Maastricht Mit dem Privatjet zur Kunstmesse

Maastricht · Der bedeutendste Kunstmarkt der Welt ist gestern eröffnet worden: die Tefaf in Maastricht.

Scheich Faisal Bin Qassim Al Thani ist ein kunstliebender Unternehmer und zugleich Besitzer eines Museums in Katars Hauptstadt Doha. Der Kunstmesse in Maastricht hat er diesmal bereits einen Besuch abgestattet, als sie noch gar nicht eröffnet war. Schon vorgestern, einen Tag vor dem Einlass für Vorzugsgäste, hatte er dem Vernehmen nach das Privileg, mit seinem Gefolge durch die Gänge zu streifen, vorbei an historischen Juwelen, Gemälden der Brueghel-Familie und an kostbaren Tapisserien.

Die Messe Tefaf - Abkürzung für "The European Fine Art Fair" - gilt als bedeutendste Kunstmesse der Welt; Treffpunkt der Millionäre aus allen Himmelsrichtungen. Schon die Vorfahrt der Gäste vor dem äußerlich unspektakulären, innerlich aber von Raumausstattern hochgerüsteten Messebau macht Eindruck: Bentley, Rolls-Royce und Mercedes rollen an. Ein Page mit Zylinder hilft den besonders wichtigen Besuchern aus der Karosse auf den roten Teppich zum Eingang. Mancher ist gerade erst auf dem Flughafen Maastricht/Aachen mit dem Privatjet aus Amerika eingetroffen.

Wer sind diese Besucher? Die Düsseldorfer Galeristen Rainer und Manuel Ludorff von der Düsseldorfer Königsallee, nun zum dritten Mal mit einem Stand auf der Tefaf, kennen die Klientel: Unternehmer und Künstler, Ärzte und Modedesigner, Rechtsanwälte, Musiker und Sportler. Als Teilnehmer schätzen die beiden Händler an der Maastrichter Messe vor allem die perfekte Organisation, das internationale Publikum (80 bis 90 Prozent nicht-deutsche Besucher) und die Qualität des Angebots. Allein schon die Jury, welche die ausgestellten Kunstwerke prüft, ist einzigartig: 100 Experten untersuchen zwei Tage lang, ob alles seine Ordnung hat. Im Zeitalter der Fälschungen und des Betrugs im Handel kommt dieses Verfahren dem Sicherheitsbedürfnis der Käufer entgegen.

Die Kundschaft besteht den Ludorffs zufolge nicht etwa aus bloßen Geldanlegern, sondern durchweg aus Kennern - teilweise auch solchen, die sich von Beratern begleiten lassen. "Sie suchen meist ganz bestimmte Dinge", stellt Rainer Ludorff vor der Kulisse eines farbstarken Gemäldes von Serge Poliakoff fest. Gerade erst ist er mit seinem Sohn von der Art Karlsruhe zurückgekehrt, wo der ehemalige Tennisspieler Michael Stich seine Sammlung wieder einmal erweitert hat.

Die Düsseldorfer Galeristen Ute Eggeling und Michael Beck nehmen nun schon zum 13. Mal an der Tefaf teil. Gerade haben sie die Armory Show in New York hinter sich: "Dort verkaufen wir nur in die USA, hier in Maastricht dagegen haben wir Kunden aus der ganzen Welt." Und was auf der Art Cologne ihrer Erfahrung nach unter die Rubrik "geht nicht" fällt, wird in Maastricht ermöglicht - diesmal die Installation eines fünf Meter hohen Bildes von Anselm Kiefer (Preis: 1,45 Millionen Euro).

Zu den weiteren Attraktionen der Messe zählen wie immer die teuersten Objekte; vor allem van Goghs Aquarell "Die Mühle von Alphonse Daudet in Fontvielle", vom Londoner Händler Dickinson für rund zehn Millionen Dollar angeboten; dazu das aus Westfalen stammende Liesborn-Evangeliar, von Les Enluminures aus Paris für 6,5 Millionen Dollar offeriert, und ein Geschichtsgemälde von Sir Joshua Reynolds, "Dionysius Areopagite", das seit 1905 verschollen geglaubt war und jetzt für 950 000 Euro zum Verkauf steht.

Schon der Eintrittspreis von 40 Euro könnte darauf deuten, dass die Tefaf nur etwas für Reiche ist. Doch in der Abteilung "Arbeiten auf Papier" gibt es auch Angebote für Einsteiger; etwa Georg Scharfs Aquarell mit der Ansicht einer britischen Gaststätte (19. Jahrhundert). Day and Faber nehmen dafür 2200 Euro, Signatur inbegriffen. Geht doch.

(RP)
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