Washington Neue Kunst im Weißen Haus

Washington (RP). Jeder US-Präsident darf das Weiße Haus mit Kunstwerken seiner Wahl ausstatten – Leihgaben aus amerikanischen Museen. Barack Obama und seine Frau Michelle mögen moderne, kontrastreiche Kunst und beweisen bei ihrer Auswahl Selbstironie.

Diese Kunstwerke hängen bei Obamas
7 Bilder

Diese Kunstwerke hängen bei Obamas

7 Bilder

Washington (RP). Jeder US-Präsident darf das Weiße Haus mit Kunstwerken seiner Wahl ausstatten — Leihgaben aus amerikanischen Museen. Barack Obama und seine Frau Michelle mögen moderne, kontrastreiche Kunst und beweisen bei ihrer Auswahl Selbstironie.

Für manche ist er der große Zauderer, Barack Obama, der Abwägende, der Perfektionist, der sich einfach nicht entscheiden kann, gleich, ob es um Afghanistan geht oder um die Feinheiten der Gesundheitsreform. Dass er seinen Humor eingebüßt hat, kann ihm dagegen niemand ankreiden. Im Gegenteil, sein Kunstgeschmack verrät einen ausgeprägten Hang zur Selbstironie.

"Ich glaube, ich werde …", heißt ein Bild des Malers Ed Ruscha, das nunmehr im Weißen Haus hängt. Gegen einen glutrot glühenden Himmel hat der Künstler Worte gesetzt, die auf den Punkt bringen, wie sich jemand fühlt, dem zu viele Gedanken auf einmal durchs Hirn schwirren, als dass er sich entscheiden könnte. "Wart mal eine Minute …" "Wenn man sich's recht überlegt …" "Vielleicht … ja." "Vielleicht … nein." Damit wäre in lakonischer Kürze zusammengefasst, wie Kritiker den Präsidenten sehen. Obama, der ewige Juraprofessor, die personifizierte Vorsicht. Ein Reformer mit angezogener Handbremse. Manche überrascht, wie spielerisch er umgeht mit diesen Anwürfen.

45 Kunstwerke hat er sich, beraten von seiner Gattin Michelle und dem kalifornischen Designer Michael Smith, von Museen geliehen, um sie im Weißen Haus zu präsentieren. Es ist ein radikaler Bruch mit George W. Bush, seinem Vorgänger, der Malereien mit Cowboys, texanischer Weite, texanischen Kakteenwüsten schätzte.

Bei Obamas dominiert Modernes. Abstrakte Formen und starke Farbkontraste seien das Typische, die First Family möge es mutig, meint Harry Cooper, Kurator der National Gallery of Art zu Washington, aus der etwa die Hälfte der Leihgaben stammt. Dabei durfte nichts, was derzeit in der Galerie zur Schau gestellt wird, abgenommen werden, um es in die Villa an der Pennsylvania Avenue zu verfrachten. "Das hat uns darauf beschränkt, im Lager nachzusehen. Was es dort gab, war aber auch nicht gerade wenig."

Mit Mark Rothko ist einer der bedeutendsten Vertreter des abstrakten Expressionismus vertreten, mit Jasper Johns einer der Meister amerikanischer Pop Art, mit Josef Albers ein Künstler des Bauhauses. 1888 in Bottrop geboren, emigrierte er 1933 in die USA. Die Präsidentenfamilie wählte Werke aus seiner Serie "Homage to the Square".

Auch Afroamerikaner kommen zu Ehren. Etwa Alma Thomas, die erste Schwarze, der das New Yorker Whitney-Museum 1971 eine eigene Ausstellung widmete. Oder Glenn Ligon, dessen "Black Like Me No. 2" ein historisches Vorbild hat. Ligon, dunkelhäutig und schwul, bezieht sich auf einen Roman, der Anfang der sechziger Jahre für Aufsehen sorgte. In "Black Like Me" erzählte John Howard Griffin, wie es Afroamerikanern im rassistischen Süden ergeht. Von New Orleans, wo er sich sein Gesicht künstlich schwärzte, brach der Erzähler zu einer Reise durch Louisiana, Mississippi, Alabama und Georgia auf. In schockierenden Episoden beschrieb er, was einem widerfährt, der sich in nichts geändert hat außer in der Farbe seiner Haut.

Ed Ruscha wiederum mag die Art, wie sich Mister President selber auf die Schippe zu nehmen weiß, und sei es auch nur bei der Dekoration. "Ich hoffe", lässt er in lockerem Ton wissen, "mein Bild hat den umgekehrten Effekt auf den Entscheidungsprozess dieser Administration." Der Blick auf das Vielleicht-ja-vielleicht-nein, will Ruscha sagen, könnte dem Hausherrn doch helfen, sich einen Ruck zu geben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort