Holstein hört Chairlift: „Something“

Düsseldorf · Seit ich ein Kind habe, höre ich schon sehr früh am Morgen Musik. Man kann dann allerdings noch nicht jede Platte hören, wegen des Kindes, weil man noch nicht ganz wach ist, und an die Nachbarn muss man ja auch denken, denn die schlafen um 6 Uhr noch. Sun Ra höre ich nun also seltener, die Bad Brains ebenfalls.

 Chairlift "Something"

Chairlift "Something"

Foto: Label

Stattdessen lege ich Alben auf, die man — im besten Sinn — als Nebenbei-Platten bezeichnen kann. "Rome" von Danger Mouse ist ein Beispiel. Schöne Musik, bisschen dekorativ vielleicht. Aber bevor man "Ritter Rost" anstellt, nimmt man lieber so etwas. Familienplatten sind nicht leicht zu finden, einem Bekannten ist es kürzlich zwar gelungen, die letzte Arcade Fire, "Suburbs", als Konsensmusik für daheim durchzusetzen. Aber das sind Ausnahmen. Familienplatten erscheinen eigentlich nur alle Jubeljahre.

Umso glücklicher bin ich über "Something", die neue CD des amerikanischen Duos Chairlift. Das ist Synthiepop, der die 80er Jahre nicht 1:1 imitiert, sondern charmant zitiert. Chairlift klingt ein wenig wie Washed Out, aber ohne allzu verträumt zu sein. Sie erinnern an MGMT, aber ohne die dicke Zuckerkruste. Für Menschen, die in den 80er Jahren sozialisiert wurden, ist Frauengesang auf Beats und Synthesizerflächen sowieso das Schönste, und Chairlift macht ebensolche Musik. Textprobe: "Were you at that one party / The one up on the ninth floor / Were you the quit one / Who stopped to hold the door", heißt es im Song "Met Before".

Einige Titel wurden übrigens von Alan Moulder produziert, und den werden viele noch kennen, der war nämlich schon Produzent der alten Helden Ride und Jesus & Mary Chain. Falls jetzt noch jemand unentschlossen ist: Einfach bei Youtube den Titel "Amanaemonesia" anhören. Danach ist jeder Chairlift-Fan.

(rm)
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