Berlin Mehrheit gegen Wörter wie "Neger" in Kinderbüchern

Berlin · Eine knappe Mehrheit der Deutschen (50 Prozent) spricht sich dafür aus, als diskriminierend empfundene Wörter wie "Neger" und "Zigeuner" aus Kinderbüchern zu entfernen und durch weniger belastete zu ersetzen. Eine große Minderheit (48 Prozent) ist dafür, es bei den Ursprungs-Texten zu belassen. Das ist das Resultat einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts für die "Bild am Sonntag".

Während sich 52 Prozent der Westdeutschen und 53 Prozent der Frauen für die Änderung von Wörtern wie "Neger" und "Zigeuner" aussprachen, taten dies nur 37 Prozent der Ostdeutschen und 46 Prozent der befragten Männer.

Je höher der Bildungsabschluss der Interviewten, desto größer ist laut Bericht der Anteil derer, die gegen eine Reform der Kinderbücher sind. So plädieren 85 Prozent der befragten Volksschüler ohne Lehre für eine Anpassung der Texte, doch nur 37 Prozent der Deutschen mit Hochschulreife.

Ein Auslöser der in Deutschland intensiv geführten Debatte war die jüngste Entscheidung des Thienemann-Verlags, den Kinderbuchklassiker "Die kleine Hexe" von Schriftsteller Otfried Preußler sprachlich anzupassen und beispielsweise das Wort "Neger" aus dem Kinderbuch zu streichen. Die Neufassung des 1957 erstmals veröffentlichten Bestsellers soll ab Juli dieses Jahres erhältlich sein.

Thienemann folgt damit dem Verlag Friedrich Oetinger aus Hamburg, der veraltete Worte wie "Neger" und "Zigeuner" bereits vor vier Jahren aus seinen aktuellen Übersetzungen von "Pippi Langstrumpf" und anderen Büchern von Astrid Lindgren gestrichen hatte. Schon vor einigen Jahren hatte man in einer Ausgabe von "Pippi Langstrumpf" das Wort "Negerkönig" durch "Südseekönig" ersetzt.

Einen Selbsterfahrungsbericht veröffentlichte in der aktuellen Ausgabe des "Spiegel" Dialika Neufeld, eine Autorin mit senegalesischen Wurzeln. "Ich war schwarz wie Jim Knopf und hatte krauses Haar. Auch ich las diese Bücher und liebte die Geschichten. Gleichzeitig hasste ich sie." Dialika Neufeld spricht sich ebenfalls für eine Sprachkorrektur in diesen Büchern aus.

Der Grund: Wenn niemand Kindern hilft, das Gelesene einzuordnen, tragen sie das, "was sie aufschnappen, eins zu eins in die Klassenzimmer. Klassenzimmer, in denen heute Mitschüler sitzen, deren Eltern aus Ghana oder Pakistan kommen."

(kna/RP)
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