Leverkusen Melody Gardot bei den Leverkusener Jazztagen

Leverkusen · Melody Gardot, die US-amerikanische Sängerin mit dem klangvollen Namen, ist eine "Lady in black". Schwarzer Hut, darunter ein schwarzes Tuch ums Haar geknotet, tiefschwarze Sonnenbrille, Jackett und hautenge Nappalederhose, ebenfalls schwarz. Ihre perfekt in Szene gesetzte Erscheinung erinnert an einen weiblichen Michael Jackson. Es ist, als wolle sie sich distanzieren vom Image der blonden Smooth-Jazz-Sängerin ihrer ersten beiden Alben und vom verführerischen Bossa-Nova-Girl der CD "The Absence".

Auf der Bühne der Leverkusener Jazztage demonstriert Gardot mit bleischweren, bluesgetränkten Grooves, elektrischen Gitarren und einer kraftvollen Horn-Section, dass sie zurückgekehrt ist zu ihren US-amerikanischen Wurzeln und zum rauen Alltag des Lebens in der Stadt. "Currency Of Man" (Die Währung des Menschen) heißt das Programm, das ironisch auf die Währung anspielt, in der man den Wert des Menschen berechnet. Der Titel klingt umso makabrer, wenn man Gardots Geschichte kennt. Wenn man weiß, dass sie mit 18 Jahren einen Unfall hatte, bei dem sie auf dem Fahrrad von einem Geländewagen angefahren wurde, dessen Fahrer und sie mit schwersten Verletzungen liegenließ. Das ist Vergangenheit. Selbst den Gehstock, der sie als Zeichen ihrer Versehrtheit noch begleitete, hat sie abgelegt.

Die neuen Songs handeln von Menschen am Rande der Gesellschaft. Sie erzählen von Armut, Gewalt und von Rassendiskriminierung wie das gospelhafte "Preacherman", bei dem das Publikum nach dem Muster des Call-and-Response mitsingt. Bei allem Ernst zeigt Gardot Humor. Sie kündigt einen Love-Song an und erhebt die Stimme zu Jobims "Girl From Ipanema", unterbricht sich aber mit den Worten: "Nicht jetzt!" Was folgt, ist die Ballade "Baby I'm A Fool" von der CD "My One And Only Thrill". Hier kommt ihre dunkle, vor Erotik nur so knisternde Stimme am besten zur Geltung. Zum begeisterten Publikum sagt sie "You are so cool!" Das ist sie auch.

www.leverkusener-jazztage.de

(RP)
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