Musiker feiert 85. Geburtstag James Last lehrte uns den Pop

Baden-Baden · Ist das nicht der Inbegriff von Lässigkeit: auf die Bühne gehen, das Publikum anlächeln, bis drei zählen und per Fingerschnipsen ein 40-köpfiges Orchester anleiten? Nur einer kann das, in Deutschland jedenfalls, einer allein darf sich mit dem Adelstitel "Bandleader" schmücken: James Last.

 James Last wurde als Hans Last in Bremen geboren.

James Last wurde als Hans Last in Bremen geboren.

Foto: dpa, Carsten Rehder

Am Donnerstag feiert der als Hans Last in Bremen geborene Klangkünstler seinen 85. Geburtstag, und das ist eine schöne Gelegenheit, für Gerechtigkeit zu sorgen. Man sollte ihn nämlich bitte nicht mehr unterschätzen, nicht bloß an den blöden Ausdruck "happy sound" denken, wenn man seinen Namen hört, und auch nicht an die schlimmen Verkleidungen auf den Plattenhüllen der 70er Jahre. Wobei da ja tatsächlich fürchterliche Sachen erschienen sind, man google nur mal das Cover von "Op Klompen" aus dem Jahr 1969. Darauf ist er in Holzschuhen zu sehen, und das sieht so bescheuert aus, dass man erstmal einen Meter Genever braucht, um sich zu beruhigen.

So etwas sei ihm aber verziehen, denn James Last, und das darf man nicht vergessen, hat den deutschen den Pop beigebracht. Er hat sie mit seinen "Nonstop Dancing"-Platten das Tanzen gelehrt. 17 Alben gab es in dieser Reihe, alle liefen ohne Pause durch. Und damit die eigene Party im selbst ausgebauten Keller ein bisschen so klingt wie die im New Yorker Loft, reicherte Last seine Musik mit Gesprächsfetzen, Juchzen und Lachern an. Er war der Katalysator der Ausgelassenheit. In England, wo sie das Prinzip Pop besser verstehen, hat nur Elvis mehr Platten verkauft — die Beatles und die Stones rangieren hinter dem Deutschen. Exportschlager Last. Bloß in den USA verstanden sie ihn nicht.

Bevor er selbst zum Popstar wurde, richtete Last die "Dreigroschenoper" mit Helmut Qualtinger und Karin Baal ein. Er arrangierte Schlager für Peter Alexander, Caterina Valente — und für Freddy Quinn das Lied "Junge, komm bald wieder". Er machte Soul und Funk, und wer sich verblüffen lassen möchte, sollte das Album "Well Kept Secret" hören, das er in L.A. aufnahm. Das ist Jazz, da hat einer offensichtlich Miles Davis gehört und war fasziniert, und nun wollte er genauso grooven und auch so schwarz klingen.

Irgendwann merkte Last dann, dass er sich nur etwas anzusehen brauchte, eine Landschaft oder eine Frau, die ihm gefiel, und dazu automatisch eine Melodie durch seinen Kopf wehte. Er hat jede dieser Melodien eingefangen und auf Platte gepresst. Last pflückte Melodien, die Ernte war reich. Er wusste, dass man in die Köpfe der Menschen kommen muss, wenn man populär sein will. Last kam hinein. Und: Er blieb drin.

Dazu herzlichen Glückwunsch.

(RP)
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