Helene-Fischer-Konzert in Köln "Köööööööln!"

Fünfmal in sechs Tagen tritt Helene Fischer in Köln auf. Am Dienstag gab sie ihr erstes Konzert – und wurde zwischenzeitlich Mensch.

 Helene Fischer beim Auftakt ihrer Deutschland-Tour in Hannover am 12. September

Helene Fischer beim Auftakt ihrer Deutschland-Tour in Hannover am 12. September

Foto: dpa

Fünfmal in sechs Tagen tritt Helene Fischer in Köln auf. Am Dienstag gab sie ihr erstes Konzert — und wurde zwischenzeitlich Mensch.

Nach 75 Minuten verlassen die Menschen das erste Mal die Lanxess-Arena. Während sie Pippi machen und Cola kaufen und Fan-Shirts, macht Helene Fischer Pause. Wohlverdiente Pause — 75 Minuten lang hat sie schließlich gesungen und geturnt und getanzt, nach der Pause geht es noch einmal weiter. 180 Minuten insgesamt, in Köln gleich an fünf Abenden. An allen fünf Abenden ist die Arena voll, insgesamt werden rund 80.000 Menschen die Sängerin dort gesehen haben. Am Dienstag war der Aufgalopp zu den Fischer-Festspielen.

Zu der derzeit erfolgreichsten Sängerin Deutschlands, die ihren Durchbruch mit "Atemlos" hatte, kommen Frauentrüppchen mit rosafarbenen Plastiksektgläsern, Eltern-Kind-Duos in Helene-Fischer-Partnershirts, gesetzt wirkende Senioren im Sakko, junge Männer mit Barbour-Jacke und sehr akkuratem Scheitel. Jedes Alter, jeder Style — Helene Fischer ist der showgewordene Kompromiss.

Plötzlich hängt sie über Kopf über der Bühne

Immer wenn die Sängerin, die zu Beginn des Abends im Glitzerbody auf die Bühne schwebt, "Köööööööln!" ins Mikro ruft, tobt die Halle. Die Ränge, der große, bestuhlte Innenraum, der kleinere Bereich der Stehkartenbesitzer. Und wie auch immer man zu ihrer Musik steht: Fischer und ihre 20 Tänzer liefern eine perfekte Show ab.

Für ihre Tour hat die ausgebildete Musicaldarstellerin mit Artisten von "45 Degrees — a Division of Cirque du Soleil" in Montreal in Kanada trainiert, und das Ergebnis ist beeindruckend: Die 33-Jährige schwebt an Seilen durch die Halle, lässt sich in rund 15 Metern Höhe herumwirbeln, hängt plötzlich über Kopf über der Bühne.

All das dürfte nur funktionieren dank unfassbarer Armmuskeln, einer tierischen Körperspannung und noch viel, viel mehr Disziplin. Was Fischer da veranstaltet, ist nicht ein bisschen Show-Gehüpfe, sondern Akrobatik vom Feinsten. Sollte der Eindruck richtig sein, dass Fischer in diesen Hardcore-Situationen nicht live singt, sondern sich ein bisschen vom Playback helfen lässt, wäre das geschenkt.

Jede Geste, jede Bewegung, vermutlich sogar jeder Blick sitzt

Helene Fischer ist unglaublich professionell, jede Geste, jede Bewegung, vermutlich sogar jeder Blick sitzt so wie jedes der acht Kostüme. Sie hat die 15.000 Menschen im Griff, bringt sie zum Singen und Kuscheln und Handys-Zücken. In sich ist diese Gruppe, die sich zum Köln-Auftakt in der Arena eingefunden hat, so gar nicht homogen, und doch wirken alle zusammen, als hätten sie jetzt schon den Abend des Jahres.

Kleine, feine Risse in diesem sehr perfekten Bild sind selten: Es gibt sie nur, wenn Fischer mit dem Publikum spricht, das sie konsequent "meine Lieben" nennt und dem sie immer wieder sagt, wie sehr sie sich freut, die ganze Woche in Köln zu sein. Manchmal haspelt sie dann ein kleines bisschen, muss Sätze neu anfangen. Dann merkt man, dass ihr das Tanzen und Darstellen und Singen mehr liegt als das Reden. Und dass auch Helene Fischer keine Maschine ist.

(grof)
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