Emden Kunsthalle Emden in Finanznot

Emden · Das Museum weist derzeit ein Defizit von einer halben Million Euro auf.

Ausverkauf von Kulturgut, um einem klammen Haushalt zu helfen? Wenige Tage, nachdem Nordrhein-Westfalen mit der Versteigerung zweier Warhol-Bilder in New York den Streit um den Verkauf von Kunst angeheizt hat, gab es erneut eine aufsehenerregende Auktion. Doch diesmal ging es nicht um den Tabubruch, Kunstwerke aus Staatsbesitz für das Stopfen von Haushaltslöchern zu veräußern, sondern um eine Benefiz-Auktion zugunsten der Kunsthalle Emden. Das von "Stern"-Gründer Henri Nannen (1913-1996) und seiner Frau Eske 1986 in Ostfriesland eröffnete Museum steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Das Defizit beläuft sich zurzeit auf eine halbe Million Euro. Freunde der Kunsthalle hatten deshalb Werke aus ihrem Privatbesitz für die Versteigerung zur Verfügung gestellt.

Etwa 80 hochrangige Bilder und Skulpturen von Künstlern wie Georg Baselitz, Gerhard Richter und Pablo Picasso kamen unter den Hammer. Christiane Gräfin zu Rantzau leitete die Auktion. Sie ist Chefin der Christie's Deutschland GmbH und kam für den Abend eigens aus New York. Insgesamt spielte die Wohltätigkeits-Auktion 369 100 Euro ein. "Nach Abzug der Steuern rechnen wir damit, dass ein Betrag von rund 300 000 Euro übrig bleiben wird. Daran hätten wir im Traum nicht geglaubt", sagte Kunsthallen-Sprecherin Ilka Erdwiens.

Die Kunsthalle in der kleinen Stadt Emden kämpft seit ihrer Eröffnung mit Geldproblemen. Mit einem Erweiterungsbau stiegen 2007 auch die laufenden Kosten. Die rot-grüne Landesregierung kündigte in diesem Jahr eine Erhöhung der Landesmittel auf 850 000 Euro an. Auch eine einmalige Sonderzuwendung von 100 000 Euro wurde zugesichert.

Erst wenige Tage vor der Versteigerung hatte das Land Niedersachsen betont, es plane derzeit keinen Verkauf seiner Kunstschätze nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens. Die Staatskanzlei in Hannover teilte mit, die wertvolle Kunst in den Landesmuseen sei Kapital für die kulturelle Zukunftsfähigkeit und Entwicklung der Gesellschaft. Es gebe keine Ideen, Bestände der Museen zu verkaufen.

In NRW hatte der landeseigene Casino-Betreiber Westspiel zwei Bilder von Andy Warhol (1928-1987) zum Verkauf angeboten. Sie brachten umgerechnet gut 120 Millionen Euro ein.

(DPA)
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