Bayreuther Festspiele Wolfgang Wagner tritt zurück

Bayreuth (RPO). Der Leiter des Bayreuther Festpiele, Wolfgang Wagner, tritt zurück. Seine Töchter Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner sollen nach Willen des 88-Jährigen die Nachfolge übernehmen.

Bayreuther Festspiele: Wolfgang Wagner tritt zurück
Foto: AP

Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat Wolfgang Wagner die Bayreuther Festspiele geleitet. Der Enkel des Komponisten Richard Wagner hat es verstanden, das berühmte Opernspektakel weltweit attraktiv zu halten. Doch in den vergangenen Jahren wuchs der Druck auf den gesundheitlich angeschlagenen Patriarchen, die Herrschaft auf dem grünen Hügel endlich weiterzugeben.

Als drittes Kind des Festspielleiters Siegfried Wagner und dessen Ehefrau Winifred wurde Wolfgang Wagner am 30. August 1919 in Bayreuth geboren. Nach der Schule, die er 1937 mit der Mittleren Reife abschloss, wurde er zum Arbeits- und Wehrdienst eingezogen. Anders als sein Bruder Wieland kam er zu Kriegsbeginn an die Front, wo er 1939 in Polen schwer verletzt wurde. Ein Jahr später begann seine Ausbildung zum Bühnenbildner und Regisseur.

Als Assistent arbeitete Wagner an der Staatsoper Berlin und in Bayreuth. Nach Kriegsende leitete er mit Wieland zusammen die Festspiele. Nach dessen Tod 1966 nahm Wolfgang das Zepter allein in die Hand.

In der langen Geschichte des 1872 erbauten Festspielhauses gilt Wolfgang Wagner als der geschickteste Intendant. Mit dem Nimbus Bayreuth überzeugte er die Künstler davon, auch für eine geringere Gage als sonst üblich aufzutreten. Der Ansturm auf die jährlich nur 60.000 Karten ist gewaltig, der größte Teil ist im Voraus für die weltweit 136 Wagner-Verbände reserviert. Die Wartezeit beträgt Jahre, die meisten Opernfreunde gehen leer aus.

Kampf für Tochter Katharina

In den 90er Jahren mehrten sich dennoch kritische Stimmen: Wagner wurden ein Mangel an Perspektive vorgeworfen und ein herrischer Führungsstil. Als der Stiftungsrat 2001 seine Tochter aus erster Ehe, Eva, als Nachfolgerin benannte, ignorierte Wolfgang Wagner diese Entscheidung. Er wollte nicht Eva, sondern seine zweite Ehefrau Gudrun und die gemeinsame Tochter Katharina an der Spitze. Hinter den Kulissen soll Gudrun Wagner schon lange die Festspiele organisiert haben.

Erst mit dem überraschenden Tod Gudrun Wagners im vergangenen November wendete sich das Blatt. In einem Brief an den Stiftungsrat vom 8. April deutete Wolfgang Wagner erstmals Rücktrittspläne an und sprach sich für die 29-jährige Katharina als Nachfolgerin aus - notfalls im Tandem mit Eva. Eine Rolle für seine Nichte Nike zog Wagner dagegen nie in Betracht. Der Brief schließt mit den Worten. "Ich hoffe, dass ich mit diesen wenigen Zeilen ein deutliches Signal setzen konnte und baue am 29. April 2008 auf einen entscheidungsfreudigen Stiftungsrat."

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