Fotos Erklärt: Die Alben der Toten Hosen
Opel-Gang, 1983 Auf dem Debütalbum ist Geschwindigkeit Trumpf: Die Musik wird in zehn Tagen eingespielt und auf dem eigenen Totenkopf-Label veröffentlicht. Das Artwork ist Schulbankgekritzel, wenige Lieder sind länger als drei Minuten. „Mit wehenden Fahnen” wird zur Durchhalteparole gegen die Auflösungserscheinungen des Punk und darf auf keiner Party fehlen.
Unter falscher Flagge, 1984 Es geht um Spaß; Nonsens und Verliererdramen werden gemischt vom neu interpretierten Schlager „Shake Hands” bis zu „Liebesspieler”. Das Cover zeigt die Hosen als Rhein-Piraten. Die Fahne trägt das Bild eines Hundegerippes vor einem Grammophon das gab Krach mit dem Musikverlag EMI, dessen Maskottchen verulkt wurde.
Damenwahl, 1986 Trini Trimpop hat das Schlagzeug Wölli Rohde überlassen, als die Hosen mit „Disco in Moskau” einen Klassiker ihrer Idole The Vibrators eindeutschen. Sie wettern gegen B-Prominenz („Schwarzwaldklinik”) und Kriegsspielzeug („Spielzeugland”). Das „Altbierlied” wird Karnevalshit, „Das Wort zum Sonntag” Glaubensbekenntnis der Feierfreudigen.
Never mind the Hosen, 1987 Die Optik täuscht: Die Toten Hosen tragen nicht die Sex Pistols, sondern den Deutsch-Schlager zu Grabe. Als „Die Roten Rosen” verrocken sie Titel von Tony Marschall bis Heintje und entlarven spießbürgerlich-naive Weltbilder. Mehr als 100.000 verkaufte Exemplare sorgen für den ersten Chart-Einstieg der Toten Hosen sie landen auf Platz 21.
Bis zum bitteren Ende Live, 1987 Das erste Livealbum zeigt, was die frühen Hosen ausmacht: Während des Punkrock-Feuerwerks in 47 Minuten und 48 Sekunden erlebt man eine Band, die alles gibt besonders Campino, der seine Stimmbänder strapaziert. Der Hörer wird Zeuge der Spannungen zwischen den Bandmitgliedern. Authentischer geht‘s nicht.
Ein kleines bisschen Horrorschau, 1988 „Hier kommt Alex” wird zur Bühnenmusik für Bernd Schadewalds Inszenierung „A Clockwork Orange” an den Kammerspielen Bonn das ist heute weniger bekannt als der Liedtext. Die Single markiert wie auch das Album die Hinwendung zum Rock und den kommerziellen Durchbruch. Platz 8 der deutschen Verkaufshitparade.
Auf dem Kreuzzug ins Glück, 1990 Mit ihrem abwechslungsreichsten Werk spielen sich die Toten Hosen in den Pop-Olymp und auf Platz 1 der Charts. Adriano Celentanos „Azzuro”, Hip-Hop, Reggae, Country nichts ist sicher. Der Mitschnitt eines Imbissbesuchs („Im Jet-Grill”) gerät zur Realsatire, die Gerhard Polt und die Biermösl Blosn nur knapp übertreffen.
Learning English, 1991 Die Sinnkrise der von Dauertouren und Rock‘n‘Roll-Lebensstil ermüdeten Band ist wie weggewischt: Sie besinnt sich auf ihre Wurzeln im Punkrock der späten 70er und spielt mit Genre-Veteranen wie Joey Ramone, Johnny Thunders und T.V. Smith deren Hits neu ein. Legendär: „Carnival in Rio (Punk was)”, ein Duett mit Posträuber Ronald Biggs.
Kauf Mich, 1993 Ein zeitkritisches Konzeptalbum, mit dem die Toten Hosen nicht nur Stellung gegen Konsumgier und Gewaltverherrlichung in den Medien beziehen. „Sascha … ein aufrechter Deutscher”, ihr Statement gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit, trifft ins Schwarze: Die Republikaner ziehen gegen die Hosen vor Gericht - vergebens.
