Comeback nach zehn Jahren Die "verlorenen Kinder" von Silly rocken wieder

Berlin (rpo). Als die Sängerin Tamara Danz vor neun Jahren an Krebs starb, äußerte sie einen letzten Wunsch an ihre Band: "Dass es weitergeht", erinnert sich Band-Chef und Freund Uwe Hassbecker. Der Schluss nach dem letzten großen Live-Auftritt der ostdeutschen Kultband Silly ein Jahr vor Danz Tod kam für die Fans überraschend.

 Der Sänger von "City", Toni Kral, singt am Donnerstag mit der Kultband Silly in Berlin.

Der Sänger von "City", Toni Kral, singt am Donnerstag mit der Kultband Silly in Berlin.

Foto: ddp

Berlin (rpo). Als die Sängerin Tamara Danz vor neun Jahren an Krebs starb, äußerte sie einen letzten Wunsch an ihre Band: "Dass es weitergeht", erinnert sich Band-Chef und Freund Uwe Hassbecker. Der Schluss nach dem letzten großen Live-Auftritt der ostdeutschen Kultband Silly ein Jahr vor Danz Tod kam für die Fans überraschend.

 Auch die Sänger IC Falkenberg und Anja Krabbe von "AK4711" unterstützen Silly in der Kulturbrauerei.

Auch die Sänger IC Falkenberg und Anja Krabbe von "AK4711" unterstützen Silly in der Kulturbrauerei.

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Viele Jahre war es für die Musiker undenkbar, mit einer neuen Frontfrau weiterzumachen. Im Oktober gehen sie nun erstmals wieder auf Tour - mit mehreren bekannten Gastsängern aus Ost und West. "Wir trugen uns schon seit drei Jahren mit dem Gedanken, letztlich gaben vielleicht die vielen E-Mails gerade junger Leute den Ausschlag, die unsere Songs toll finden, uns aber noch nie live erlebt haben", sagt Ritchie Barton. Der Keyborder stieß vor mehr als zwei Jahrzehnten zur Band, die in den 80er Jahren neben den Puhdys, Karat und City zu einer der führenden Rockgruppen in der DDR aufstieg. Die erste Platte der Familie Silly, wie die Band zu Beginn hieß, erschien übrigens im damaligen Westberlin. Erst danach legte Plattenmonopolist Amiga die erste LP auf.

Eine feste neue Sängerin können sich die "Alten" aber nicht vorstellen, denn Tamara Danz ist nicht zu ersetzen, wie das dritte Urgestein in der Band, Bassgitarist Jäcki Reznicek, sagt. "Doch wir wollen es wagen, auch wenn wir vielleicht nicht nur positive Reaktionen des Publikums erhalten", ergänzt Hassbecker.

Eine erste Kostprobe am Donnerstagabend in einem Berliner Klub jedenfalls kam bei den geladenen Freunden gut an. "Zwar sind mit der markanten Stimme von Tamara Danz noch im Ohr die neuen Versionen der Lieder schon etwas gewöhnungsbedürftig, doch die verlorenen Kinder sind endlich zurück", meinten Fans und spielten damit auf einen der Hits an, den der Ex-Sänger der Stern Combo Meißen, IC Falkenberg, jetzt singt. Gastsänger Toni Krahl von der Berliner Rockband City ließ "Battaillobelstürme in der Geschicauspielerin Katy Karrenbauer ("Hinter Gittern") interpretierte auf ihre Weise "Hurensöhne" und Anja Krabbe von AK4711 "Alles wird besser".

Unterstützt wird die Band, die einst in einer Kneipe im Szenebezirk Berlin-Prenzlauer Berg gegründet wurde, zudem von Henning Wehland (H-Blockx) sowie Sängerin Steffi und Gitarrist Thomas (Silbermond). Bei drei der acht geplanten Konzerte steht auch Joachim Witt ("Der goldene Reiter") auf der Bühne. Die drei Silly-Musiker haben zudem ihre Band erweitert. So werden auch die Söhne Sebastian Reznicek (Drums) und Daniel Hassbecker (Keyboards, Cello) mit auf der Bühne stehen.

"Es ist zwar vieles neu, doch unsere Lieder bleiben die alten, und viele sind auch sehr aktuell", sagt Uwe Hassbecker. Die Band zeichnete sich schon zu DDR-Zeiten durch problembewusste Texte aus. "Wir bezogen unsere Kraft schon immer aus den Kränkungen der Gegenwart und orientierten uns auch nach dem Mauerfall nicht an kommerziellen Trends", so der Grundsatz der Musiker. Und ein Schlachtruf von Tamara Danz war immer: "Hängt nicht rum, geht auf die Bühne." Deshalb gibt es Silly immer noch - auch wenn die Band mit dem Tod ihres Schlagzeugers Herbert Junck im Mai dieses Jahres ein weiterer Schicksalsschlag traf.

Die Tour "Silly & Gäste - A Tribute To Tamara Danz"
08. Oktober: Wernesgrün
15. Oktober: Riesa
16. Oktober: Berlin
21. Oktober: Leipzig
22. Oktober: Erfurt
23. Oktober: Osnabrück
28. Oktober: Neubrandenburg

(afp)
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