Leverkusen Museumsverein will Schloss Morsbroich retten

Leverkusen · Die Stadt Leverkusen entscheidet Ende August über ein neues Gutachten zur Zukunft des Museums.

"Wir fangen erst an zu arbeiten" - mit diesen Worten dämpft Gottfried Zaby, Vorsitzender des Museumsvereins Morsbroich in Leverkusen, die Hoffnung auf ein rasches Ende einer leidigen Diskussion. Doch immerhin war von einer Schließung des Museums Morsbroich jetzt schon lange nicht mehr die Rede. Zahlreiche Bürger, Museumsleute und Künstler haben sich inzwischen für das Fortbestehen dieses hoch angesehenen Horts modernen Kunst stark gemacht, darunter besonders der international gefeierte Maler Gerhard Richter.

Am 29. August wird der Rat der Stadt Leverkusen in seiner nächsten Sitzung darüber befinden, ob er ein Angebot des Museumsvereins annimmt. Es lautet so: Der Verein gibt auf seine Rechnung ein professionelles Gutachten zur Standortentwicklung der gesamten Liegenschaft Schloss Morsbroich in Auftrag, also zum Schloss selbst, zu den Remisen, zur Gastronomie und zum Park. Ziel ist es, den Gesamtertrag zu steigern und zugleich die Kosten zu senken, so dass die Stadt Leverkusen künftig deutlich weniger als die bisherigen 780.000 Euro pro Jahr für den Betrieb des Museums ausgeben müsste.

Auf diese Weise könnte eine Lösung zustande kommen, die sich wohltuend vom Vorschlag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG abhöbe. Nachdem die "Gemeindeprüfungsanstalt NRW" diesem Unternehmen den Auftrag erteilt hatte, "Vorschläge zur Optimierung der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung KulturStadtLev" zu erarbeiten, antwortete es mit einer Radikallösung: Abschaffung des Museums, Verkauf der Kunstsammlung - Schluss, aus, Ende.

Der Vorschlag von KPMG gründete sich, wie sich dann herausstellte, teilweise auf falsche Zahlen, Annahmen und Voraussetzungen und wurde anfechtbar. Jetzt hat der Rat der Stadt Leverkusen die Chance, statt ausschließlich von Ökonomen ein Konzept von Museums-, Gastronomie-, Event- und Landschaftsexperten erstellen zu lassen, noch dazu unentgeltlich und unter Einbeziehung der Vorschläge aus der Bürgerschaft. Der Museumsverein bedingt sich allerdings aus, dass die Stadt keine parallele Planung in Auftrag gibt. Im ersten Quartal des Jahres 2018 will er dann eine Dokumentation veröffentlichen.

Vereinsvorsitzender Zaby möchte vorab keine eigenen Vorschläge verbreiten, doch setzt er offenbar vor allem auf eine bessere Nutzung des Museumsparks etwa durch einen Weihnachtsmarkt und kulturelle Veranstaltungen. In einem Brief von Zaby an Oberbürgermeister der Stadt, Uwe Richrath (SPD), heißt es, dass es um "alternative periphere Nutzungen im Erdgeschoss und in den Remisen sowie auf den Freiflächen" gehe.

Warum ist das Museum Morsbroich so bedeutend für Leverkusen? Zaby gibt mehrere Antworten: Es sei wichtig, dass die Stadt überregional noch durch etwas anderes auf sich aufmerksam mache als durch einen Fußballverein der Bundesliga. Und dass ein auch bundesweit beachtetes Ensemble wie das Schloss als Aushängeschild nicht leichtfertig aufgegeben werden dürfe. Und dass dieses Schloss als gute Stube der Stadt wesentlich zur Identifikation der Leverkusener mit ihrer Heimat beitrage.

Was geschehen würde, wenn Leverkusen sein Museum tatsächlich aufgäbe, kann sich jeder selbst ausrechnen: Die Stadt würde 780.000 Euro pro Jahr sparen, ja - aber sie würde zugleich auf die 300.000 Euro verzichten, die ihr jedes Jahr vom Museumsverein zuflossen. Und auf den guten Ruf einer Kulturstadt ohnehin.

(B.M.)
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