Ausstellung im Haus der Geschichte Über Macht zu lachen ist große Freiheit

Bonn (RPO). "Was darf die Satire? Alles." Dieses Zitat Kurt Tucholskys hat bis heute Brisanz. Denn besonders Witze über Politiker und Würdenträger sind ein Gradmesser für die Freiheit in einer Demokratie. Das Bonner Haus der Geschichte zeigt nun Arbeiten aus 60 Jahren Satire in Ost und West. Dabei wird auch deutlich, wie sehr sich die Werte in Deutschland verändert haben.

Spaß beiseite: Satire in Deutschland
8 Bilder

Spaß beiseite: Satire in Deutschland

8 Bilder

Nach 1945 erlebte Satire in Deutschland eine Renaissance. In Westdeutschland gewannen die großen Kabaretts über das Fernsehen Popularität, auch der Karneval erreichte hier ein Millionenpublikum. Seit den Studentenunruhen gehörten unkonventionelle satirische Aktionen zu den Protestformen in der Bundesrepublik. Kabarett und Karikatur waren nun vermehrt Anlass öffentlichen Streits.

In der DDR hingegen verpflichtete das SED-Regime die Satiriker auf die Unterstützung des Sozialismus. Doch das Volk suchte nach Ventilen für seinen Unmut. Trotz strenger Kontrollen wurden Kabarett und Karikatur zum Medium der Kritik, aber ungeschminkt trat die Wahrheit nur in politischen Witzen zutage, deren Verbreitung mit persönlichen Risiken verbunden war. Erst nach der Wende konnten wirklich alle Menschen ihre Meinung sagen.

Nach der Wiedervereinigung zeigten sich im Humor die Unterschiede zwischen "Wessis" und "Ossis". Gemeinsam erlebten die Deutschen den vom Privatfernsehen geförderten "Comedy-Boom". Tabugrenzen scheint es heute kaun mehr zu geben, doch seit den gewaltsamen Reaktionen auf die "Mohammed-Karikaturen" im Jahr 2006 ist unsere Gesellschaft scheinbar mit neuen Beschränkungen konfrontiert.

Die neue Ausstellung "Spaß beiseite. Humor und Politik in Deutschland" im Bonner Haus der Geschichte zeigt mit über 800 Exponaten, Film- und Tondokumenten die Entwicklung von Satire und Ironie, Kabarett und Karikatur, Karneval und Witz im geteilten sowie geeinten Deutschland.

Sie ist vom 10. Dezember 2010 bis 13. Juni 2011 im Haus der Geschichte in Bonn zu sehen. "Spaß beiseite" präsentiert Zeitgeschichte auf unterhaltsame Weise und fragt: "Wo hört der Spaß auf?"

(csi/rm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort