Interview zu "Staatsfeind Nr. 1" Bushidos Reime aus dem Knast

Berlin (rpo). Bushido mischte früher in der Drogenszene mit und heute in der deutschen Rap-Szene mit. Seine Songtexte sind nicht gerade jugendfrei und landen daher häufig auf dem Index. Auch sonst sorgt der 27-Jährige für Schlagzeilen: Er muss sich am Freitag wegen einer Schlägerei in Linz, bei dem ein 20-Jähriger verletzt wurde, vor Gericht verantworten. Am gleichen Tag kommt sein neues Album "Staatsfein Nr. 1" in den Handel.

 Bushido will ein guter Bürger sein und versucht, sich so weit wie möglich an die Gesetze zu halten.

Bushido will ein guter Bürger sein und versucht, sich so weit wie möglich an die Gesetze zu halten.

Foto: Kasskara/ Universal Music

Du hast drei Alben in nur einem Jahr gemacht und zugleich drei Tourneen gespielt: Bist Du ein Arbeitstier?
Ja, im Prinzip schon. Ich habe Maler und Lackierer gelernt, und da war ich nicht so ein Workaholic. Da war ich immer froh, wenn ich bis zum Feierabend nichts machen muss. Aber jetzt bin ich Musiker und stehe auf der Bühne und gebe Autogramme - das ist halt cool. Und da arbeite ich die ganze Zeit.

Bist Du der Staatsfeind Nr. 1?
Ich will nicht, dass man den Titel falsch versteht. Ich wurde inzwischen schon ein paar Mal gefragt, ob ich etwas gegen den Staat habe - absolut gar nichts. Ich bin weder terroristisch noch anarchistisch veranlagt. Ich versuche, ein guter Bürger zu sein. Ich gehe wählen, zahle Steuern und versuche, mich so weit wie möglich an die Gesetze zu halten. Ich bin nur nicht der typische Schwiegersohn. Ich muss mich überall erklären und werde indiziert. Deswegen fühle ich mich so ein bisschen staatsfeindmäßig.

Die Texte auf Deinem neuen Album sind vergleichsweise brav. Haben Dich die Diskussionen um die gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Reime der deutschen Gangsterrapper beeinflusst?
Natürlich hat mich das ein bisschen beeinflusst, aber ich glaube, nicht meine Musik. Wenn meine Musik etwas zahmer und intimer geworden ist, liegt das nicht daran, dass die SPD-Politikerin Monika Griefahn sagt, die Texte gehören nicht ins Fernsehen oder ins Radio. Ich habe nie abgestritten, dass meine Musik hart oder in vielen Dingen primitiv ist. Aber ich bin jetzt 27 Jahre und werde nicht jünger. Ich habe keinen Bock, mit 32 noch als Rüpel-Idiot dazustehen.

Was wirst Du dann mit 32 rappen?
Ich hoffe, ich muss dann keine Musik mehr machen und habe ausgesorgt.

Auf Deinem neuen Album bist Du mal "der Engel, der über Deine Kinder wacht", mal der, der die "Atombombe über China" zündet. Gibt es den lieben und den bösen Bushido?
Nein, es gibt nur Bushido an sich. So wie jeder viele Facetten hat, so hat auch meine Musik immer andere Facetten. Der Engel, der über die Kinder wacht und der Typ, der die Atombombe zündet, ist ein und derselbe. Es kommt immer darauf an, wie Du Dich gerade fühlst. Du bist als Musiker genauso frei wie als Maler.

An Deinem neuen Album hast Du auch im Gefängnis gearbeitet. Wie war das?
Ungewohnt. Ich habe zwei Wochen in Untersuchungshaft gesessen und gedacht, was mache ich jetzt? Jeder Tag ist verdammt lang. Du kannst Dich mit Deinem Zellkumpanen unterhalten, aber das ist auch langweilig. Da habe ich viele Reime und Ideen aufgeschrieben, aber keine kompletten Songs. Ich wollte in der Musik nicht so auf dem Knast rumreiten, sonst hätte ich mein Album auch Zelle 139 genannt.

Du hast aber Deine Clubtour "Gegen Kaution auf Tour" betitelt. Belastet der Prozess die Konzerte?
Nein, gar nicht. Die Gerichtsverhandlung ist am Freitag, eine Woche später gehe ich auf Tour. Die Tournee wird auf jeden Fall entspannt laufen, egal was passiert. Selbst wenn ich lebenslänglich bekomme, die Tour werde ich spielen. Die fünf Tage nehme ich eine Auszeit und schalte ab.

(afp)
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