Stimmbruch gleich Karrierebruch "Mama"-Sänger Heintje feiert 60. Geburtstag mit neuer Platte

München · "Mama" sang Heintje 1967. Und so wie er es sang, berührte er ein ganzes Volk. Oder zumindest den weiblichen Teil der Deutschen. Nun wird der Sänger 60 Jahre alt und veröffentlicht ein neues Album.

 Heintje ist mittlerweile deutlich aus dem Stimmbruch raus.

Heintje ist mittlerweile deutlich aus dem Stimmbruch raus.

Foto: ddp

"Troubadour der Mütter", taufte die Wochenzeitung "Die Zeit" den aus den Niederlanden stammenden Hein Simons. Auch fast fünf Jahrzehnte nach seinem Schmachthit kann der am Mittwoch 60 Jahre alt werdende Heintje noch von seinen alten Erfolgen leben - als mit dem Stimmbruch der Karrierebruch kam, war er längst Multimillionär.

"Vertrau auf Dein Herz", heißt das Album, das Hein Simons am 4. September aus Anlass seines runden Geburtstags veröffentlicht. Falls nichts Ungewöhnliches passiert, wird das Album das Schicksal der mehr als ein Dutzend Alben teilen, die der Schlagersänger nach seinem Stimmbruch noch veröffentlichte: Keines davon schaffte es in die deutschen Charts. Damit ist nicht in Erfüllung gegangen, was die Manager des Sängers in dessen Pubertät vorausgesagt haben: Eine Karriere wie Peter Alexander werde er machen - eine krasse Fehleinschätzung.

Doch auch wenn die Karriere von Hein Simons nicht mit der von Peter Alexander zu vergleichen ist, sucht die Karriere des Kinderstars Heintje nach einem vergleichbaren Erfolg. Der am 12. August 1955 in Kerkrade geborene Heintje lernte in der Kneipe seiner Eltern das Singen. Dort lief in der Jukebox der italienische Tenor Robertino mit seiner Single "Mamma" - ein Lied, das das Kind mit Wonne imitierte. Als Zehnjähriger sang er es 1965 bei einem Gesangswettbewerb und gewann.

Der Produzent Addy Kleijngeld wurde durch den Wettbewerb auf den Jungen aufmerksam. Er holte Heintje zu sich ins Studio und ließ ihn zwölf Lieder einsingen, im Gegenzug erhielt der Junge ein Pony. Nachdem das Album in den Niederlanden ein Erfolg wurde, stieg der deutsche Produzent Wolfgang Roloff mit ein und ließ Heintje auf Deutsch singen. 1967 trat Heintje im ZDF auf und sang in der Sendung "Der goldene Schuss" sein inzwischen mit einem deutschen Text ("Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen") unterlegtes Lied.

Nur ein Jahr nach diesem Auftritt erhielt Heintje zehn goldene Schallplatten auf einen Schlag - die Deutschen waren verrückt nach ihm. Bis zum Ende seiner Kinderkarriere stiegen seine Verkaufszahlen auf insgesamt 40 Millionen Schallplatten, dazu kamen Erfolge mit Kinofilmen.

Der Junge singe "Lieder für wunde Herzen", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Friedhöfe meldeten, dass Heintjes "Mama" bei den Beerdigungs-Hits mit Händels "Largo" weit vorne steht. Und Heintje bediente das Kitschbild, für das er stand. "Wenn du Kummer hast, dann sing' ich für dich, du liebe Omi", sagte der Knabe.

Doch Heintje entdeckte nicht nur das Herz der Frauen, sondern auch früh deren Körper. Mit elf Jahren der erste Kuss, mit fünfzehn Jahren der erste Sex, mit achtzehn Jahren nach eigenen Worten schon unzählige Affären. "Ich habe die eine Frau abgeliefert und bin zur nächsten gefahren", sagte er einmal dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Man sollte niemanden so behandeln, wie ich das getan habe."

Heute ist er selbst ein von seiner Frau verlassener Mann. Nach 33 Jahren scheiterte im vergangenen Jahr seine Ehe, aus der er zwei Söhne und eine Tochter hat. Auf dem gemeinsam mit seiner Frau geführten Reiterhof lebt Hein Simons inzwischen alleine - dort tüftelte er an den Liedern, mit denen er nun wieder an alte Erfolge anknüpfen will.

(AFP)
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