Rockstar feiert heute runden Geburtstag Ein Wunsch zum 70. von Mick Jagger

Düsseldorf · Mick Jagger feiert am heutigen Freitag seinen 70. Geburtstag. Und was soll man einem Mann wünschen, der Glück bereits in Hülle und Fülle hat und alles Gute ebenfalls?

Er trägt nun seine Jugend ins achte Jahrzehnt, er hat sich aus der Gegenwart entfernt, ist sein eigener Mythos geworden, entrückt in die Alterslosigkeit, zwölf Monate näher an der Ewigkeit.

Man muss sich im Internet nur mal die Aufnahmen ansehen, die ihn zu Beginn des Monats beim Konzert der Rolling Stones im Londoner Hyde Park zeigen: Er tippelt über die Bühne, kleine Füße, strammer Po. Er hebt die Arme über den Kopf, sieht aus wie eine umgedrehte Champagnerflasche, und dann stößt er diesen Laut aus, "Huh Huuuuh". 70.000 Zuschauer machen das nach, "Sympathy For The Devil", und man weiß direkt, um was es seit 50 Jahren geht im Pop: Verderbtheit, Sex-Appeal, Alarm. Und natürlich: Arroganz, Eitelkeit, Wahnsinn.

It's the singer, not the song

Um die Leistung dieses Mannes angemessen würdigen zu können, sollte man sich vorstellen, man stehe in einer Fußgängerzone irgendwo auf der Welt und singe das Lied "Yesterday" von den Beatles. Ganz gleich, wie gut oder schlecht man den Song interpretiert, es wird sich jemand finden, der stehen bleibt, zuhört und Wehmut fühlt; womöglich fängt sogar einer an zu weinen — dieses Lied ist sich selbst genug. Probiert man aber dasselbe mit "Satisfaction", wird man mit Sicherheit Kopfschütteln ernten, Lacher und gequälte Gesichter. "Satisfaction" kann nur einer: It's the singer, not the song. Mick Jagger ist die Verkörperung dieses Prinzips.

Er hat Sachen gemacht, die sich die meisten seiner Zuhörer nicht getraut hätten. Man gönnte ihm das, weil er auf der Bühne stets davon erzählte, wie es ist, verrucht zu sein und wild. Er ließ alle teilhaben. Er ist der Korrespondent der Rock'n'Roll-Hölle, er erkundete Regionen, in die man seinen Fuß lieber nicht setzt, und seine Geschichten anzuhören, ist nach wie vor amüsant. Man hatte nie das Gefühl, etwas versäumt zu haben, denn man wusste ja Bescheid durch ihn.

Gefürchtet, bewundert, beneidet

Es gab Phasen, da wurde er gefürchtet, er wurde bewundert und beneidet, es gab auch Zeiten, da hat man ihn belächelt, und seit einigen Jahren bestaunt man ihn nur mehr. Aber er hat stets weitergemacht, sich nicht drum gekümmert, um nichts. Er musste das auch nicht, denn er ist frei: Nothing left to lose. Könnte sein, dass das überhaupt seine größte Lebensleistung ist: immer weiter durchbrechen, einfach laufenlassen, sich nicht um die anderen scheren, statt dessen: rumhüpfen, rasant bis zur Schwerelosigkeit. Steh zu dem, was du tust. Das ist sein Rat, und wer das Philosophie nennen will, möge das tun.

So darf man den Geburtstag dieses Menschen zum Anlass nehmen, den Spieß einfach umzudrehen — also nicht ihm etwas zu wünschen, sondern sich selbst.

Es wäre dies: Start me up. Never stop.

(RP)
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