"Tender Is The Night" Das neue Album von Bryan Ferry

(RP). Das letzte Stück auf diesem Album sollte man zuerst hören. Es gehört zum Besten, was Bryan Ferry in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, gemacht hat – und den Songtitel hat der 65-Jährige von einem Roman des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald geborgt: "Tender Is The Night". Wie passend.

(RP). Das letzte Stück auf diesem Album sollte man zuerst hören. Es gehört zum Besten, was Bryan Ferry in den vergangenen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, gemacht hat — und den Songtitel hat der 65-Jährige von einem Roman des amerikanischen Schriftstellers F. Scott Fitzgerald geborgt: "Tender Is The Night". Wie passend.

Ferry steht am Piano und singt mit gespreiztem kleinen Finger von der Sehnsucht, von Vergeblichkeit und langer Weile. Und eigentlich singt er gar nicht, sondern seufzt und atmet rhythmisch — gebeugt vom Sentiment.

Er wischt mit einem samtenen Tuch über seine Stimmbänder. Man denkt an die traurige Geschichte, die Fitzgeralds Buch erzählt, an das luxuriöse Leben an der Côte d'Azur, das der Autor schildert, und daran, dass Glück flüchtig ist. Das kann Bryan Ferry: machen, dass einem der Blick verschwimmt.

"Olympia" heißt seine neue Platte. Sie hat drei weitere hochklassige Stücke zu bieten, allesamt der düsteren Seite des Lebens abgerungen: "Me Oh My", "Song To The Siren" und "Reason Or Rhyme". Außerdem probiert Ferry beatlastige Clubmusik, was nicht sehr überzeugend klingt. Der Rest ist — manchmal delikate, meist allzu gediegene — Besitzstandswahrung.

Viele prominente Gastmusiker sind auf dem Album zu hören, für das eine edelsteinbeschwerte Kate Moss auf dem Cover posiert: Ferrys frühere Roxy-Music-Kollegen Phil Manzanera und Andy Mackay etwa. Der große Antipode Brian Eno lässt erstmals seit dem Abschied von der Band 1973 wieder den Synthesizer für die Kumpel pumpen.

Und David Gilmour (Pink Floyd), Flea (Red Hot Chili Peppers), Nile Rodgers (Chic) und Jonny Greenwood (Radiohead) steuern Gitarre und Bass bei. Mit Interesse liest man die Danksagungen im CD-Booklet: Inspiration und Zuwendung erfuhr Ferry durch die Firmen Audi, Berluti, Bulgari und Louboutin.

Fünfzig Minuten süße Trübsal. Musik, zu der man Rosen beim Welken zusehen möchte.

(RP)
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