Mr. Bean wäre so gern James Bond

Komödie "Johnny English – Jetzt erst recht" mit Rowan Atkinson

Der britische MI 7-Agent Johnny English hat sich nach seinem Misserfolg in Mosambik in ein Martial-Arts-Kloster zurückgezogen, wo der Meistermönch ihn auf Linie bringen möchte. Nun aber wird der rechthaberisch-arrogante Held doch rascher als erwartet erneut rekrutiert, damit er einen Anschlag auf den chinesischen Regierungschef vereitelt.

Rowan Atkinson geht mit seinen klamottigen Agenten-Abenteuern also in die zweite Runde, als wichtigste Nebendarsteller setzt der als Mister Bean berühmt gewordene Komiker wieder auf- und abfahrende Augenbrauen, hin- und herrollende Pupillen ein.

Pointen indes sind in diesem lustlos-behäbig inszenierten Film nur wenige aufzuspüren. Als James-Bond-Parodien waren die Mike-Myers-Komödien ("Goldständer") jedenfalls kenntnisreicher und frecher, ja, sogar die Originale leisteten sich, etwa in der 007-Roger-Moore-Spätphase, sehr viel mehr an selbstironischer Dekonstruktion. Selbst wenn der eitle Trottel Johnny English im Geheimlabor zwanghaft auf irgendwelche Knöpfe drückt und Projektile durch die Gegend zischen, dann holt im Vergleich dazu fast jede James-Bond-Sequenz mit dem Technikgenie Q mehr aus dieser Standard-Nummer heraus.

Und lässt man Bond mal beiseite? Dann verliert Johnny English eben den Gag-Dichte-und-Zielgenauigkeits-Vergleich mit anderen Vorbildern, etwa mit Kommissar Juve alias Luis de Funès ("Fantomas"), mit Inspektor Clouseau alias Peter Sellers ("Der rosarote Panther") oder mit dem Polizisten Frank Drebin alias Leslie Nielson ("Die nackte Kanone").

Ach, diese arg schwerfälligen Wortwitz-Versuche des Atkinson-Helden: "Sie könnten ja nicht mal mit einer Banane einen Bahnhof treffen!". Wenn er dann wieder seine Technik-Spielzeuge, die so genannten Gadgets, verwechselt – etwa einen kleinen Raketenwerfer mit einem kugelsicheren Regenschirm – wird für einen solchen Scherz ein sehr, sehr langer Anlauf genommen. Und bei einer Rollstuhl-Verfolgungsjagd wird Johnny English dann, was Tempo und Timing betrifft, vom Regisseur ausgebremst.

An den Mitspielern Gillian Anderson (MI 7-Chefin), Rosamund Pike (Psychologin) oder Daniel Kaluuya (Assistent) agiert Atkinson übrigens konsequent vorbei. Am wohlsten scheint er sich noch zu fühlen, wenn er seine neue Figur in den alten, autistischen und sehr verbraucht wirkenden Slapstick früherer Tage verwickeln kann. Man merkt ihm die Sehnsucht nach der großen Zeit förmlich an.

Wenn einer seine besten Tage hinter sich hat, nennt man ihn auf Englisch einen Has-Been. Im Fall Rowan Atkinson müsste man im Sinne dieses Films wohl von einem Has-Bean sprechen. l

(RP)
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