Irische Geschichte "Lord of the Dance"-Star steppt in neuer Show

London (rpo). Morgens um zehn vor sechs joggt Michael Flatley eine Runde im Hyde Park. Rudern, Seilspringen, Boxen und Tanztraining stehen danach auf dem Fitnessprogramm, zu dem auch eine strenge Diät gehört. "Anders würde ich es nicht schaffen, jeden Abend zwei Stunden lang durchzutanzen", sagt der "Lord of the Dance"-Star. Nach vierjähriger Bühnenpause feiert der Rekordstepper sein Comeback. Er stellt im Mai seine neue Show "Celtic Tiger" in Deutschland vor.

 Michael Flatley.

Michael Flatley.

Foto: AP

"Celtic Tiger" erzählt die Geschichte Irlands von den keltischen Ursprüngen über die Auswanderung vieler Iren in die USA bis in die Neuzeit. Auch die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts lässt Flatley nicht aus. Wie er diese auf der Bühne darstellt, wollte er allerdings nicht verraten. Nur so viel: In den USA und Kanada seien viele Zuschauer in Tränen ausgebrochen. "In der ersten Hälfte der Show geht es darum, wie die Iren ihre Heimat verlassen und in Amerika einen neuen Anfang machen wollen", erzählte der 47-Jährige. "Zuerst sind sie wie Sklaven behandelt worden, aber dann sind sie zu den John F. Kennedys der Neuen Welt geworden."

"Der zweite Teil der Show ist sehr amerikanisch", sagte Flatley, dessen Eltern 1947 aus Irland nach Chicago auswanderten. "Ich bin stolz, Ire zu sein, aber gleichzeitig bin ich auch stolz, Amerikaner zu sein. Das wollte ich in dieser Show zeigen." Dafür engagierte der Choreograf 60 Tänzer aus aller Welt, mit denen er ein halbes Jahr lang trainierte. Allein ihre Kostüme haben zwei Millionen Dollar (1,7 Millionen Euro) gekostet. Weitere 50 Mitarbeiter werkeln hinter der Bühne.

Nach seiner Ankündigung 2001, die Tanzschuhe an den Nagel zu hängen, sei ihm schnell klar geworden, dass er das nicht schaffen würde, verriet Flatley der AP. "Die Idee für 'Celtic Tiger' hatte ich schon seit Jahren im Kopf. Und als ich dann mit der Planung angefangen habe, bin ich regelrecht hineingesaugt wurden. Schon nach ein paar Tagen wusste ich: Bei diesem Projekt muss ich mittanzen." Den Titel lieh er sich aus dem Wirtschaftsjargon, der damit die Boomphase in Irland von 1990 bis 2002 bezeichnet. "Aber für mich ist der 'Keltische Tiger' etwas viel Tiefergehendes, nämlich das Herz, die Seele und der Geist des irischen Volkes."

Keine bloße Fortsetzung der früheren Erfolgsshows

Mit seinen früheren Erfolgsshows "Riverdance", "Lord of the Dance" und "Feet of Flames", die seit Mitte der 90er Jahre Millionen Zuschauer weltweit begeisterten, habe "Celtic Tiger" nicht mehr viel gemein, betont der gebürtige Amerikaner. Das neue Programm sei "eine neue Form der Unterhaltung". Dennoch trägt das Tanzspektakel unverkennbar Flatleys Handschrift: Wieder steht der traditionelle irische Stepptanz im Vordergrund, Höhepunkte der Show sind die rasanten Solo-Auftritte des blondgesträhnten Meisters, dessen Beine mit 40 Millionen Dollar versichert sind - Flatley schafft mehr als 30 Stepps pro Sekunde und hat es damit ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft.

Neu ist diesmal allerdings die Mixtur der irischen Klänge mit Musikrichtungen wie Hip-Hip, Salsa, Rock und Jazz. Zwischen den Songs tritt Flatley mit Flöten-, Trommel- und Geigensoli auf. Auf einer riesigen Leinwand im Hintergrund sind wechselnde irische Landschaften zu sehen. Und auch im mit 18 Millionen Dollar teuersten Bühnenbild aller Zeiten tut sich einiges: Da marschieren Spielzeugsoldaten auf, und Panzer rollen ein, um die britische Besatzung Irlands im 12. Jahrhundert zu illustrieren. Nach der Pause liefert eine Tänzerin in der Uniform einer Stewardess einen Striptease, an dessen Ende sie einen knappen Stars-and-Stripes-Bikini enthüllt. Aufwändige Licht- und Pyrotechnikeffekte plustern die bombastische Show weiter auf.

Mit der irischen Geschichte müsse der Zuschauer aber nicht vertraut sein, um "Celtic Tiger" zu genießen, versicherte Flatley. "Unsere Show spricht Menschen jeden Alters, jeder Religion, Nationalität und Kultur an. Es ist eine sehr anregende und bewegende Show, nach der die Menschen mit singendem Herzen nach Hause gehen. Wenn das Publikum am Ende aufsteht und applaudiert, weiß ich, dass ich etwas richtig gemacht habe."

Tourdaten:
06.5. Oberhausen (König-Pilsener-Arena)
08.5. Stuttgart (Schleyerhalle)
10.5. Hamburg (Color Line Arena)
16.5. Frankfurt (Festhalle)

(ap)
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