10. Lit.Cologne startet Literaturfestival auf Champion-League-Niveau

Köln (RP). Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Lit.Cologne zum größten Festival für Literatur in Europa entwickelt. Zur 10. Ausgabe kommen 321 Autoren, insgesamt soll es 175 Vorlesungen geben – unter anderem mit Herta Müller und dem chinesischen Künstler Ai Weiwei.

Die Werke der Herta Müller
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Köln (RP). Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Lit.Cologne zum größten Festival für Literatur in Europa entwickelt. Zur 10. Ausgabe kommen 321 Autoren, insgesamt soll es 175 Vorlesungen geben — unter anderem mit Herta Müller und dem chinesischen Künstler Ai Weiwei.

Wo auch immer die Wirtschaftskrise gerade angekommen sein mag, bei der Lit.Cologne jedenfalls nicht. Denn die 10. Ausgabe des internationalen Literaturfestes zu Kölle — das mit seinem Etat von 1,2 Millionen Euro mittlerweile auf literarischem Champions-League-Niveau angekommen ist — ist schon vor der heutigen Eröffnung auf Rekordkurs: Noch nie gab es so viele Lesungen (nämlich 175), so viele Autoren (321) und einen derart großen Zuspruch vorab — von den insgesamt 80.000 Karten sind schon weit über 70.000 verkauft, hieß es gestern im Organisationsbüro.

Status des Selbstläufers

In der Zentrale "thront" Rainer Osnowski, neben Werner Köhler und Edmund Labonté einer von drei Geschäftsführern. Er weiß, dass die Lit.Cologne mittlerweile den komfortablen Status des Selbstläufers erreicht hat. Natürlich bedarf es immer noch der klassischen Zugpferde, die auch in diesem Jahr üppig vertreten sind. Also die Walsers und Heidenreichs dieser Welt, die Suters, Bowles, McCartens und Atwoods. Fast alle literarische Helden dieses Bücher-Frühjahrs sind da; und wer fehlt, ist entweder blass vor Neid oder durch Krankheit verhindert — wie Siegfried Lenz und auch William Trevor — oder durch die Politik drangsaliert.

Herta Müller trifft auf Ai Weiwei

Wie der chinesische Liao Yiwu, der nicht nach Köln ausreisen durfte und für den es jetzt eine Solidaritätsveranstaltung in der Kulturkirche geben wird. Politisch dürfte es schon morgen hoch hergehen, wenn Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller auf den kritischen Künstler Ai Weiwei trifft. Ein spannendes Gespräch über Freiheit und Verfolgung ist zu erwarten, für das selbst das große Schauspielhaus noch viel zu klein ist.

Wie überall sind es auch auf der Lit.Cologne die Stars, die funkeln. Aber auf vermeintlich kleinere Autoren fällt dadurch etwas mehr Glanz. Kaum eine Lesung hat weniger als 150 Zuhörer, sagt Osnowski, und das dann auch bei Autoren, zu denen im Normalfall gerade mal ein Dutzend kämen.

Musik als Lyrik von Max Herre

Wirklich normal ist an den zehn Tagen der Lit.Cologne erfreulicherweise aber nicht allzu viel — ein Fest, bei dem Eric-Emmanuel Schmitt auf einem Rheinschiff seine neue Erzählung über einen kleinen, jungen Sumo-Ringer vorstellen wird, der Musiker Max Herre erstmals Lyrik vorträgt und die New-Wave-Ikone Patti Smith im Theater am Tanzbrunnen aus ihrem Roman "Just kids" liest, röhrt, singt oder was auch immer.

Dass die Lit.Cologne auch noch im zehnten Jahr funktioniert, liegt vielleicht auch am denkbar schlichten Erfolgsrezept. "Wir sind extrem subjektiv", so Osnowski, "und laden gnadenlos nur unsere Lieblingsautoren ein."

Info Restkarten zur Lit.Cologne (sie dauert vom 10. bis 20. März) gibt es unter der RP Ticket Hotline 01803/30 33 30 (0,09 Euro/min aus dem dt. Festnetz; max. Euro 0,42/Min. aus dem dt. Mobilfunk). Weitere Infos im Internet unter: http://litcolony.de/festival/

(RP)
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