Kommentar Mission Spree

Der neue Erzbischof von Berlin trinkt Alt. Das allein zeichnet den Düsseldorfer Heiner Koch nicht aus, wiewohl seine rheinische Verbindlichkeit ihn zum gesuchten Kommunikator macht. Als Oberhirte in der Dresdner Diaspora hat er bewiesen, dass er die Schäfchen um sich scharen kann und missionarisch wirkt - bis in die sächsische, katholisch dominierte Landesregierung hinein. Sein diplomatisches Geschick wird er in der Hauptstadt brauchen, seine seelsorgerische Kraft erst recht.

Denn an der Spree sind die Katholiken eine kleine, wenn auch meinungsstarke Minderheit - etwa gleichauf mit den Muslimen. Die meisten Berliner aber glauben - an nichts. Und doch erwartet den pragmatischen Prediger ein dankbares Publikum. Denn der Kreis der Suchenden ist in der Atheisten-Metropole groß. Diese Erfahrung hat in seiner Berliner Zeit schon Kochs Kölner Förderer Kardinal Meisner genutzt. Für den Kardinal-Pensionär Meisner ist die Berufung Kochs ein erneuter Triumph.

Er hat damit wieder einmal einen seiner Jünger auf einen wichtigen Bischofsstuhl "gesetzt". Mit Rainer Maria Woelki (Köln, vorher Berlin) und Stefan Heße (Hamburg) ist Koch der dritte Oberhirte in besonderer Position aus Meisners Umfeld. Der rheinische Katholizismus gewinnt an Einfluss. Auch in Rom. Denn ein Erzbischof in Berlin wird schnell auch Kardinal.

(RP)
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