Frankreich trauert um Superstar Hallyday Au revoir Johnny

Hunderttausende haben am Samstag in Frankreich Abschied von Johnny Hallyday genommen. Emmanuel Macron würdigte den Sänger als einen Teil Frankreichs.

Frankreich trauert um Superstar Hallyday: Au revoir Johnny
Foto: afp

Es war der letzte große Auftritt des Johnny Hallyday. Ein Auftritt, wie ihn der Sänger nicht besser in Szene hätte setzen können. Der weiße Sarg, der von Polizisten eskortiert im Trauerzug die Champs Elysées hinunter fuhr, gefolgt von 700 Motorradfahrern. Hunderttausende Fans, die am Straßenrand standen. Seine Lieder, die die Weggefährten auf der Bühne vor der Madeleine-Kirche spielten. Dazu in der Mitte der leere Platz mit seiner Gitarre. "Er war ein Teil Frankreichs", sagte Präsident Emmanuel Macron in seiner Trauerrede. Deshalb war es auch ein ganzes Land, das am Samstag in Paris Abschied nahm wie von einem Nationalheiligen. Ein Ereignis, wie es Frankreich seit der Beerdigung von Edith Piaf 1963 nicht mehr erlebt hatte.

Eine "hommage populaire", eine Würdigung durch das Volk, sollte es werden. Kein Staatsakt wie einen Tag zuvor für den Schriftsteller Jean D'Ormesson. Eher eine Art Volksfest für einen Mann, der von allen Gesellschaftsschichten in Frankreich gehört wird. Vor allem in der Provinz hatte der 74-Jährige in seiner fast 60-jährigen Karriere Erfolg gehabt.

Deshalb kamen die Fans von teilweise weit her, um ihr Idol ein letztes Mal zu sehen. Stundenlang harrten sie in der Kälte an der Strecke aus, die der Trauerzug entlang fuhr. Vom Arc de Triomphe über die Place de la Concorde bis zur Madeleine standen viele Biker und Doppelgänger mit Spitzbart und zurückgekämmten Haaren, um immer wieder "Johnny" zu rufen und seine Lieder anzustimmen. Weiträumig war das Areal abgesperrt, die Metrostationen rund um die Strecke geschlossen. 1500 Polizisten wachten über das Großereignis - so viele, wie sonst nur an Silvester.

"Für viele ist er ein Bruder gewesen"

Nicht nur Emmanuel Macron, auch die Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy und François Hollande waren gekommen, um dem Musiker die letzte Ehre zu erweisen. Dazu viele Politiker und Stars wie Jean Dujardin, Jean Reno und eine in Tränen aufgelöste Marion Cotillard. In der Madeleine-Kirche, die ein riesiges Herz aus weißen Blumen schmückte, fanden nur rund 1000 Trauergäste Platz. Deshalb wurde die Zeremonie auf Großleinwänden nach draußen übertragen. "Für viele ist er ein Freund, ein Bruder gewesen", erklärte Macron das Phänomen "Johnny", der mehr als 100 Millionen Platten verkauft hatte. "Für uns war er unbesiegbar, denn er war ein Teil des Landes", ergänzte der Präsident, der auf den Stufen vor der Madeleine-Kirche zu der Menge sprach. "Ein Teil, den wir lieben." Der Präsident schloss seine kurze Ansprache mit der Aufforderung: "Applaudiert Monsieur Johnny Hallyday!"

Der Musiker hinterlässt drei Frauen, vier Kinder und drei Enkel. Die Aufmerksamkeit galt aber vor allem einer: Laetitia Hallyday, der vierten Frau des Sängers. Die 42-Jährige, die von ihren Adoptivtöchtern Joy und Jade begleitet wurde, blieb während der Zeremonie gefasst. Lediglich als sie zusammen mit ihren Kindern den Sarg zum Abschied küsste, brach sie in Tränen aus. Das blonde Ex-Model trug über dem schlichten schwarzen Rollkragenpullover das silberne Kreuz, das ihr Mann bei seinen Konzerten um den Hals hatte.

"Johnny National", der die großen Auftritte liebte, stand zuletzt im Sommer auf der Bühne - damals schon schwer krank. Im März hatte er seine Lungenkrebserkrankung bekannt gemacht. Auf einem Foto im Kurznachrichtendienst Twitter zeigte er den Stinkfinger und schrieb dazu: "Im Studio für ein neues Album. Fuck the Cancer".

Zuletzt bei Tod Edith Piafs so viele Trauernde

In seiner kämpferischen Art, mit der er auch mehrere Lebenskrisen überstand, ging er ein paar Monate später mit seinen Kollegen Eddie Mitchell und Jacques Dutronc ein letztes Mal auf Tournee. Seine Musiker begleiteten ihn auch auf seinem letzten Weg. Seinen Song "Je te promets" spielten sie auf der Gitarre, als die Familienangehörigen Kerzen auf den Sarg stellten. Auch seine anderen Lieder erklangen den ganzen Vormittag rund um die Madeleine, wo ein riesiges Schwarz-Weiß-Foto des Stars hing. Als der Sarg in die Kirche gebracht wurde, stimmte die Menge den größten Hit des Sängers an: "Que je t'aime".

Eine ähnliche Trauer wie um Johnny Hallyday hatte Frankreich nur zweimal erlebt: beim Tod von Victor Hugo 1885, als sich zwei Millionen Trauernde versammelten, und dem von Edith Piaf 1963. Damals gingen rund 500.000 Menschen auf die Straße, um von dem "Spatz von Paris" Abschied zu nehmen. Im Gegensatz zu Piaf, die auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt ist, soll Jean-Philippe Smet, wie Hallyday eigentlich heißt, auf der Karibikinsel Saint Barthélemy bestattet werden. Und zwar in aller Stille am Montag. In Paris gab Line Renaud ihrem einstigen Schützling die letzten Worte mit auf den Weg. "Unsere Liebe für dich wird nicht sterben", sagte die Schauspielerin zum Ende der Zeremonie. "Au Revoir Johnny".

(cl)
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