Finale am Abend im Wien Das sollten Sie über den Song Contest wissen

Wien · Der ESC bietet immer Gesprächsstoff: Warum tragen die Slowenen Kopfhörer, die Österreicher seltsame Frisuren? Wir erklären, was wichtig ist.

ESC 2015: Bilder aus Wien
12 Bilder

Eurovision Song Contest: Erste Bilder aus Wien

12 Bilder

Der Punktezettel ist ausgedruckt, die Planung für die Häppchen steht — es ist Finaltag beim Eurovision Song Contest. Ab 21 Uhr (live in der ARD und bei uns im Live-Ticker) kämpfen 27 Nationen in Wien um den Sieg.

Das Kopfhörer-Rätsel Direkt zu Beginn ist eine gewisse Verwirrung programmiert: Das slowenische Duo Maraaya trägt Kopfhörer. Die Sängerin Marjetka Vovk will sich mit ihnen auf der Bühne genauso gut hören wie in einem Tonstudio. Aus dem Spleen wurde ein Markenzeichen. Und es gibt ein neues Instrument im Luft-Orchester: Eine Tänzerin spielt zu "Here For You" Luftgeige. Aber der Song ist gut, er wird nur wegen der frühen Startnummer kaum Siegchancen haben. Da ist die Deutsche Ann Sophie besser dran. Sie kommt mit Startnummer 17.

Die schlimmste Frisur Conchita Wurst hat 2014 mit ihrem Bart halb Europa bezaubert, die andere Hälfte verstört. Die Österreicher schicken wieder einen Frisurenschocker ins Rennen: Bassist Markus Christ von The Makemakes (Nummer 14) wirkt wie aus der Zeit gefallen mit seinem 80er-Jahre-Panini-Bild-Gedächtnislook. Sollte einem das Lied bekannt vorkommen: Der Beitrag stand unter Plagiats-Verdacht, weil es an "The Scientist" von Coldplay erinnern soll.

Eurovision Song Contest (ESC): Unsere Tipps zu den Teilnehmern
29 Bilder

Unsere Tipps zum ESC 2015 in Wien

29 Bilder

EU-Süderweiterung mit Australien Israel gehört wegen seiner besondern Geschichte und Lage zum ESC; in diesem Jahr darf auch Australien mitsingen. Guy Sebastian (Nummer 12) ist der Gast aus Down Under zum 60. Geburtstag des ESC. Sollte er gewinnen, was mit "Tonight again" durchaus machbar erscheint, wird der Wettbewerb 2016 trotzdem in Europa ausgerichtet.

Polit-Lieder Beim ESC geht es in den Liedtexten nicht ausschließlich um die Liebe, die Interpreten schicken politische Botschaften in die Welt. Das kann — wie im Fall Russlands (25) — mit "A Million Voices" ziemlich daneben sein, in dem manche schon Weltmacht-Fantasien vertont hören. Sängerin Polina Gagarina beteuert, ihr ginge es nur um die Liebe. Frankreich widmet sich in "N'oubliez pas" (Vergesst nicht) den Geschehnissen des Ersten Weltkriegs. Armenien erinnert an den Völkermord und fordert im Refrain "Don't Deny" — leugne es nicht. Aus der Türkei wird es dafür sicher keine Punkte geben — wenn sie beim ESC dabei wäre.

Bloß nicht verpassen Schweden schickt mit Måns Zelmerlöw und "Heroes" (10) wie immer einen aussichtsreichen Kandidaten. Allein die Lichtshow sorgt für Aufsehen. Bojana Stamenov aus Serbien (8) macht am Ende den Weather Girls Konkurrenz und Nadav Guedj aus Israel (3) Lust auf Urlaub. Bei den Wettbüros liegen Elina Borg & Stig Rästa ("Goodbye to Yesterday") für Estland (4) vorne. Sie bieten eine amüsante Paar-Show im Nick-Cave-Sound. Giannis Karagiannis aus Zypern (11) hat eine gute Folk-Nummer, die wohltuend ruhig ist — und vermutlich deshalb unter ferner liefen landet. Dieser ESC-Jahrgang ist allerdings musikalisch eher Mittelmaß.

Momente, Getränke nachzufüllen

Die 27 Lieder sind eng getaktet, gut wenn es wie in der Karnevalssitzung schwächere Nummern gibt. Wie Großbritannien mit Electro Velvet "Still In Love With You" auf Nummer fünf — da kann man getrost schon mal die Chips auffüllen und ein neues Getränk holen. Und das Duett aus Litauen (7) sollte man besser auch verpassen. Der Anblick des Kleides der Sängerin könnte bleibende Schäden hinterlassen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort