Nachruf zu US-Komikerin Joan Rivers "Gott, bist du lustig. Du wirst ein Star"

New York · Bei Joan Rivers bekam jeder sein Fett weg, mochte er auch noch so schön und reich sein. Nun ist die US-Komikerin im Alter von 81 Jahren gestorben.

 Joan Rivers schaffte Ihren Durchbruch bei Jimmy Carson.

Joan Rivers schaffte Ihren Durchbruch bei Jimmy Carson.

Foto: ap

Die US-Komikerin Joan Rivers ist tot. Sie sei am Donnerstag im Alter von 81 Jahren im New Yorker Mount-Sinai-Krankenhaus im Kreise ihrer Familie und engen Freunde gestorben, teilte ihre Tochter Melissa mit. Rivers erlag den Folgen einer Routineoperation vom 28. August, bei der sie einen Herzstillstand erlitten hatte. Das New Yorker Gesundheitsamt leitete eine Untersuchung zu den Todesumständen ein. Weggefährten und Freunde reagierten mit Bestürzung auf den Tod des scharfzüngigen Comedystars.

Als einer der ersten Frauen gelang es Rivers, sich in den 60er Jahren in der Männerdomäne der Late-Night-Talkshow zu etablieren. Dabei träumte die in Brooklyn geborene Tochter russischer Einwanderer erst von einer Karriere als Schauspielerin und Model. Mit Comedy hielt sie sich nach eigenen Angaben nur über Wasser, um für ernstere Rollen vorsprechen zu können. "Jemand sagte: "Du kannst sechs Dollar mit Standup in einem Club verdienen"", sagte Rivers einst der Nachrichtenagentur AP. "Und ich sagte: "Alles klar!" Es war besser, als den ganzen Tag zu tippen."

Jahrelang tingelte sie durch New Yorker Clubs, bis sie schließlich 1965 nach zahlreichen Absagen ihre Witze in der "Tonight Show" von Johnny Carson zum Besten geben durfte. Der mit brüllendem Gelächter quittierte Auftritt sollte ihren großen Durchbruch markieren. "Gott, bist du lustig. Du wirst ein Star", prophezeite ihr Talkmaster Carson damals.

NBC ab 1968

Ihre Nachtclub-Karriere bekam Rückenwind, noch im selben Jahr nahm Rivers zudem ihre erstes Comedy-Album auf. Auch privat ging es aufwärts: Sie lernte den britischen Produzenten Edgar Rosenberg kennen, den sie nach viertägiger Beziehung heiratete.

1968 nahm sie der Sender NBC als Gastgeberin einer Morning-Talkshow unter Vertrag. Als die Rundfunkanstalt jedoch drei Jahre später trotz guter Einschaltquoten mit der Verlängerung der Show zögerte, nahm Rivers 1986 das Angebot von Konkurrent Fox für eine Late-Night-Show an. Für das TV-Projekt, das nur ein Jahr währte, zahlte Rivers jedoch einen hohen Preis: Ihr Mentor Carson brach mit ihr und verlor künftig kein Wort mehr über seinen einstigen Schützling.

Ihr Mann Rosenberg beging 1987 Selbstmord, als ihre von ihm produzierte Talkshow von Fox abgesetzt wurde. Der Schicksalsschlag hebelte zeitweise auch Rivers' Karriere aus: "Niemand will jemanden sehen, deren Mann sich umbringt und die vier Wochen später wieder Comedy macht", sagte sie 1990 der "New York Times".

Mit zunehmenden Alter wurde Rivers' Humor immer scharfzüngiger. Für den Sender E! Entertainment nahm sie ab 1994 die Reichen und Schönen aufs Korn. Besonders abgesehen hatte sie es auf schlecht gekleidete Stars auf den Roten Teppichen Hollywoods. Eines ihrer liebsten Opfer war dabei über Jahre hinweg Elizabeth Taylor: "Ihr Lieblingsessen sind zweite Portionen", lästerte Rivers über die Kinodiva. Später bekamen auch Stars wie Miley Cyrus oder Adele ihr Fett weg.

Spott nach Schönheitsoperationen

Der Spott der nach zahlreichen Schönheitsoperationen zuweilen starr wirkenden Rivers richtete sich aber auch gegen sich selbst. Über ihre eigene Sterblichkeit machte sie sich ebenso lustig wie über ihren selbst erklärten Mangel an Sexappeal: "Meine beste Geburtenkontrolle ist nun, das Licht anzulassen".

Bis kurz vor ihrem Tod suchte Rivers das Rampenlicht. So war sie in den vergangenen Jahren oft beim US-Shopping-Kanal CVC zu sehen, wo sie ihre Juwelen verkaufte. Im Jahr 2010 wurde ihr die Dokumentation "Joan Rivers: Ein Stück Arbeit" gewidmet, in der sie selbst auftrat.

Hollywoodstar Barbra Streisand zeigte sich bestürzt über Rivers' Tod. "Ich lernte Joan Molinsky, das war ihr richtiger Name, kennen, als ich 17 Jahre alt war. Wir waren beide in einer Broadway-Show namens "Driftwood". Sie war damals wie heute ein echter Charakterkopf. Ich bin so traurig über ihr Ableben. Sie war zu jung und hatte noch zu viel vor."

Selbst der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Rivers. Sie habe Millionen von Menschen in aller Welt zum Lachen gebracht und sei stolz auf ihr jüdisches Erbe und ein Unterstützer Israels gewesen. "Wir werden sie vermissen."

Rivers hinterlässt ihre Tochter Melissa und einen Enkelsohn.

(ap)
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