Ausstellung im Haus der Geschichte Loriots Panoptikum in Bonn

Bonn (RP). Das Bonner Haus der Geschichte ehrt Vicco von Bülow mit einer Ausstellung. Zeichnungen, Fotografien, Filme und Sketche aus mehr als 50 Jahren sind zu einem Kabinett des Schmunzelns verdichtet. Wir zeigen Ihnen eine lustige Auswahl.

Loriots Panoptikum in Bonn
13 Bilder

Loriots Panoptikum in Bonn

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Der erste Blick fällt auf einen kleinen Monitor. Er zeigt die vielen Gesichter des größten lebenden deutschen Humoristen in schneller Folge. Loriot als rüstig-seniler Opa Hoppenstedt, als verliebter Seitenscheitelträger mit Nudelproblem oder als Heinrich Lohse, den Pensionär aus "Pappa ante Portas".

Sofort ist der Ausstellungsbesucher mittendrin in der wunderbaren Loriot-Parallelwelt, die doch so nah am absurden Alltag ist. Schon zu Beginn der Schau "Loriot - Eine Hommage", die im Bonner Haus der Geschichte eröffnet wurde, zeigen diese flüchtigen Bilder zeitloser Figuren die ganze Schaffenskraft Loriots.

Zu jedem seiner Charaktere wirft der Geist das Kopfkino an, und die legendären Szenen laufen ab: Der stänkernde Opa Hoppenstedt bei der furchtbar verkrampften, auf Harmonie getrimmten Weihnachtsfeier: "Früher war mehr Lametta!" Der Nudel-Mann, der so in den eigenen Mitteilungsdrang versunken ist, dass er den entsetzten Gesichtsausdruck seiner Partnerin gar nicht mehr wahrnimmt: "Sagen Sie jetzt nichts!"

Gesichter des absurden Alltags

Oder der ewige deutsche Spießer Heinrich Lohse, für den selbst der Gang in den Supermarkt ein Akt von mittelschwerer gesellschaftlicher Bedeutung ist: "Mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein." Es gibt wohl keinen dankbareren Job für einen Ausstellungsdirektor, als das Lebenswerk dieses universellen Künstlers zu präsentieren.

Deshalb, so Jürgen Reiche vom Haus der Geschichte, habe er auch auf jegliche Begleitartikel verzichtet. "Alles, was wir zeigen, sind Originale von Loriot", sagt er. Anders als die Loriot-Ausstellungen in Berlin und Hamburg, die auf mehreren Etagen auch Merchandising-Produkte wie die Maske zum Sketch "Das Filmmonster" zeigten, kommt hier alles vom Meister selbst. "Er hat ja keine Maske aufgesetzt, sondern sich durch stundenlanges Make-up selbst in diese Figur verwandelt", so Reiche.

Im Haus der Geschichte sind Loriots Zeichnungen, Fotos, Filme und Sketche aus mehr als 50 Jahren auf kleinem Raum verdichtet. Dennoch sollten die Besucher viel Zeit für den überschaubaren Rundgang im Foyer des Museums einplanen. Denn kein Loriot-Fan kann auch nur an einem einzigen Stück vorbeigehen, ohne sich ausgiebig damit zu befassen. Dafür sind die Werke zu gut, zu detailreich und zum Teil auch überraschend.

Immer noch Lust am Zeichnen

So wird schon am Eingang klar, dass Loriot auch mit 85 Jahren noch Lust am Zeichnen hat. "Nachtschattengewächse" heißt eine Bilderreihe aus dem vorigen Jahr, die historische Figuren mit Knollennase zeigt, von Nietzsche bis Goethe.

Erst nach diesem Zwischenruf aus der Gegenwart geht es hinein in die nostalgische Welt des kollektiven Humorgedächtnisses. Bilder aus seiner Kinder-Comic-Reihe "Reinhold das Nashorn" (1953 bis 1970) erinnern an seine Anfänge als Cartoon-Zeichner und lassen den späteren Müller-Lüdenscheid erkennen: Knopfaugen und markanter Zinken.

Überall stehen Sprüche von zeitloser Wahrheit, formuliert im geschliffenen Hochdeutsch eines Bildungsbürgers: "Diese nach getaner Arbeit einsetzende häusliche Haftstrafe erlaubt wahlweise zwei Blickrichtungen: auf das eingeschaltete Fernsehgerät oder auf den Lebensgefährten."

An Monitoren gibt es auf Knopfdruck Szenen, die Loriots Verwandlungskunst zeigen. Dennoch bleibt er immer unverkennbar: spöttisch, aber nie verletzend, charakteristisch, aber nie plump. Diese Ausstellung ist schlicht ein Muss für alle Loriotverehrer und jene, die an das Mantra des ewig humorlosen Deutschen glauben.

Loriot: Die Hommage
Haus der Geschichte in Bonn
19. September 2009 — 28. Februar 2010
Dienstag-Sonntag 9:00 - 19:00 Uhr Eintritt frei

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