Erstes TV-Interview in Deutschland Conchita Wurst: "Ich gehe nicht mehr weg"

Köln · Conchita Wurst hat ihr erstes Interview in Deutschland nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) gegeben – und deutlich gemacht, wie souverän sie mit den Beleidigungen und Anfeindungen der vergangenen Tage umgeht.

Conchita Wurst hat den Eurovision Song Contest gewonnen
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ESC 2014 - Conchita! Wurst! Gewonnen!

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Conchita Wurst hat ihr erstes Interview in Deutschland nach dem Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) gegeben — und deutlich gemacht, wie souverän sie mit den Beleidigungen und Anfeindungen der vergangenen Tage umgeht.

Dass der russische Rechtsnationalist Wladimir Schirinowski nach dem Sieg der Dragqueen von einer "grenzenlosen Empörung" und dem "Ende Europas" sprach und es als "Fehler" bezeichnete, dass "die sowjetische Armee Österreich freigegeben hat", sei für sie keine Beleidigung, sondern ein "schönes Kompliment", sagte Conchita Wurst in der RTL-Sendung "Stern TV".

"Wenn eine ganze Nation Angst davor hat, dass ein junger schwuler Mann in Damenklamotten mit Bart so meinungsbildend ist, dass er eine ganze Gesellschaft zum Bersten bringt, kann ich das nur als Kompliment sehen", sagte die Sängerin, die eigentlich Tom Neuwirth heißt.

Ähnlich bewertete sie auch die negativen Äußerungen aus Polen, mit denen Moderator Steffen Hallaschka sie während des Studiogesprächs konfrontierte: Wenn Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski ihren Sieg als "Beweis für den Verfall des modernen Europas" bezeichnet, dann sei das seine Meinung, die natürlich seine Berechtigung habe.

Aber, so die Vollbart tragende Dragqueen: "Man muss mich nicht lieben, aber man muss akzeptieren, dass ich da bin. Denn ich gehe nicht mehr weg."

Nach dem Sieg von Conchita Wurst in Kopenhagen hatte sich auch US-Popsängerin Cher zu Wort gemeldet: Auf Twitter stellte sie die Frage, "wie viele Tränen dieser Junge vergossen hat, bei dem Versuch, sich immer treu zu bleiben?" Dazu sagte Conchita Wurst: "Ich war immer anders. Und die Zeit, die ich gebraucht habe, um zu mir selbst zu finden, war schwierig, weil ich eine enorme Angriffsfläche hatte für alle."

Heute nehme sie sich deshalb "die Frechheit raus, alles zu leben, was ich möchte", sagte Wurst zu Hallaschka. "Ich passe in keine Schublade, ich brauche die ganze Kommode."

Die Sängerin hatte sich am vergangenen Samstag beim ESC mit deutlichem Vorsprung vor den zweitplatzierten Niederländern durchgesetzt. Damit gewann Österreich erstmals seit 1966 wieder den Wettbewerb. Damals hatte Udo Jürgens mit "Merci Chérie" gewonnen.

(ots)
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