatte montiert. Die Farben, in die oft ein wenig Grau gemischt ist, sollen miteinander kommunizieren. Ein wenig Wirklichkeit steckt dann doch in diesen Kompositionen. Denn die Künstlerin lässt sich dazu von Beobachtungen aus dem Alltag inspirieren, etwa von Baulücken und Landschaften.

Yixiao Cao aus China arbeitet in der Klasse des Videokünstlers Marcel Odenbach und verblüfft durch ein von der Decke baumelndes, überdimensioniertes blaues Hemd und eine passende schwarze Hose. In solcher Kleidung, wie sie in China Werktätige unterschiedlicher Richtungen tragen, hat sie in ihrer Heimat gearbeitet und eine Performance aufgenommen. Für Yixiao Cao sind dies Uniformen eines politischen Systems, in dem das Kollektiv alles, der Einzelne wenig bedeutet. Auf dem Boden liegen acht gipserne Güsse vom Kopf der Künstlerin, auch auf einem Gemälde an der Wand erscheint sie als Selbstporträt. So greifen mehrere Genres ineinander, hier wie vielerorts beim Rundgang.

Rundgang 15. Februar bis 19. Februar, jeweils 10 bis 20 Uhr, Kunstakademie Düsseldorf, Eiskellerstraße 1

(B.M.)
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