Oberhausen Dylan verschreckt Knopfler-Fans

(RP). Mark Knopfler und Bob Dylan haben sich zu einer Konzertreise zusammengefunden. In der Arena Oberhausen wurde deutlich, was die beiden Legenden verbindet. Und was sie trennt.

 Bob Dylan lässt sich ungern vereinnahmen und widersetzt sich immer wieder gerne den Erwartungen.

Bob Dylan lässt sich ungern vereinnahmen und widersetzt sich immer wieder gerne den Erwartungen.

Foto: AP

Dire-Straits-Kopf Mark Knopfler stand Dylan in seiner schwersten Phase bei: in der persönlichen Krise Ende der 70er Jahre, als er Heil im christlichen Glauben suchte. Knopfler produzierte das Gospel-Album "Slow Train Coming", das wohl zu den meist unterschätzten Werken der Popgeschichte gehört. Er war dabei, als Dylan sich mit "Infidels" wieder weltlichen Themen zuwandte und langsam an frühere Erfolge anknüpfte.

Heute sind beide Musiker über jeden Zweifel erhaben. Seit 15 Jahren bringen sie solide bis sehr gute Alben heraus, sie pflegen ihre Eigenarten. Bei Knopfler ist es der warme Gitarrensound, der sich einstellt, wenn die Fingerkuppen die Saiten streicheln. Es ist zurückgelehnter Road-Rock, der die Geschichten erzählt, die sich links und rechts der Straße, der amerikanischen Highways und Eisenbahnstrecken abspielen.

Die Musik des gebürtigen Engländers atmete die amerikanischen Stile Country, Folk und Bluesrock, weiß aber auch um das eigene Erbe der irisch-keltischen Folktradition. Stücke wie "Sailing To Philadelphia" oder das neue "Privateering" geraten ins Schweben, werden getragen und befeuert auch von Geige und Flöte. Beim Publikum sind allerdings immer noch die alten Dire-Straits-Nummern am beliebtesten: "Brothers in Arms" und "So Far Away". Die Menge erhebt sich im riesigen Jubel.

Gerade die Knopfler-Fans haben an Bob Dylans Show nach der Pause zu knacken. Der 70-Jährige ist eigenwillig, hat sein Leben lang gegen Vereinnahmung gekämpft. Seit Jahrzehnten improvisiert er sein Repertoire, zerhackt Stücke, setzt sie neu zusammen. Oft ergibt das Sinn, aber manchmal schreckt es ab.

Bei den ersten vier Songs steht Mark Knopfler mit auf der Bühne, ist mit schmeichelnden Gitarrenklängen ein ruhender Gegenpol zu Dylans knarzender, krächzender, bellender Stimme. Bei "It Ain't Me, Babe" stehen beide mit E-Gitarren Seite an Seite — ihre gegensätzlichen Stile gehen eine Symbiose ein. Ein Moment seltener Schönheit.

Als Knopfler die Band verlässt, verlassen auch viele Besucher den Saal. Sie finden keinen Zugang zu Dylans aktueller Herangehensweise an sein Werk. Obwohl er mit "Ballad Of A Thin Man", "Love Sick" und dem gewaltigen "Like A Rolling Stone" bestechend kluge, mitreißende Neu-Interpretationen liefert.

(RP)
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