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Köln Köln zeigt Kunst, die sich nützlich macht

Köln · Die Ausstellung "manu factum" präsentiert herausragende Leistungen im NRW-Kunsthandwerk.

Kunsthandwerk hat einen schweren Stand. Von der Warte der Kunst blickt man hinab und sagt vielleicht: Ist ja nur Kunsthandwerk. Handwerker dagegen mögen hinaufblicken, aber auch denken: Da will jemand was Besseres sein. Seit den 60er Jahren sucht die NRW-Landesregierung alle zwei Jahre zurechtzurücken, dass Kunsthandwerk etwas Eigenes ist; etwas, das Zuwendung beanspruchen darf und worin Preiswürdiges geleistet wird.

Diesmal ist das Museum für Angewandte Kunst in Köln der Ort, an dem Kunsthandwerker sich unter dem Titel "manu factum" präsentieren dürfen: 123 Arbeiten von Könnern, die sich am Wettbewerb um die mit insgesamt 60 000 Euro dotierten Staatspreise im NRW-Kunsthandwerk beteiligt haben. War der Wettbewerb bislang nach Materialien sortiert, so ordnet er sich jetzt erstmals nach Themenfeldern: Möbel, Skulptur, Schmuck, Kleidung, Medien und Wohnen.

Wer eine solche Schau als routinierter Kunstmuseumsbesucher durchstreift, wird sich immer wieder dabei ertappen, dass er den Kunsthandwerkern mehr Mut wünscht. Oft fehlt nur noch ein kleiner Schritt, damit aus Design Kunst würde. Doch das entspräche nicht dem Anliegen des Kunsthandwerks. Es geht hier gerade um Kunst, die sich nützlich macht; die den Betrachter nicht vor den Kopf stoßen, sondern sich geschmeidig und zuweilen heiter in den Alltag einfügen will.

So wie die Arbeiten des Kölner Tischlermeisters Klemens Grund, Träger des Staatspreises 2015 im Bereich Möbel. Zwei formidentische Stühle aus Eiche und Messing, der eine als normaler Stuhl, der andere als Klappstuhl ausgeführt, bestechen durch ihre elegante Linienführung. In derselben Kategorie hat Felix Altenrath aus Würselen einen stummen Diener für Handwerker eingereicht. Dieses Möbelstück trägt demonstrativ eine Hose, unter der ein Podest die Schuhe aufnimmt. Warum braucht ein Handwerker einen stummen Diener? Klar, damit Zollstock, Kuli und Krimskrams nicht aus den Taschen fallen.

Ursula Biskup aus Neuss ist auf den Staatspreis schon fast abonniert. Zum zweiten Mal nach 1997 hat sie die Auszeichnung nun bekommen, diesmal für einen Ohrschmuck, der "reduzierte formale Mittel und eine raffinierte Materialkombination aus Gold und Seidenfaden vereint", wie die Jury befand. Die Kunsthandwerkerin schuf ihre "Sterntaler", indem sie dünne, leichte, aber harte Goldscheiben mit einem langen grünen Seidenfaden rosettenartig umwickelte. Er verbindet die Scheiben an fünf Knotenpunkten.

In der Kategorie Skulpturen ging der Staatspreis an die Solinger Keramikerin Kirsten Diez-Reinbeck. Ihre Installation "Das Meer in mir" besteht aus 36 Porzellanschalen, die auf rostigen Metallständern zu schweben scheinen. Die Schalen suchen durch Prägedruck, Texte und maritime Muster Stimmungen im Betrachter zu wecken.

Die Bielefelderin Katja Skoppek, jüngste Preisträgerin (Jahrgang 1990), hat in der Kategorie Kleidung ein Objekt geschaffen, das sich auch in einer Kunstausstellung behaupten würde: Die Installation "Die schönste Gewohnheit im Leben", eine Reflexion des Bekleidungsprozesses, ist eine Stoffwand, aus der zu beiden Seiten reliefartig ein Mantel hervortritt. Tragen kann man ihn nicht, wohl aber überstreifen und sinnlich erfahren.

Im Bereich Wohnen hat ein Team gesiegt: Cornelia Falk aus Recklinghausen und Katrin Reinke aus Essen haben einen Quilt entworfen, der Fotografie und Textilgestaltung zusammenwachsen lässt. Allein in der Abteilung Medien hat die Jury keinen Preis vergeben. Beispiele eingereichter Arbeiten sind aber auch in diesem Bereich zu sehen, etwa die Fotodokumentation "Am 28. Februar 2015 nachmittags am Strand": zwölf Farbfotografien, die der Krefelder Manfred Grünwald innerhalb von zwölf Minuten aufnahm und in denen die sich verändernden Standorte einiger Urlauber die verrinnende Zeit verbildlichen.

Ausstellung bis 11. Oktober im Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule; Di.-So. 11-17 Uhr; Eintritt: sechs Euro, ermäßigt 3,50 Euro

(B.M.)
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