Eurovision Song Contest Elaiza stürmt aus dem Nichts an die Spitze

Köln · Das gibt es wirklich nur beim Eurovision Song Contest (ESC): Deutschland wird beim größten musikalischen Publikums-Wettbewerb am 10. Mai in Kopenhagen von drei nahezu unbekannten jungen Frauen vertreten. Ela, Yvonne und Natalie sind zusammen "Elaiza", und ihr Song heißt "Is It Right".

Das sind die Mädels von "Elaiza"
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Herz, Hirn und Stimme des Trios ist die 21-jährige Sängerin und Songwriterin Ela, die ukrainisch-polnisch-deutsche Wurzeln hat. Sie und Bandkollegin Yvonne (29), die Akkordeon spielt, lernten sich bei einer Schnaps-Verkostung kennen. Die Dritte im Bunde, Natalie (28), sowie ihr Kontrabass stießen später hinzu. Erst seit dem vergangenen Jahr treten sie zusammen auf.

Dass sie überhaupt im Vorentscheid landeten, verdanken sie einem ESC-Clubkonzert, bei dem sie erst am 27. Februar eine Wildcard für den gestrigen Vorentscheid bekamen. Ihr Song "Is It Right" kam gestern in Köln beim Live-Publikum eindeutig besser an. Für "Unheilig" lief es von Anfang an nicht gut. Dabei war alles so schön geplant: Heute erscheint das neue "Best of"-Album von "Unheilig", gestern Abend wollten der "Graf" und seine Band das Ticket nach Kopenhagen lösen; pünktlich zum 15-jährigen Bestehen der Band. Stattdessen platzte für die Aachener ein Traum. In zwei Abstimmungen setzte sich die Band mit den Songs "Als wär's das erste Mal" und "Wir sind alle eins" durch, doch dann siegte einfach das fröhlichere Lied mit dem authentischeren Auftritt.

Zunächst lagen "Santiano" in der Gunst der Zuschauer vorne

Die Arena favorisierte zumindest in der ersten Runde ziemlich eindeutig zunächst "Santiano", deren Shanty-Rock in den Kölner Ohren offenbar nach vertraut schunkeligem Karnevals-Liedgut klang; die Zuschauer standen auf den Rängen. Danach nahm das Publikum auch die Harfe spielende Punk-Elfe MarieMarie hin, aber dem Berliner Mädchen-Trio "Elaiza" mit seinem verträumten Neo-Foklore-Stil lag es regelrecht zu Füßen. Und das steigerte sich, je öfter das Publikum es zu hören und zu sehen bekam.

Einen unerwartet schwachen Abend mit hörbar angegriffener Stimme legte zunächst Moderatorin Barbara Schöneberger hin, die sich im mutig engen Kleid als eine maskenbildnerische Mischung aus Agnetha von ABBA und Guildo Horn beschrieb. Mit einer Nummer machte sie alles wett: Sie sang mit dem Publikum "Ein bisschen Frieden", mit dem Nicole 1982 den Grand Prix für Deutschland gewonnen hatte — "ein Lied, komponiert für Sie, Herr Putin", sagte Schöneberger dazu in die Kamera.

Eine wirklich gelungene Show

Ganz unabhängig des Ergebnisses ergab die seit 2010 gepflegte Zusammenarbeit zwischen dem NDR, der innerhalb der ARD für den ESC zuständig ist, und Jörg Graboschs Produktionsfirma Brainpool eine wirklich gute TV-Show, die bis zum Finale zwischen Elaiza und Unheilig spannend blieb. Hier gibt es alle Höhepunkte der How mit Reaktionen aus dem Netzt noch einmal zum Nachlesen.

Am Mittwoch hatten führende Mitarbeiter von ARD und Brainpool gewitzelt, je nach Ausgang des deutschen Vorentscheids könne dieser Kölner Abend geradewegs nach Düsseldorf führen. Dorthin hatte der NDR mit seinem Partner Brainpool 2011 nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut in Oslo des ersten deutschen ESC seit mehr als 20 Jahren verlegt, weil keine andere Stadt eine vergleichbare Arena für die Semi-Finals und das Finale anbieten konnte.

Das können die Partner mit einem Berliner Trio nun auf jeden Fall vergessen, selbst wenn "Elaiza" den ESC am 10. Mai in Kopenhagen gewinnen sollten.

(RP)
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