Eurovision Song Contest Sido und Co. verteidigen umstrittene Jury-Entscheidung

Düsseldorf · Während die deutschen Zuschauer beim Eurovision Song Contest die spätere Siegerin Conchita Wurst aus Österreich auf Platz eins wählten, kamen von der Jury keine Punkte. Nun verteidigt sich Jury-Mitglied Sido.

Conchita Wurst: Sido verteidigt Jury-Entscheidung
Foto: dpa, dan pzi

In der deutschen Jury saßen neben Rapper Sido der Musiker Andreas Bourani ("Auf uns"), die Songwriterin Madeline Juno, Jennifer Weist von der Rock-Band Jennifer Rostock sowie der Talentscout Konrad Sommermeyer. Allesamt hatten sie für den dänischen Beitrag votiert, und für Österreich gab es nicht einen einzigen Punkt.

In den sozialen Netzwerken herrschte, auch in anderen Ländern, zum Teil Unmut über das jeweilige Votum — die fünf sogenannten Experten hätten zu viel Macht und verfälschten Volkes Wille, hieß es. Sido jedenfalls wollte die ganze Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Auf seiner Facebook-Seite verteidigt er die Entscheidung.

Man werfe ihm fehlende Toleranz vor, schreibt der Berliner Rapper. "Mein Job in dieser Jury war es zu beurteilen was ich da höre und sehe ... Nichts anderes habe ich getan ... Weil ich ein toleranter Mensch bin habe ich auch jedem Kandidaten die selbe Chance gegeben mich zu überzeugen, unabhängig von seiner Nationalität", so Sido. Das spiele ja alles keine Rolle, denn es sei um Musik gegangen. "Nichts anderes ist in meine Wertung eingeflossen..."

Auch Jennifer Weist schrieb am Sonntag auf ihrer Facebook-Seite, dass sie sich über den Sieg Österreichs freue, "da durch conchita selbst und den text des songs ein eindeutiges zeichen für toleranz und gleichberechtigung in der ganzen welt gesetzt wurde!". Über den Song lasse sich aber streiten. "deswegen landete auch frau wurst bei mir etwas weiter unten im ranking."

Mit einem sehr langen Posting verteidigt auch Madeleine Juno die Entscheidung. "Conchita war nicht meine musikalische Nummer eins aber um Himmels Willen, das eine schließt das andere doch nicht aus! Ich habe aller größten Respekt vor ihrem Mut und ihrer Leistung!", schreibt sie. "Die Menschen denken nun automatisch man entscheide aus Intoleranz oder Homophobie. Ganz davon abgesehen dass ich der letzte Mensch der Welt wäre, der auch nur ansatzweise homophob unterwegs wäre. Ich muss doch an dieser Stelle nicht sagen, dass wir im 21. Jahrhundert Leben, ich 18 Jahre alt bin und weder eine Zeit erlebt habe, in welcher Homosexualität Tabu Thema war, noch haben mich meine Eltern zu einem ignoranten, intolerantem Gör erzogen."

Die deutschen ESC-Verantwortlichen haben ebenfalls für Respekt vor dem deutschen Jury-Votum beim Eurovision Song Contest geworben. "Wenn der Sieg von Conchita Wurst als ein Zeichen der Toleranz in Europa betrachtet wird, ist es eine Selbstverständlichkeit, dem Urteil der "music industry professionals" dieselbe Toleranz entgegenzubringen", erklärte Thomas Schreiber, ESC-Teamchef und ARD-Unterhaltungschef, am Montag.

Eine Drohung bei Facebook gegen die ESC-Gewinnerin sei ebenso wenig hinzunehmen wie das unflätige Beschimpfen der deutschen Jurymitglieder für ihre Wahl, betonte Schreiber. "Alle Jurymitglieder sind, unabhängig vom Lebensalter, Größen in der deutschen Popmusik und können erwarten, für ihr Urteil mit einem Mindestmaß an Respekt und Anstand behandelt zu werden."

(das)
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