Neues Album "Candelistan" Culcha Candela: "Man kann uns gerne scheiße finden"

Berlin · Immer noch "Hamma"?: Die Multikulti-Band Culcha Candela polarisiert mehr denn je. Ihre Zeit als Nummer eins bei feiernden Teenies ist vorbei. Packen die Berliner jetzt wieder die seriösen Themen an? Am 28. August erscheint ihr neues Album.

Die vier Jungs von Culcha Candela ("Hamma") spielen gerne mit ihrem streitbaren Image. Sterne, Blitze, bunte Farben ziehen sich über ihre Shirts, als sie in ihrer Heimatstadt Berlin zum Interview erscheinen. Ein Look mit Knalleffekt, den man entweder liebt oder hasst. Genauso wie die Band. "Wenn man uns scheiße finden möchte, dann kann man das gerne machen. Wir sind trotzdem glücklich", sagt Rapper Mateo der Deutschen Presse-Agentur, passend zum neuen Titel "Scheiße, aber happy". Unbekümmert gibt sich die Kombo auch auf ihrem sechsten Studioalbum "Candelistan", das am Freitag erscheint.

Der aus Slang-Englisch und Spanisch zusammengewürfelte Name der Gruppe soll so viel wie "Flamme der Kultur" bedeuten - Culcha Candela hatte sich vor mehr als zehn Jahren schließlich als vielfältige Multikulti-Kombo formiert. Musikalisch mit einem Mix aus Reggae, Hip Hop und Latin. Inhaltlich mit der Botschaft, dass das Fremde eine Bereicherung und keine Gefahr ist.

Doch in den letzten Jahren kochte Culcha Candela eher auf kultureller Sparflamme. Partyhits wie "Monsta" oder "Ey DJ" brachten Ende der 2000er kommerziellen Erfolg, "Hamma" sogar eine Nummer eins. Und Mateo durfte im Nukleus des Mainstreams als Juror bei "Deutschland sucht den Superstar" den Gesang nervöser Teenies bewerten. Einige Fans ärgerten sich über diese Trivialisierung der Band, die anfangs gegen Rassismus, Sexismus und Nationalismus angetreten war.

Der Wandel ging auch an der Gruppe nicht spurlos vorbei. Drei Mitglieder haben Culcha Candela im Vergleich zu den ersten beiden Alben verlassen - statt zu siebt ist die Formation jetzt nur noch zu viert. Johnny Strange, der mit den Dreads und der tiefen Bass-Stimme, nimmt's lakonisch hin: "Wir sind so bunt wie Berlin. Und so wie Berlin auch ist: Sachen kommen und gehen. Aber es bleibt trotzdem irgendwie das Gleiche." An den Botschaften, der politischen Einstellung der Band, habe sich dennoch nichts geändert.

Das betont auch Don Cali, der meist auf Spanisch rappt. "Es geht um Integration und darum, das Leben von der positiven Seite zu betrachten", sagt er. Die fremdenfeindlichen Übergriffe auf Flüchtlinge zum Beispiel verurteilt die Band scharf. Sie sagt aber auch, dass man den Hass nicht mit Hass beantworten sollte. Sondern schon eher mit guter Musik. Party und Politik - für Culcha Candela kein Widerspruch.

Da macht auch das neue Album "Candelistan" keine Ausnahme. Besungen wird ein Land der Träume, Candelistan, in dem jeder nett ist, die Homo-Ehe erlaubt und das Kiffen selbstverständlich. Ein kurioser Mix.
Doch wer sich von der fröhlichen Gelassenheit der Band anstecken lässt, wird die abwechslungsreiche Reise nicht bereuen.

(dpa)
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