Reich und Sexy Best of, 1993 Im Jahr zehn nach „Opel-Gang” erscheint das erste Best-of-Album im Look von Jimi Hendrix´ „Electric Ladyland”. Für die Älteren ein schöner Rückblick auf die Entwicklung von bierseligen Spaßvögeln zu engagierten Künstlern. Für jüngere Fans die Chance, das Drei-Akkorde-Frühwerk der Band kennenzulernen.
Love, Peace & Money, 1994 Nachdem „Learning English” den Zutritt auf internationale Bühnen geebnet hatte, lag es nahe, dem englischsprachigen Publikum mehr zu geben. Das Pendant zu „Reich & Sexy”, nur sinngemäß übersetzt, funktioniert hierzulande nicht bis auf die nicht jugendfreie Version des Volksliedes „Guantanamera” heute ein Live-Klassiker.
Opium fürs Volk, 1996 Nach drei Jahren Studiopause und Einkehr in einem Kloster sind Religion und Glaube Campinos Themen. Das hindert ihn nicht daran, Lieder über die Kompromisslosigkeit des Verliebtseins („Bonnie & Clyde”) und das Scheitern der Liebe („Er denkt, sie denkt”) zu schreiben. Daran ändert auch „Zehn kleine Jägermeister” nichts.
Im Auftrag des Herrn Live, 1996 Das mit der „EWIG währt am längsten”-Tour bestückte Live-Album ist eine Standortbestimmung. Mittlerweile füllt die Band Stadien. Das Publikum erwartet irgendwas zwischen Glücksgefühl und Gänsehaut, Klassiker von Ramones und Iggy Pop. Nach der Fußballhymne „You´ll Never Walk Alone” ist man erschöpft-zufrieden. Perfekt!
Wir warten auf‘s Christkind, 1996 Der zweite Streich unter dem Pseudonym „Die Roten Rosen”: Die Düsseldorfer glänzen mit verrockten Versionen von klassischen Weihnachtsliedern wie „Stille Nacht, heilige Nacht” und „Ihr Kinderlein kommet”. Erstmals teilen sich Wölli und Vom Ritchie den Platz am Schlagzeug der Toten Hosen.
Unsterblich, 1999 Auf Erwachsensein folgt die Midlife Crisis. „Unsterblich” zeigt den Umbruch. Als Texter wird unter anderem Liedermacher Funny van Dannen ins Boot genommen. Das Album wirkt uninspiriert, bleibt eine krude Sammlung von stillen Perlen („Wofür man lebt”, „Unser Haus”) und Mitgröl-Hymnen („Schön sein”).
Crash-Landing, 1999 Für den Titel bedienen sich die Hosen erneut bei Hendrix. Aus den Fehlern von „Love, Peace & Money” hat man gelernt: Als Nachhilfelehrer engagieren die Toten Hosen Punk-Ikone T.V. Smith, der „Bonnie & Clyde” und „Böser Wolf” meisterhaft ins Englische überträgt. Keine Bruchlandung, aber auch kein Höhenflug.
Auswärtsspiel, 2002 Mit seinem druckvollen Spiel trommelt Vom Ritchie die Hosen aus ihrer Lethargie. Die Band hat wieder den alten Schwung, glänzt mit Selbstironie und schreibt mit „Steh auf, wenn du am Boden bist” eine Fußballhymne. Ihr Können zeigt sich in „Nur zu Besuch”, das Campinos verstorbener Mutter gewidmet ist.
Reich und Sexy II Best of, 2002 Die Hosen feiern die Feste, wie sie fallen: Zum 20-jährigen Bestehen erscheint das zweite Best-of-Album als Doppel-CD. Neben dem Rückblick auf die Singles gibt es auf dem Album mit dem Untertitel „Die fetten Jahre” B-Seiten, Raritäten und Kurioses. Eine Fundgrube, nicht nur für treue Fans.
Zurück zum Glück, 2004 Zwei Jahre nach „Auswärtsspiel” klingt „Zurück zum Glück” wie die Verlängerung: Mit der Mischung aus Rock („Weißes Rauschen”), Humor („Walkampf”) und Nachdenklichem („Alles wird vorübergehen”) und Freunden wie Funny van Dannen und T.V. Smith scheinen die Hosen ihre Erfolgsformel gefunden zu haben. Neue Akzente setzen sie nicht.
