Holstein hört Friedrich Gulda: "Mozart. Piano Concertos Nr. 20 & 21"

Düsseldorf · Mein Sohn David ist vier Jahre alt, und jeden Abend darf er eine Sendung im Kika gucken. Abends kommt dort die Zeichentrickserie "Little Amadeus", die sieht er am liebsten. Es geht um den jungen Mozart, er ist pfiffig und sympathisch, und wenn er in Schwierigkeiten gerät, dann macht er einfach Musik, und alles ist wieder gut.

David mag die Sendung so gerne, dass er heute Morgen bat, wir sollten doch "Little Amadeus" nachspielen. Er wollte Amadeus sein, Sandra sollte die Rolle von Mozarts Schwester Nannerl übernehmen, ich die des Vaters Leopold. Also sprach ich mit tiefer Stimme: "Amadeus, willst Du Kakao oder Möhrensaft?", und David antwortete: "Amadeus möchte Möhrensaft."

Ich wollte das Interesse meines Sohnes fördern, ich wollte ein guter Vater sein, also legte ich "(Rock Me) Amadeus" von Falco auf. Ich war sehr bewegt, denn auf der Innenhülle der LP "Falco 3" fand ich diesen mit Kuli geschriebenen Vermerk: "Philipp, Februar 1986". Da war ich 13! "Das war Papas Zeit", sagte ich.

David fragte, ob das denn die Musik sei, die Mozart gemacht habe. Ich sagte nein und fragte, ob er Mozarts Musik mal hören wolle. Er nickte, also suchte ich die Platten mit Mozarts Klavierkonzerten heraus: Wiener Philharmoniker, Friedrich Gulda, Deutsche Grammophon. Wieder freute ich mich sehr beim Auspacken der LPs, und ich erzählte, dass ich sie für 5 Euro aus dem Ramsch eines Plattenhändlers befreit, bisher aber eher selten aufgelegt hatte.

David saß auf dem Sofa, hörte zu und sagte: "Die Musik ist viel schöner als die von eben." Da begriff ich: Mein Sohn hatte das erste Mal gegen mich rebelliert. Ich war sehr glücklich.

(das)
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