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Auftritt war ein Desaster Buhrufe für Prince in Köln

Köln (RP). Er kam zu spät, verließ nach einem Song für 50 Minuten die Bühne und kehrte für weitere 80 Minuten Soundbrei zurück. Der Superstar aus Minneapolis verärgerte in der Lanxess-Arena Tausende Fans.

Exzentrischer Künstler: Prince
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Foto: AP

Der Konzertbesucher gehört zu den belastbarsten Wesen der Zeitgeschichte. Dass ein Künstler mit einer Stunde Verspätung auf die Bühne kommt, macht dem Dulder mit Eintrittskarte selten etwas aus, er begrüßt seine Helden dennoch mit viel Euphorie und Vorfreude. So bekam denn auch Prince in der Lanxess-Arena in Köln viel Applaus, als er 45 Minuten nach der avisierten Zeit die ersten Akkorde spielte. Am Ende indes hatte der Gigant aus Minneapolis seine Fans etwas zu viel leiden lassen. Sie verließen pfeifend die Halle, Bierbecher flogen auf die Bühne, mancher war außer sich. Ein Desaster.

Gründe für den Ausbruch des Volkszorns gab es einige. Prince verließ nach nur einem Stück die Bühne. Knapp 50 Minuten warteten 12 000 Menschen zu Funk-Sounds von CD auf eine Nachricht, ob es nun weitergehen würde oder ob Abbruch drohe. Irgendwann gab es eine Durchsage, darin der Satz "wir sind derzeit in Erklärungen" und der Verweis auf "technische Probleme". Fast jeder wartete, niemand ging, es wurde gescherzt, so ist er er halt, der Prince.

Der 53-jährige Superstar geht nicht mehr oft auf Tournee, der Termin in Köln und ein weiterer am kommenden Donnerstag in Berlin sind die einzigen Deutschland-Stationen seiner Tournee. Vom Auftritt in Paris etwa hörte man Atemberaubendes: fast drei Stunden Spielzeit, verblüffende Songauswahl, blühende Kreativität und dazu die großen Hits "Little Red Corvette", "Nothing Compares 2 U" und "Controversy". Als kapriziös ist der Mann, der seine großen Erfolge in den 80er Jahre feierte, ohnehin bekannt, Überraschungen sind Teil der Prince-Folklore.

Aggressives Gitarrensolo als Soundcheck?

So war man guter Dinge, als er schließlich wieder die Bühne betrat. Prince verstörte sodann mit einem etwa 15-minütigen, allzu aggressiven Gitarrensolo, auf das er mehrmals das Wort "Soundcheck" rief. Die Überprüfung des Klangs war wirklich notwendig: quälend laut, die Instrumente der Band kaum auszumachen, Soundbrei statt der vom Künstler gewohnten Brillanz. Aber Prince spielte weiter, er brachte — an den Umständen gemessen — geniale Versionen von "Alphabet Street", "Let's Go Crazy" und "1999". Er improvisierte über seine Songs, er verwob sie, entwirrte die Melodien, legt die Fäden neu aus. Er verjazzte seinen Funk.

Mehrmals zeigte er auf den Mann am Mischpult, für den Sound solle man sich bei ihm bedanken, klagte Prince, dann legte er seine Gitarre ab und sang "Kiss", und ihn dazu tanzen zu sehen, zu erleben, wie er die Arme bewegte, als rolle eine Kugel von der rechten Hand über die Schultern zur linken Hand, war ein großer Moment. Nach "Purple Rain" und "A Love Bizarre" machte Prince jedoch Schluss, er hatte kaum 75 Minuten gespielt. Er sagte nichts, und er kam nicht wieder.

Als das Licht anging, flogen die ersten Bierbecher auf die Bühne. Karten im Unterrang hatten weit über 100 Euro gekostet, viele fühlten sich um eine angemessene Gegenleistung betrogen. Tatsächlich ist das Verhalten des Künstlers kaum zu verstehen. Das Gerücht, der schlechte Klang in der Arena habe Prince verärgert, ist kein Argument. Mit einem ordentlichen Soundcheck bekommt man auch in diesem Haus ein befriedigende Ergebnisse.

Das eigentlich Unverzeihliche ist jedoch der grußlose Abschied. Wäre Prince nur für ein, zwei Zugaben zurückgekehrt, hätte er das Gros seines Publikums versöhnt. So bleibt das Bild eines hochbegabten Künstlers, der aus reiner Egozentrik Tausenden Anhängern den Abend verdorben hat.

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