Zürich Martin Suter und sein Kult-Ermittler

Zürich · Der vierte Krimi mit dem Detektiv Allmen ist erschienen – simpel und beliebt.

Zürich: Martin Suter und sein Kult-Ermittler
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Der vierte Krimi mit dem Detektiv Allmen ist erschienen — simpel und beliebt.

Der Schweizer Martin Suter gehört zu jenen Bestsellermaschinen, die keiner Dichterschule entsprungen sind, sondern einer Schreibwerkstatt des Lebens — der Werbung nämlich. Und diese Ausbildung zum Erfolgsschriftsteller ist keine Seltenheit mehr: Mit Frank Schätzing und Jonas Jonasson gibt es noch zwei weitere Autoren unter den aktuell zehn Erfolgreichsten, die das Zeug zum Schreiben in der Werbebranche erlernten — anders gesagt: die ein Gespür dafür entwickelten, ihre Sprache bedarfs- und kundengerecht einzusetzen. Das hört sich im Umfeld von Hohepriestern der Kultur immer viel furchtbarer an, als es eigentlich ist. Weil es für den, der glaubt, etwas mitteilen zu müssen, am Ende ja stets nur darum gehen kann, möglichst viele Leser zu haben. Nicht mehr und nicht weniger.

Und das wird meist durch eine simple Sprache erzielt. Einfachheit statt Virtuosität beherzigt auch Martin Suter. Das hat ihm schon den Vorwurf eingetragen, er könne gar nicht literarisch schreiben, nicht einmal erzählen. Der Phantasie seiner Leser gönnt Suter jedenfalls keinen allzu großen Spiel- und Freiraum. Wenn in seinen Krimis jemand ins Auto steigt und den Motor startet, dann schreibt Suter ganz genau, dass dieser oder jener ins Auto steigt und den Motor startet. Und auch der übersichtliche Umfang seiner Krimis nährt den Verdacht, dass seine Erzählkonzepte allenfalls kleinere Geschichten tragen können. Für gut 200 Seiten langte es jetzt für den neuen und vierten Fall des Ermittlers Johann Friedrich von Allmen, der so snobistisch wie sein Name ist und manchmal mit Sherlock Holmes verglichen wird. Zumal auch ihm mit Carlos ein dienstbarer Geist zur Seite steht. Worum es geht: um ein gestohlenes Bild, die entführte Maria und eine stinkreiche, zudem zickige Uralt-Dame mit Dürrenmattscher Rachelust. Nichts in diesem Buch ist spektakulär oder atemlos; die Ermittlungen fließen dahin wie das Leben selbst, es gibt den einen oder anderen spannungsreichen Augenblick, doch wirklich vom Hocker reißt das nicht. Muss es vielleicht auch nicht. Suter pflegt den Stil der kultivierten Verbrecherjagd, mit ein paar netten, nie wirklich beunruhigenden Einfällen. Eine Sonntagnachmittagslektüre im Park also, bei Sonnenschein und mit Kindergeschrei im Hintergrund. Selbst ein Kunstraub schreckt uns nicht und weckt keinen Gedanken an Beutekunst. Allmen steht nicht für eine heile Welt, aber doch für eine stets versöhnliche. Auch das ist ein Erfolgsrezept.

Info Martin Suter: "Allmen und die verschwundene María". Diogenes Verlag, 224 Seiten, 18,90 Euro

(RP)
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