Vor einem Jahr starb Amy Winehouse Der kurze Ruhm der Soul-Diva

London · Amy Winehouse war eines der größten Talente, das die populäre Musik in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Am 23. Juli vor einem Jahr starb sie an Alkoholvergiftung. Sie ging damit in den "Club 27" ein - und die Szene erfasst nur langsam den schweren Verlust.

Club 27: Diese Rockstars starben durch ihr exzessives Leben
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Drei Jahre lang schon habe seine Tochter keine Drogen mehr genommen, sagt Mitch Winehouse. "Drei Jahre", wiederholt er immer wieder, "drei Jahre!".

So, als wolle er den Verlust, den seine Familie am 23. Juli 2011 Jahr erlitten hat, einfach nicht wahrhaben. Amy Winehouse, das wohl größte Talent der modernen Musik seit langem, starb damals nach einem Wodka-Gelage an einer schweren Alkoholvergiftung. 4,16 Promille stellten die Gerichtsmediziner in ihrem Blut fest.

Sie wurde nur 27 Jahre alt. Die Medien sortierten sie sofort in den "Club 27" - auch Musiklegenden wie Jimi Hendrix, Kurt Cobain, Jim Morrison oder Janis Joplin starben mit 27 Jahren - meist nach erheblichen Drogenproblemen. "Das ist doch alles Müll", sagt Mich Winehouse zu solchen Mythen. "Was soll das für ein Club sein?", fragt er fast wütend.

Zu seiner Tochter Amy Winehouse würde es gar nicht passen, sich in irgendeinen Club einzureihen - sie war schon als Kind ein außergewöhnlicher Mensch, jenseits der Konventionen. "Im Alter von einem Jahr lernte sie laufen. Dann begann sie etwas schwierig zu werden", schreibt Mitch Winehouse in seinem jüngst erschienenen Buch, mit dem er für seine neugegründete Stiftung mindestens vier Millionen Euro für Benachteiligte eintreiben will.

Amy wollte immer ihren Willen durchsetzen, trug schon als junges Schulmädchen Piercings und Tattoos, hatte Probleme mit Lehrern - und liebte die Musik. Als Teenager trat sie schon in kleinen Londoner Clubs auf, mit 18 Jahren kam der erste Plattenvertrag, im Jahr 2003 dann bereits das erste Album: "Frank" bracht ihr gleich dreimal Platin und eine Nominierung für die Brit Awards ein. 2006 folgte dann mit dem Album "Back to Black" der endgültige Durchbruch. Zwei Jahre später wird sie mit fünf Grammy ausgezeichnet, unter anderem für ihren Hit "Rehab".

Ihr Vater Mitch sieht die Beziehung zu ihrem Ehemann Blake Fielder-Civil als Wendepunkt in ihrem Leben. Zuvor habe sie harte Drogen stets abgelehnt. Ihr Mann habe sie dazu gebracht, sie doch zu nehmen - auch wenn sich Amy entgegen aller Mythen niemals Heroin gespritzt habe.

Amy sei dem inzwischen inhaftierten Fielder-Civil regelrecht verfallen. 2007 kam es zur Hochzeit. Dann ging es weiter bergab. Mehrere Entziehungskur brach Amy ab. Nach Darstellung ihres Vaters kam sie 2008 aber doch zumindest von den harten Drogen los.

Viele Fans machten sich bereits ernsthafte Sorgen um Amy Winehouse, als sie bei einem Konzert im brasilianischen Recife im Januar vergangenen Jahres offenbar volltrunken auf die Bühne kam und beim Versuch einer Tanz-Pirouette hinfiel. Richtig schlimm wurde es dann im Juni in Belgrad, als sie orientierungslos über die Bühne torkelte, ihre Einsätze verpasste und die Texte ihrer Songs vergessen hatte.

Warum ihr Management und auch ihre Familie das unwürdige Treiben nie unterbanden - es wird eines der Rätsel der Musikgeschichte bleiben. Amy Winehouse hatte wohl immer versucht, auch vom Alkohol loszukommen. "Sie trank einen Tag und dann drei Wochen nicht", sagt ihr Vater. Am 23. Juli 2011 war der eine Tag.

(dpa)
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