"Uptown Special" von Mark Ronson James Brown wäre stolz auf ihn

London · Bisher hat Mark Ronson mit seiner Musik vor allem anderen Künstlern einen Gefallen getan. Er hat Rappern den Weg aus dem Untergrund in die schillernde Popwelt ermöglicht, Amy Winehouse als Produzent zum Superstar gemacht und verhilft Bruno Mars mit der Single "Uptown Funk” zu denn nächstem Megahit. Doch mit seinem vierten Studioalbum tut Ronson dem Hörer, aber auch der Musikgeschichte einen Gefallen.

 Mark Ronson zitiert auf "Uptown Special" Größen wie James Brown und Stevie Wonder.

Mark Ronson zitiert auf "Uptown Special" Größen wie James Brown und Stevie Wonder.

Foto: ap

Bisher hat Mark Ronson mit seiner Musik vor allem anderen Künstlern einen Gefallen getan. Er hat Rappern den Weg aus dem Untergrund in die schillernde Popwelt ermöglicht, Amy Winehouse als Produzent zum Superstar gemacht und verhilft Bruno Mars mit der Single "Uptown Funk” zu denn nächstem Megahit. Doch mit seinem vierten Studioalbum tut Ronson dem Hörer, aber auch der Musikgeschichte einen Gefallen.

Wer "Uptown Special” hört, fühlt sich als würde er durch ein Lexikon blättern. Die Seiten sind voll von Bildern und Zitaten. Alles löst Assoziationen aus, jedes Foto, jeder Texthappen macht Hunger auf mehr. Mark Ronson schreibt mit seiner Musik diese Seiten. Schon auf Seite eins steht in großen Buchstaben: "STEVIE WONDER". Im Intro spielt die Legende Mundharmonika. Es sind Klänge, die so einprägsam sind, dass sie einem nicht aus dem Kopf gehen. Das liegt auch daran, dass sie auf dem Album mehrfach wiederholt werden.

Beim zweiten Lied dauert es ein wenig, bis man erkennt, worauf sich dieser musikalische Lexikonartikel bezieht. "Summer Breaking” fängt langsam an, eine verzerrte Gitarre setzt ein und man denkt an Carlos Santana. Als begleitende Lektüre empfehlen sich jetzt die Artikel "schöne Frauen”, "lateinamerikanische Tänze” und "Cocktails mit Rum”. Auch der Verweis zu "Tanzfläche” und "wilde Bewegungen” steht unter dem Text.

Gleich mehrfach zitiet Mark Ronson auf "Uptown Special” den Ur-Vater des Funk, James Brown. Am deutlichsten tut er das auf "Feel Right”. Rhythmus und Text sind vom Klassiker "Sex Machine” geliehen. Der Rapper Mystikal übernimmt den Part des extrovertierten Antreibers. Und auch Mystikals kriminelle Vergangenheit lässt Parallelen zum "Godfather of Soul” zu. Doch moralisch ist "Feel Right” hoch fragwürdig. Im Raum steht die Frage, ob man einen Mann, der wegen Vergewaltigung im Knast saß, unbedingt ein Lied voller sexueller Anspielungen singen lassen muss.

Ein weiteres Zitat auf James Brown ist das Lied "I Can't Loose”. Musikalisch klingt das Stück eher wie "Earth, Wind and Fire”, aber es ist die Geschichte, die es so interessant macht. Mark Ronson ist auf der Suche nach einer geeigneten Stimme durch die Südstaaten der USA gereist. In einem Gospelchor hat er die Sängerin Keyone Starr gefunden und damit genau dort, wo auch James Brown seine ersten Erfolge feierte.

Mit "Daffodils” gelingt es Mark Ronson, sein eigenes Kapitel in das Lexikon der Musikgeschichte zu schreiben. Der Funk-lastige Rhythmus wird durch sphärische Klänge ergänzt und damit entsteht etwas neues. Dieses Lied muss man laut hören. Der Bass, die Gitarrenklänge treffen einen wie eine Welle. Der Körper wird mitgerissen, muss sich einfach bewegen. Diese Welle könnte Ronson ganz hoch in die Charts dieses Jahres spülen.

Trotz dieser Eigenkreation schweben über dem Album die großen Vorbilder. Die Melodie aus dem Intro von Stevie Wonder wird auf den Stücken "Crack in the Pearl” und "Crack in the Pearl, Pt. II” noch einmal aufgegriffen, sie bilden eine Klammer. Immer wird es mal kurz ruhig, dann wieder exzentrisch, laut und temperamentvoll. Genau so wie bei Shows von James Brown. Wonder kann und Brown würde sicherlich stolz auf Mark Ronson sein.

(ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort