Eurovision Song Contest Die Erkältung bringt Ann Sophies großen Traum in Gefahr

Wien · Der Auftritt beim Eurovision Song Contest war immer Ann Sophies großer Traum, doch nun gerät er in Turbulenzen. Drei Tage vor dem großen Finale plagt sich die deutsche Vertreterin in Wien mit einer Erkältung herum.

 Bei der Pressekonferenz am Mittwoch zeigte Ann Sophie ein Lächeln. In den nächsten Tagen will sie sich schonen, damit sie für das ESC-Finale fit ist.

Bei der Pressekonferenz am Mittwoch zeigte Ann Sophie ein Lächeln. In den nächsten Tagen will sie sich schonen, damit sie für das ESC-Finale fit ist.

Foto: dpa, jst sab

"Ich bin ein bisschen krank. Ich hoffe, dass ich am Samstag wieder gesund bin", sagt die 24-Jährige nasal klingend und nicht ganz so kess wie an den Tagen zuvor. Schniefen statt Singen. Die Pressetermine am Mittwoch wurden so knapp wie möglich gehalten, einen Gig vor Fans im Eurovision Village, der Fanmeile am Rathaus, sagte sie ebenso ab wie ein Gastspiel in der australischen Botschaft. Schluss mit der Terminhatz, Schonen ist angesagt. Der Auftritt beim Finale ist aber nicht in Gefahr.

 Bei den Proben am Mittwoch gab Ann Sophie ordentlich Gas. Ob sie das am Samstag trotz Erkältung auch kann? Das ist die Sorge der Fans.

Bei den Proben am Mittwoch gab Ann Sophie ordentlich Gas. Ob sie das am Samstag trotz Erkältung auch kann? Das ist die Sorge der Fans.

Foto: dpa, jst kde

Bei ihrer Probe zur Mittagszeit ließ sich Ann Sophie stimmlich noch wenig anmerken. Stimmsicher wie eh und je nutzte sie die drei Durchläufe ihres Songs fürs Feintuning. Die Haare wie gewohnt zu einem Dutt geformt hielt die 24-Jährige im schwarzen Hosenanzug im Gegensatz zur ersten Bühnenerfahrung ihren Rücken bedeckt. Den hatte sie am Sonntag in der ersten Strophe mit lasziven Bewegungen präsentiert. Auch die High Heels mussten diesmal nicht ganz so "high" sein.

Ann Sophie arbeitet an ihrem Auftritt fürs Finale

"Ich glaube, dass es ein eleganter Auftritt wird", sagt Ann Sophie selbstbewusst. Für ihre bisherigen Darbietungen hatte die schlagfertige Brünette viel Sympathie aus aller Herren Länder erhalten. Auf der Bühne wird sie von ihren vier Backgroundsängerinnen unterstützt. Visuell sorgen fünf Scheinwerferlampen und die Projektion von schwarzem Rauch auf der LED-Wand für die nötige Atmosphäre.

Im Vergleich zum Auftritt in Hannover hat Ann Sophie besonders an der Mimik gearbeitet. "Wenn ich das Video von der Vorentscheidung sehe, denke ich immer, kann man das nicht ausschalten", sagt sie. Einmal entkrampfen, bitte! Das Thema Vorentscheidung und die Vorkommnisse am 5. März mit dem Skandal um die Wahl und den Verzicht von Andreas Kümmert versucht die sturmerprobte Hamburgerin weitestgehend zu umschiffen.

"Ich war sehr irritiert und wusste nicht, ob ich mich freuen soll", blickt die gebürtige Londonerin, die optisch und vom Auftreten her ESC-Gewinnerin Lena ähnelt, zurück. Im finalen "Zweikampf" mit Kümmert hatten sich nur rund 22 Prozent für das ESC-Sternchen ausgesprochen, 78 Prozent wollten den "The-Voice-of-Germany"-Star. Seitdem haftet ihr der Ruf der Lückenfüllerin an. In Wien ist das jedoch kein großes Thema.

Buchmacher sehen Ann Sophie nicht vorn

Vor der ESC-Woche in Deutschland kein großes Thema war Ann Sophie selbst. Nach dem souveränen Erfolg gegen andere Newcomer beim NDR-Clubkonzert und dem turbulenten Sieg bei "Unser Song für Österreich" stagnierte die Karriere in heimischen Gefilden. Eine Woche nach dem Charteinstieg auf Platz 29 fiel "Black Smoke" wieder auf den Top 100 heraus. Ihr Album "Silver Into Gold", das namentlich nichts mit den Geschehnissen von Hannover zu tun haben soll, landete auf einem enttäuschenden 82. Platz. Seit Jahren fand kein deutscher ESC-Beitrag mehr so wenig Anklang.

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Auch die Chancen auf einen internationalen Erfolg beim Eurovision Song Contest stehen nicht gut. Wettanbieter sehen den deutschen Beitrag trotz seiner Eigenständigkeit im Balladenmeer eher am Ende des Feldes und auch Experten trauen Ann Sophie, die nach dem Abitur drei Jahre in New York lebte und dort das Schauspiel erlernte, maximal einen Platz im Mittelfeld zu. Selbst würde sie gerne in die Top Ten. Dieses Ziel ist mit einem Startplatz in der zweiten Hälfte aller Teilnehmer am Samstag zumindest wahrscheinlicher geworden.

"Ich habe die Erwartung, dass ich keine Erwartungen habe", sagt Ann Sophie, die nach der Zeit in Wien erst einmal auf Tour gehen möchte. Dann lässt sie sich aber doch zumindest eine kleine Kampfansage für Samstag entlocken: "Aber das ist doch klar, was alle wollen."

(RP)
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