Ausstellung "Nude Visions" Vom Pin-up-Girl zum Hochglanz-Model

München (RPO). Marilyn Monroe posierte leicht bekleidet als Pin-up-Girl, Uschi Obermaier als Ikone der 70er Jahre: Die Geschichte der Aktfotografie reicht von den fast verhüllten Schönheiten aus dem frühen 19. Jahrhundert über die Pin-up Girls der 40er-Jahre bis hin zu perfekten Model-Aufnahmen des Digitalzeitalters. Das Wiener Fotomuseum Westlicht widmet den Körperbildern eine eigene Ausstellung.

Bilder aus 150 Jahren Aktfotografie
16 Bilder

Bilder aus 150 Jahren Aktfotografie

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Zu sehen sind mehr als 250 Fotografien, Bücher und Mappen mit gedruckten Aktstudien, darunter Meisterwerke aus jeder Epoche. Trotz der medialen Überflutung mit Bildern nackter Menschen habe der Akt bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren, so die Macher der Ausstellung.

Die Geschichte der Akt-Fotografie begann natürlich im Verborgenen: Der Fotograf Theodor Her schuf Bilder, in denen er seine Modelle in historischen Kostümen als Bacchus oder Orientale präsentierte — zunächst im schützenden Atelier.

Ab 1870 entstanden die ersten Freilichtakte. Vor allem in der Lebensreform-Bewegung seit Ende des 19. Jahrhunderts, nahm die Freikörperkultur eine wichtige Stellung ein. Dazu gehörten Nacktbaden in Licht, Luft und Wasser, Kraftsport und Tanz. Der Körper wurde in seiner Natürlichkeit gefeiert.

Marilyn Monroe als Pin-up

Anders war das zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Hollywoodstudios. Die Glamourfotografie, der die Ausstellung ein eigenes Kapitel widmet, begann. Berühmtestes Beispiel ist wohl Marilyn Monroe, die leicht bekleidet auf solchen Bildern zu sehen ist.

In eigenen Fotoabteilungen der Studios entstanden mehr oder weniger freizügige Bilder für Illustrierte. In den 1940er Jahren war eine besondere Variante des Glamourakts gefragt: das Pin-up. Es zeigt die Frauen mehr den Bedürfnissen von Männern in Kasernen oder Schiffskojen angepasst. Seit den 1960er Jahren wurde die Bildform des Glamourakts von der Werbung übernommen.

Männerakte sind weniger in der Erinnerung geblieben, als die weiblichen Pin-ups und leichtbekleideten Models: Doch im Zuge einer ersten homosexuellen Emanzipation in der Weimarer Republik entstanden für homosexuelle Künstler gewisse Freiräume zur Veröffentlichung von Männerakten. In der Werbung eroberten in den 1980er Jahren auch nackte Männer die Zeitschriften. Bald darauf gibt's auch für Frauen "Männermagazine".

Eine neue Dimension der Aktdarstellung eröffnete die digitale Fotografie, so die Verantwortlichen der Ausstellung. Die Bilder sind nicht nur stärker manipulierbar, auch das Private und Intime bekommt andere Dimensionen.

Nacktheit im Dschungelcamp oder im Big Brother Container verändern unseren Begriff der Intimsphäre, heißt es in der Ankündigung der Ausstellung: Die verborgenen, zum Teil verbotenen Begierden seien einem Exhibitionismus gewichen, der in den Internetforen bis zur pornografischen Selbst- und Fremdentblößung geht. Auch in der Fotografie fließen diese Entwicklungen ein. Mit solchen digitalen Pornobildern, die er durch digitale Bearbeitung einer Unschärfe unterzieht, arbeite etwa der Künstler Thomas Ruff.

(csr/csi)
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