Scharfe Kritik an Bob Geldof, Campino und Band Aid "Ein Lied schlimmer als Ebola"

Heute ist die deutsche Variante des Charity-Songs "Do they know it's Christmas?" erschienen. Campino singt mit Maffay, Lindenberg und Cro im Rahmen von Bob Geldofs "Band Aid". Schon im Vorfeld haben zahlreiche Medien und Künstler die Single kritisiert. Campino empfindet das als zynisch.

 Das Video der deutschen Band Aid 30 feierte am Freitagabend in der ARD Premiere.

Das Video der deutschen Band Aid 30 feierte am Freitagabend in der ARD Premiere.

Foto: screenshot ARD

Die Diskussion rund im die Single "Do they know it's Christmas?" in ihrer deutschen Variante dreht sich gleich um mehrere Punkte. Im Zentrum steht aber zunächst der Vorwurf, dass eine eingedeutschte Variante des Liedes aus dem Jahr 1984 nur schlecht klingen könne. Während Campino den deutschen Bob Geldof macht, sind Ina Müller, Silbermond, Inga Humpe, Cro, Jan Delay, Udo Lindenberg, Jan-Josef Liefers und Anna Loos, Marteria, Michi Beck (Fantastische Vier), Milky Chance, Max Raabe, Peter Maffay, Wolfgang Niedecken, Thees Uhlmann, Max Herre und Joy Denalane mit dabei.

Das "Vice-Magazine" sagte voraus, dass das Stück bei dieser Besetzung nur eine neue "Eskalationsstufe von Scheiße" erreichen würde. Das Lied an sich sei schlimmer als die Krankheit Ebola, die mit dem Erlös der Single bekämpft werden soll. Stattdessen schlägt das Magazin vor, direkt Geld zu spenden.

Ähnliche Vorwürfe wurden bereits in den 1980er Jahren bei der ersten Auflage des Projektes um Bob Geldof laut. Die Erlöse aus dem ersten "Do they know it's Christmas" seien mitunter nie in Afrika angekommen, oder dort versickert, wie die "Deutsche Welle" online berichtet. Tatsächlich hatte Bob Geldof im Vorfeld der Neuauflage erklärt, man solle die Single für den guten Zweck doch auch kaufen, wenn man die Musik nicht möge. Diese Aufforderung zum Kauf galt sowohl für die deutsche wie auch die englische Neuauflage, an der unter anderem die Boyband "One Direction", Rita Ora oder Olly Murs mitgewirkt haben.

Dem Zwang zum Kauf und dem Zwang zur Teilnahme widmet sich auch "Spiegel Online". So habe Geldof schon Campino überreden müssen, überhaupt an dem Projekt teilzunehmen. Der Frontmann der Toten Hosen habe wiederum abfällig über Künstler geredet, die nicht teilnehmen wollten. Ganz wie Geldof, der die Sängerin Adele kritisiert hatte, nachdem diese nicht für ihn singen wollte.

"Spiegel Online" entschärft jedoch eine Kritik, die auf dem Internetauftritt der "Deutschen Welle" zu lesen ist. Während die "Deutsche Welle" vermutet, dass "Band Aid" vor allem eine Imagekampagne für Bob Geldof selbst sei, zitiert "Spiegel Online" den Altpunk und berichtet, dass Geldof bewusst sei, dass das Projekt an sich dem Image der Künstler durchaus schaden könne und Hilfsprojekte für Afrika immer mit einem Imageproblem zu kämpfen hätten.

Tote-Hosen-Frontmann Campino setzte sich derweil mit Gegen-Kritik zur Wehr. "Was soll daran falsch sein?", sagte er Focus Online. Das Geld sieht er in guten Händen. Unicef und Oxfam seien absolut "integre Organisationen." Über die Kritik kann er nur den Kopf schütteln. "Der Zynismus, der einem bei einer solchen Hilfsaktion entgegenschlägt, ist teilweise beispiellos", so Campino.

Wie die Single überhaupt klingt, zeigt Radio Hamburg in einem Ausschnitt. Auf iTunes und bei Amazon steht die Single ab heute zum Download bereit. Bei der ARD feierte das dazugehörige Video am Abend Premiere.

(ac)
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