Am Samstag steigt das große ESC-Finale Nix Dorfdisco! Cascada kommt gut an

Malmö · Der deutsche Beitrag Cascada ist neben Bonnie Tyler für das Vereinigte Königreich einer von zwei weltweit erfolgreichen Stars im Line-up des 58. Eurovision Song Contest in Malmö. Überall wo Frontfrau Natalie Horler auftaucht, ist eine Meute von Journalisten und Fans nicht weit. Dem Rummel um ihre Person begegnet sie nach außen hin mit einer Portion Gelassenheit und Witz. Trotz des positiven Feedbacks mag Horler von einem Sieg nicht sprechen.

ESC 2013 - Die Finalisten in Startreihenfolge
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Erobert die "Dorfdisco" Europa? Zumindest in Schwedens drittgrößte Stadt hat es "Glorious" schon einmal geschafft - und kommt sehr gut an. Spätestens nachdem die ersten Beats erklungen sind, wird sich auf Malmös Tanzflächen schon auf die Füße getreten.

Hatten im Vorfeld des ESC in Schweden Teile der deutschen Medienlandschaft das Lied verspottet und es als "Kirmestechno" oder eben "Dorfdisco" bezeichnet, haben viele internationale Journalisten Cascada in ihr Herz geschlossen. Erste erkundigten sich bereits nach Hotelzimmern in Berlin. Aber eins nach dem anderen. Die Buchmacher sehen Deutschland aktuell auf dem sechsten Platz.

Eine Showtreppe aus Glas, zwei Backgroundsängerinnen und eine ordentliche Ladung Pyrotechnik: Cascadas Auftritt zu ihrem Dance-Hit "Glorious" wird im großen Finale in jedem Fall auffallen. Das silber-schwarze korsettähnliche Oberteil aus dem Vorentscheid im Februar ist einem güldenen Kleid mit viel "Bling-Bling" gewichen.

Die Beine sind ein Stück weit mehr bedeckt, im Vergleich zum Auftritt in Hannover dürften auch ein paar Kilos gepurzelt sein. Sängerin Natalie Horler ist bereit für ihren großen Auftritt, den am Samstagabend über 100 Millionen Zuschauer an den Fernsehschirmen verfolgen werden.

Um sechs Zentimeter gekürzt

Über die zweite Probe am Mittwoch äußerte sich Horler zufrieden. Es gebe immer Kleinigkeiten zu vergessen, Sänger seien eben kritisch. In der ersten Probe hatte sich noch ein Stöckelschuh Horlers in der Schleppe verfangen. Um nicht erneut in Stolpergefahr zu geraten, zog sie ihre Schuhe für zwei weitere Durchläufe aus.

Mittlerweile war das Stück Stoff beim Schneider und wurde um sechs Zentimeter gekürzt. Dafür plagen Horler angeblich Stimmprobleme, obwohl sie in den Proben auch stimmlich einen guten Eindruck machte. "Meine Stimme ist immer schnell angeschlagen, weil ich rede immer zu viel", sagt Natalie, die schnell zu "Schnatter-li" werden kann.

Die Folge: Interviewtermine werden abgesagt, den offiziellen Veranstaltungen um den ESC herum stattet man nur einen kurzen Besuch ab. Während sich andere Interpreten im EuroClub vergnügen, heißt es für die deutsche Delegation: Feiern ist nicht, die Konzentration liegt auf dem Samstag.

Doch auch ohne Feierlichkeiten fühlt sich Horler in Schonen, der südlichsten Region in Schweden pudelwohl. Am Montag wurde Cascada vom deutschen Botschafter in Schweden Dr. Harald Kindermann empfangen, den Dienstag nutze die deutsche Delegation zu einem Ausflug an den Strand. Dort probierte Horler Bogenschießen und Axtwerfen aus. Töne treffen liegt der blonden Bonnerin mehr.

"Der Eurovision Song Contest ist das größte, was wir mit Cascada je gemacht haben", behauptet die 31-Jährige, die mit "Evacuate The Dancefloor" in den USA und Großbritannien Michael Jackson im Jahr 2009 vom Chartthron stieß. "Als uns unser Plattenlabel gefragt hatte, ob wir nicht beim ESC teilnehmen wollen, waren wir sofort begeistert. Es gibt eine eigene Eurovisionswelt, das ist total spannend."

"Man weiß nicht, was die Leute mögen"

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum sich Cascada am Samstag der internationen Konkurrenz stellen will: "Ich will meinen Kindern irgendwann einmal sagen können, Mama hat bei der Eurovision gesungen."

Ob Mama dann auch von einem Sieg berichten kann? Darüber redet Horler nicht so gern. "Wir müssen 150 Prozent geben und dann schauen, was passiert. Man weiß nicht, was die Leute mögen. Da müssen wir abwarten."

Ein Hindernis zu einem möglichen Sieg Cascadas wird die frühe Startnummer sein. Bei der Auslosung der Starthälfte zog Horler ein Kuvert mit dem Inhalt "Erste Hälfte" aus dem Glasbehältnis. Die Gesichter der deutschen Delegation verrieten, dass sie dies nur zu gern vermieden hätten.

Der letzte ESC-Sieg aus der ersten Teilnehmerhälfte gelang der Ukrainerin Ruslana im Jahr 2004 in Istanbul. Experten befürchten, dass Deutschland das Finale am Samstag sogar eröffnen darf oder muss. Seit diesem Jahr wird die Startreihenfolge von den Produzenten der Show bestimmt. Ein schnelles Lied mit der Textzeile "Tonight we can be glorious" dürfte sich perfekt als Eröffnungsact eignen. Am Freitagnachmittag ist man in der Beziehung schlauer…

Falls es mit der Musik irgendwann nicht mehr klappen sollte, hat die Deutsch-Britin bereits einen Plan B in der Tasche: "Da meine Eltern aus Großbritannien kommen und ich in Deutschland aufgewachsen bin, kann ich beide Sprachen fließend. Zur Not kann ich damit mal in einem Hotel arbeiten."

(csr)
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