Nur zu Besuch MTV Unplugged, 2005 Für den Musiksender MTV spielen sie ein rein akustisches Livealbum ein. Auch ohne Strom sorgen „Auswärtsspiel” und „Hier kommt Alex” im gewohnt schrammeligen Arrangement für Höchststimmung. „Alles aus Liebe” als Country und „Eisgekühlter Bommerlunder” als Bossa Nova sind gut gemeint, kommen aber schleppend daher.
In aller Stille, 2008 Die Single „Strom” eröffnet noch krachig, es folgt unerwartet gedämpfte Instrumentierung. Was bleibt, wenn Partyrausch und Religion als Fixpunkte versagen? Die Liebe, das aneinander Festhalten genial in „Auflösen”, dem Duett Campinos mit Schauspielerin Birgit Minichmayr. Die Band mischt die Karten neu: Jetzt ist wieder alles möglich.
La Hermandad, 2009 Die CD ist als Geschenk für die Fans in Argentinien gedacht. Darauf finden sich neben lediglich sachte veränderten Versionen bekannter Songs (etwa „Friss oder Stirb”) drei heftig nach vorne preschende neue Lieder: „Vida desesperada”, „Viva la muerte” und „Uno, dos ultraviolento”. Zwei davon klingen bloß spanisch, das dritte ist es wirklich.
Machmalauter Live, 2009 Die Krönung. Das Dokument des vielleicht besten Konzert-Jahres der Toten Hosen. 29 Stücke von der eben zu Ende gegangenen „Machmalauter”-Tour. Campino singt wie im Rausch, auf der ersten der zwei CDs gibt es kaum Pausen zwischen den Liedern, die wütend und ungebremst ins Publikum stürmen. So viel Zorn, so viel Klasse immer noch.
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Balast der Republik, 2012 Ein Merkmal des Albums ist die Vielfalt der musikalischen Einflüsse. Während die Toten Hosen für ihre punkigen Wurzeln bekannt sind, integrieren sie auf "Ballast der Republik" auch Elemente anderer Genres wie Rock, Folk und sogar orchestralen Arrangements.
Der Krach der Republik, Live, 2013, Das Album wurde während der gleichnamigen Tournee der Toten Hosen aufgenommen, die von 2012 bis 2013 stattfand. Es präsentiert Liveaufnahmen von Konzerten, auf denen die Band eine Mischung aus ihren größten Hits und Songs vom Studioalbum "Ballast der Republik" spielt.
Entartete Musik - Willkommen in Deutschland, Live, 2015, Das Album wurde während dreier Konzertabende aufgezeichnet, bei denen die Toten Hosen gemeinsam mit dem Sinfonieorchester der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf im Oktober 2013 in der Tonhalle Düsseldorf auftraten. Die Konzerte wurde als Erinnerung für Künstler organisiert, die durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten verunglimpft und verfolgt wurden.
Laune der Natur, 2017, Das Album setzt den punkigen Sound der Toten Hosen fort, kombiniert jedoch auch verschiedene musikalische Elemente und Einflüsse. Die Texte, hauptsächlich von Frontmann Campino verfasst, behandeln eine breite Palette von Themen, darunter soziale Fragen, persönliche Erfahrungen und politische Kommentare.
Alles ohne Strom, 2019, Die Platte enthält Neuinterpretationen von Klassikern wie "Hier kommt Alex," "Alles aus Liebe" und "Paradies." Darüber hinaus präsentiert das Album auch zwei brandneue Songs: "1000 gute Gründe" und "Ein guter Tag zum Fliegen," die speziell für dieses akustische Projekt geschrieben wurden.
Alles aus Liebe: 40 Jahre Die Toten Hosen, 2022, Zum runden Jubiläum der Musikgruppe brachte die Band diese Zusammenstellung heraus, auf der sich neben bekannten Hits auch einige neue Titel befinden. Das Album brachte es in Deutschland und der Schweiz auf Platz eins der Albumcharts.